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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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ihr zu reden, wenn sie nicht auf mich zugegangen wäre und mich gefragt hätte, ob wir nicht an einem Projekt für unsere Mittelstufenprüfung in Musik zusammenarbeiten sollten. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Als ich das erste Mal ein Haar von ihr auf meinem Blazer fand, durchlief mich ein warmes Gefühl.
    Zu meiner Überraschung – und der aller anderen – waren wir ein fantastisches Team. Zuerst hatte es ein paar Reibereien gegeben, weil meine Vorstellungen mehr in Richtung Rockmusik gingen, während sie eher auf klassische Musik stand, aber das erwies sich bald als Vorteil. Freya kam auf Sachen, auf die ich nie gekommen wäre, und umgekehrt war es genauso. Zwischen Melodien und Tremolos lernten wir uns kennen – und im Handumdrehen wurde ich süchtig nach Freya und konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Das Problem war, dass ich immer noch zu schüchtern war, sie außerhalb des Unterrichts anzusprechen. Sie war immer von Leuten umschwirrt – und mir wäre nicht wohl dabei gewesen, da mitzumachen.
    Nur gut, dass ich herausfand, dass Freya samstags in einem altmodischen Café in der Nachbarstadt jobbte. Die Wartezeit zwischen unseren gemeinsamen Unterrichtsstunden machte mich nämlich wahnsinnig. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit ging ich also in das Café. Ich trug Schwarz und hatte meine Gitarre dabei, weil ich mir vorgestellt hatte, ich könnte irgendwo in einer Ecke sitzen, Noten kritzeln und geheimnisvoll wirken, so als würde ich den Sturz der Regierung planen oder Ähnliches.
    Schnell kapierte ich, dass es nicht diese Art Café war. Alles war in Pink und Weiß dekoriert und zwischen den zierlichen Tischen kam ich mir vor wie ein Klotz. Die anderen Gäste, hauptsächlich ältere Damen, starrten mich mit offenem Mund an. Und, was das Schlimmste war, als Freya auftauchte, wurde ich knallrot.
    Â»Hi.« Sie lächelte strahlend. »Hätte nie gedacht, dass das hier deine Szene ist.«
    Ich stotterte irgendwas Lahmes von Lust auf Tee. Sie trug ein dunkles Kleid mit einer Rüschenschürze und ich fühlte mich abgerissen neben ihr. Als sie mir meinen Tee brachte, trank ich ihn ganz vorsichtig aus lauter Angst, das zarte Porzellan zu zerbrechen. Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können, deshalb ging ich schnell wieder und drückte mich vor dem Café herum, bis es zumachte. Als Freya rauskam, stieß sie fast mit mir zusammen.
    Â»Jonathan! Hab ich mich erschreckt! Was machst du denn noch hier?«
    Â»Auf den Bus warten.« Wenigstens das stimmte. »Fährst du auch mit?«
    Â»Mein Dad holt mich ab. Sollen wir dich mitnehmen?«
    Freyas Vater war wirklich der Letzte, den ich kennenlernen wollte. Ich stellte ihn mir als strengen Beschützer vor. Deshalb dachte ich mir irgendeine Entschuldigung aus und nahm den Bus. Aber am nächsten Samstag ging ich wieder in das Café und an dem folgenden auch und den darauf auch – und Freya kam immer wieder mal an meinen Tisch und redete mit mir. Sie fragte nicht, warum ich plötzlich so oft hier war – es muss also ziemlich offensichtlich gewesen sein. In der vierten Woche nahm ich sogar das Angebot an, mit ihrem Vater mitzufahren. Wie sich herausstellte, war er so um die sechzig und ein ziemlich stiller Typ.
    Ein fürchterliches Mal landete ich mit Mum in dem Café. Sie hatte mich dazu gezwungen, mit ihr Klamotten kaufen zu gehen, und wir hatten einen grauenhaften Nachmittag damit verbracht, durch Läden zu latschen, die total hinterm Mond waren.
    Â»Ich hätte jetzt gern Tee und ein Stück Kuchen«, sagte sie. »Lass uns ins Copper Kettle gehen.«
    Ich sagte hastig: »Auf keinen Fall. Letztes Mal war der Kuchen da schrecklich. Ich würde lieber nach Haus fahren und meine Hausaufgaben machen.«
    Sie lachte. »Sei nicht albern. Die haben wunderbaren Kuchen.«
    Als wir im Café saßen, rückte ich so weit vom Tisch ab, wie ich konnte, und versuchte, so zu tun, als würde ich Mum überhaupt nicht kennen.
    Â»Hi. Was darf ich bringen?« Natürlich war es Freya, die uns bediente.
    Â»Tee, bitte«, sagte Mum.
    Â»Etwas zu essen dazu? Wir haben wieder Apfelpasteten – die magst du doch so gern, Jonathan.«
    Â»Jaja, okay«, murmelte ich, und Freya ging.
    Â»Ich dachte, die Kuchen hier würden nichts taugen«, sagte Mum belustigt.
    Â»Ich war nur mal hier, als ich auf den Bus gewartet

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