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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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verbrachten den Nachmittag damit, zu reden und die alten CD s zu hören, die wir uns gegenseitig gebrannt hatten. Es war fast wie früher, nur dass Freya ihre Geige und die Gitarre nicht mitgebracht hatte. Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, wie enttäuscht ich war. Die ganze Woche hatte ich schon eine Melodie im Ohr, und ich hatte gehofft, dass sie mir helfen könnte, sie aufzuschreiben. Allein kriegte ich es nämlich nie so gut hin. Aber Freya fand, das klinge zu sehr nach Arbeit. Stattdessen redete sie wie ein Wasserfall, hauptsächlich von London und ihren neuen Freunden.
    Irgendwann fragte sie, ob sie ihre E-Mails checken könnte.
    Â»Jemand namens Rozzledozzle schickt dir Nachrichten«, sagte sie, nachdem sie Firefox gestartet hatte.
    Â»Warum? Ros weiß doch, dass du hier bist«, sagte ich leicht genervt.
    Â»Wer ist Ros?«
    Â»Ein Mädchen, das ich online kennengelernt habe.«
    Freya drehte sich um – mit gerunzelter Stirn. Mir war klar, was sie dachte. »Ich baggere sie nicht an oder so. Wir unterhalten uns nur öfter mal. Sie weiß, dass ich eine Freundin habe. Ich rede die ganze Zeit von dir.«
    Â»Freut mich zu hören«, sagte sie spitz.
    Gegen halb sieben steckte Dad den Kopf zur Tür herein. »Solltet ihr euch nicht langsam fertigmachen?«
    Â»Gehen wir aus?«, fragte Freya erstaunt. »Davon hast du gar nichts gesagt.«
    Â»Weil es eine Überraschung ist!« Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hand. »Freya, würdest du mich zu einem Abendessen bei Kerzenschein in der Market Street Gallery begleiten?«
    Â»Ernsthaft? Das ist total vornehm da!«
    Â»Ich weiß, deshalb hab ich es ausgesucht. Keine Sorge, ich lade dich ein.«
    Â»Er redet von mir«, sagte Dad leise, aber zum Glück bekam Freya das nicht mit. Ich scheuchte ihn weg, wer weiß, was er sonst noch loswerden wollte.
    Â»Deswegen hast du gesagt, ich soll was Hübsches zum Anziehen einpacken?«, fragte Freya.
    Â»Genau. Die lassen da schließlich nicht jeden rein. Und ich weiß ja, dass du dich gern aufstylst.«
    Entzückt klatschte sie in die Hände. »Ziehst du einen Anzug an?«
    Â»Lass dich überraschen.« Das machte mir Spaß. Ich hatte gleich gewusst, dass es eine gute Idee war. Freya liebte Überraschungen. Sie ging sich umziehen, und ich holte das Jackett, das ich mir von Dad geliehen hatte. Ich musste meine eigene Hose tragen, weil Dads Anzughose mir zu kurz war, aber die Jacke passte ganz gut. Und was das Beste war, ich fühlte mich richtig weltmännisch darin. Erwachsen. Vielleicht sogar ein bisschen James-Bond-mäßig.
    Freya brauchte ewig, bis sie fertig war. Als sie dann in einem grünen Kleid mit einem extrem bauschigen Rock auftauchte, fehlten mir die Worte.
    Â»Das ist Fifties-Style«, sagte sie und drehte sich um die eigene Achse. »Gefällt es dir?«
    Â»Du siehst wunderschön aus.«
    Â»Du siehst aber auch nicht schlecht aus. Ist das tatsächlich Gel da in deinem Haar?«
    Â»Das Taxi wartet!«, brüllte Dad. Unten bestand Mum drauf, Fotos zu schießen, und ausnahmsweise machte ich mal keinen Aufstand. Schließlich schaffte Dad es, uns in den Lieferwagen zu verfrachten.
    Â»Wow«, sagte Freya, nachdem er uns vor dem Restaurant abgesetzt hatte. »Dafür dass es so teuer ist, ist es ganz schön voll, oder?«
    Â»Ja, echt«, sagte ich, und plötzlich war mir unbehaglich zumute.
    Ein elegant gekleideter Kellner empfing uns hinter der Tür.
    Â»Sie wünschen?«
    Ich räusperte mich. »Einen Tisch für zwei, bitte.«
    Er musterte uns von oben bis unten. »Haben Sie reserviert?«
    Ich schluckte. »Also, nein …«
    Â»Wir sind völlig ausgebucht. Wenn der Herr sich umsieht, wird er feststellen, dass kein Tisch frei ist – und daran wird sich heute Abend auch nichts mehr ändern. Vielleicht würde der Herr das nächste Mal, wenn er die Dame ausführt, erwägen, eine Reservierung vorzunehmen.«
    Â»Aber …« Ich bemühte mich, Worte zu finden. Freya erlöste mich.
    Â»Komm schon, Jonathan«, sagte sie und zog mich nach draußen. Ich starrte durchs Fenster, sah die Kerzen, die Weingläser und den so plötzlich ruinierten Abend vor mir.
    Freya schaute mich an und ich wollte mich auf der Stelle verflüssigen und im Boden versickern.
    Â»Mum hat mir gesagt, dass ich reservieren soll, aber ich

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