Wo die Wasser sich finden australien2
Problem, Bec. Ich helfe dir gern. Du kennst mich, im Feilschen bin ich ganz groß. Ich werde dir den verdammt besten Dammbau-Deal aushandeln, den es je gab. Und«, sagte er mit fester, aber freundlicher Stimme, »hör endlich auf, auf Samtpfoten um mich rumzuschleichen. Dein alter Herr ist altersmilde geworden, siehst du das nicht? Ich werde nicht zweimal denselben Fehler begehen. Du wirst auf dieser Farm Großes leisten. Du brauchst mir nicht jede Kleinigkeit zu erklären, denn ich verlasse mich auf dein Urteilsvermögen. Ich werde dir helfen, wo und wie ich kann.«
Er zwinkerte ihr zu. Rebecca spürte, wie sie ein warmes Kribbeln überlief. Sie lächelte ihn an. Er fuhr fort: »Schau bei mir vorbei, wenn du morgen von der Hütte zurückkommst. Ich mache dir einen Braten.«
»Das wäre super, Dad!«
»Und beim Essen will ich was Geschäftliches mit dir besprechen. «
»Etwas Geschäftliches?«
»Genau. Ich will dir einen Welpen abkaufen.«
»Einen Welpen?«
»Wenn ich dir mit nur einem Arm von Nutzen sein soll, dann sollte ich lieber lernen, mit einem von deinen komischen Hunden zu arbeiten. Schließlich kann ich keinen Pick-up mit Gangschaltung mehr fahren und auch nicht auf dem Motorrad um die Herde herumbrausen. Ich muss still und leise arbeiten. Mit Pferd und Hund. So wie es sich gehört. Könntest du mir dabei helfen?«
»Natürlich, Dad«, sagte Rebecca liebevoll. »Am besten fängst du an, indem du ein tolles Handbuch über die Kelpie-Ausbildung liest, das ich drüben habe, ein Buch von Tony Parsons.«
»Du gibst mir jetzt schon Hausaufgaben?«
»Bist du nun offen für neue Ideen oder nicht, Dad?«
Er lächelte sie an. »Natürlich. Von jetzt an gehe ich mein Leben anders an.«
»Wer sagt denn, dass man einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen kann?« Rebecca drehte sich um und trat aus der Tür in die Sonne. Umtanzt von ihren Hunden, eilte sie im Laufschritt in Richtung Stall, wo Inky schon angebunden bereitstand.
Aus purem Übermut ließ Rebecca Ink Jet freien Lauf. Vor Anstrengung schnaubend, trabte die Stute die steilen Felspfade bergan, mit fliegender Mähne und auf den Steinen klopfenden Hufen oder auf den Fels klickenden Eisen. Bec saß vorgebeugt im Sattel und trieb die Stute weiter an. Die Satteltaschen waren mit Zaunspannern, Kneifzange und Proviant für ihr Abendessen in der Hütte schwer beladen. Ein Jutesack mit Salz für die Rinder war vor dem Sattel festgeschnürt, sodass er auf Inkys starkem Hals ruhte.
Obwohl sie so schwer beladen war, genoss die kräftige, stämmige Stute den Auslauf in der Bergluft. Bec sah, wie Inky die Ohren aufstellte, als sie auf einem Plateau ankamen. Ein kalter Wind hob Becs Haare von ihren Schultern und ließ ihre Wangen rot leuchten. Mit einem kurzen Kommandopfiff schickte sie die Hunde voraus, den Weg zu erkunden.
Sie duckte sich unter den verzerrten weißen Ästen der Berg-Eukalyptusbäume durch und folgte dann der Biegung im Weg, die sie auf eine offene, baumlose Weide führte. Der Frühling machte sich schon bemerkbar, das gelbbraune
Gras zwischen den Schneeflecken erholte sich, und kräftige, leuchtend grüne Stängel begannen zu schießen.
Unter einem Saum von Bäumen am Rand der Hochebene lehnte sich Bec plötzlich im Sattel zurück. Die dahintrabende Stute stockte und blieb am Rand einer Klippe stehen. Inkys Ohren zuckten nach vorn. Rebecca, ihre vier Hunde und die Stute blickten über das weite Land voller Niederungen und Bergkämme. Buschland, so weit das Auge reichte. Heaven’s Leap hieß dieser Fleck, ein Name, der auf die Goldgräber zurückging. Sie hatte immer davon geträumt, Charlie zu diesem »Himmelssprung« zu bringen. Sie hatte sich ausgemalt, wie sie ihn auf die Schluchten aufmerksam machen würde, wie sie ihm die Quelle der zwei Bergflüsse zeigte. Zwei Flüsse, die sich in einer Felsenklamm vereinten und gemeinsam der satten Flussebene zubrausten. Als ein einziger Fluss, der Rebecca River.
Hier oben war der Wind so eisig, dass ihre Lippen brannten. Sie trank sich an dem Ausblick satt und rief sich dabei die letzten paar Wochen in Erinnerung. Die Veränderungen in ihrem Vater. Die Begeisterung darüber, dass der Kredit für die Erneuerung der Farm gewährt worden war. Das Gefühl löste immer noch ein Kribbeln aus. Sie spürte eine innere Stärke, die, wie sie wusste, aus der Unterstützung und dem Trost ihrer Familie rührte. Dass sich alles so gut entwickelte, brachte sie zum Lächeln. Doch hier oben, am Rand des
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