Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
habe.«
»Und das hat nicht zufällig was mit unserer Kellnerin zu tun? Sie ist sehr hübsch.«
»Ich kenn das Mädchen nur aus der Schule. Okay?«
Mum hielt den Mund, aber mit so einem wissenden Blick.
Am Montag sagte ich zu Freya: »Falls du dich gefragt hast, was das sollte: Ich hänge normalerweise nicht mit meiner Mutter ab. Das war eine Ausnahme.«
»Ich finde es süÃ, dass du mit ihr ausgehst.« Freya legte den Kopf schräg und lächelte. »Du musst mich übrigens nicht nach der Arbeit abfangen. Sonntags hab ich den ganzen Tag frei.«
»Würdest du denn nächsten Sonntag mit mir irgendwo hingehen?«
Es war raus, bevor ich darüber nachdenken konnte.
»Klar«, sagte sie. »Das wäre toll.«
Und so hat es angefangen. Wir waren mit unseren Gitarren spazieren gegangen, hatten ein Konzert für eine Wiese voller Kühe gegeben, und Freya fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, mit ihr beim Oster-Musical unserer Schule ein Duett zu singen.
»Du willst, dass ich mit dir auf die Bühne gehe?«, fragte ich erstaunt.
»Warum nicht? Du spielst fantastisch Gitarre, und wenn unsere Texte genauso gut sind wie unsere Melodien, dann ist das doch ein Klacks. Ich singe und mach den Rhythmus.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich es gut fand, vor der ganzen Schule aufzutreten, war jedoch zu überwältigt, um abzulehnen. »Ich hab Musik bisher noch nie mit jemandem teilen können«, sagte ich.
»Geht mir genauso.« Sie lächelte. »Also, küsst du mich jetzt?«
Ein paar Dates später fing sie an, mich zu einem besseren Haarschnitt zu drängen, zu einer cooleren Brille, und auÃerdem sollte ich aufhören zu nuscheln, wenn ich mit Leuten redete. »Du bist total in Ordnung, also sei selbstbewusster«, sagte sie. Das hatten mir meine Eltern auch schon mal gesagt, aber weil es von Freya kam, glaubte ich es. Wir bereiteten uns intensiv auf das Konzert vor, und ein Freund von Freya machte tolle Fotos von uns, die wir überall in der Schule aufhängten. Jetzt, wo ich Freyas Freund war, bemerkten die Leuten langsam, dass es mich gab, und ich hatte die glücklichste Zeit meines Lebens. Das Konzert lief groÃartig, noch Wochen später gratulierte man uns zu unserem Auftritt.
Die Gedanken an die Vergangenheit führten mir vor Augen, wie sehr ich sie vermisste. Obwohl ich wusste, dass Freya nicht weit weg war und dass ich nach wie vor Gitarre spielen konnte, wenn ich wollte, hatte ich das Gefühl, die zwei Dinge verloren zu haben, an denen mir wirklich etwas lag. Nachdem ich mich ein paar Minuten lang im Bett hin und her gewälzt hatte, wusste ich, dass ich nicht einschlafen würde, deshalb stand ich auf und loggte mich bei MyPlace ein.
Ros war da. Das war sie immer.
Ist spät, hi.
Hi. Dachte, du würdest heute nicht online gehen.
Sollte ich auch nicht, aber das war DER SCHLIMMSTE ABEND ALLER ZEITEN.
Ich erzählte Ros, wie ich alles vermasselt hatte. Komisch, wie leicht es mir bei ihr fiel, ehrlich zu sein. Vielleicht lag es daran, dass unser Gespräch über den Monitor stattfand, oder vielleicht wusste ich auch irgendwie, dass Ros mich nicht verurteilen würde.
War ja echt der Horror, du musst total fertig sein.
Freya war stinksauer. Sie hat gesagt, ich würde sie als Statussymbol benutzen. Und wenn schon! Darf ich meine Freundin etwa nicht vorzeigen?
Vielleicht hat sie sich in London dran gewöhnt, Sachen allein zu machen, vielleicht findet sie es komisch, wieder ein Paar zu sein.
Wenn wir uns drei Monate nicht gesehen hätten, dann vielleicht, aber das waren jetzt nicht mal drei Wochen. Da kann sich doch nicht so viel verändert haben.
Ihr seid an verschiedenen Orten und macht verschiedene Sachen, vielleicht müsst ihr euch wieder neu kennenlernen.
Nein, da ist irgendwas anderes, das sie nervt. Wenn sie mir bloà sagen würde, was es ist. Sollte sie machen, damit ich was dran ändern kann.
Wennâs um Gefühle geht, ist da manchmal nichts mit »sollte«, vielleicht kannst du auch keine Lösung finden. Du erwartest zu viel von dir.
Ich fuhr mir mit der Hand durch die Haare.
Wahrscheinlich hast du recht. Ist auch nicht sehr fair von mir, dich mit meinen Sachen zu belasten. Du kennst Freya ja nicht mal.
Irgendwem musst du es ja erzählen. Ist okay. Ich bin immer da.
Echt? Immer? Auch wenn wir alt und grau sind und Enkelkinder haben?
LOL. Dann
Weitere Kostenlose Bücher