Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
schon allein nach Haus.«
»Du weiÃt, dass ich das nicht machen kann. Ich trau diesen Typen und Claudia nicht genug, um dich hier zurückzulassen.«
»Mann, was genau sollen sie denn vorhaben? Wenn sie uns abmurksen wollten, hätten sie es längst gemacht, oder?«
Einen Moment lang überlegte ich, ob ich nicht wirklich viel zu misstrauisch war, wie Hugh gesagt hatte. »Magst du Brian wirklich so sehr?«, fragte ich.
Abby fummelte an ihrer Halskette herum und antwortete nicht gleich.
»Also, ja«, sagte sie schlieÃlich. »Und ich wette, wenn wir bei Jonathan zu Hause wären, würdest du deine Eltern auch anlügen.«
Ich bekam leichte Schuldgefühle. Sie hatte ja recht.
»Okay, wir bleiben«, nuschelte ich. »Eine halbe Stunde noch. Nicht länger.«
»Gut. Eine halbe Stunde, nur damit sie uns nicht für uncool halten. Dann gehen wir, das versprech ich dir.«
Jonathan
21.00 Uhr
Glaub schon â nicht gerade der informativste Text, aber wenigstens wusste ich, dass Ros noch immer in einem Stück war. Also setzte ich mich vor den Computer und schaute mir »Die Höhlen von Androzani« an. Ich war total gespannt darauf, denn laut allem, was ich im Internet gelesen hatte, war das eine der besten Doctor-Who -Folgen, die je gedreht worden waren. Als ich Ros davon erzählt hatte, hatte ich nicht damit gerechnet, dass sie mir die DVD von ihrem Dad und noch ein paar andere schicken würde. Das Päckchen war heute Morgen angekommen, zusammen mit einem Brief.
Hi Jono,
was geht? Ich dachte, ich schick dir eine kleine Ãberraschung. Ich weià ja, du hattest eine hammerharte Woche im College. Ich hoffe, die hier gefallen dir. Glaub kaum, dass du sie schon gesehen hast, und ich weià ja, wie heià du auf die »Androzani« bist. Wenn du sie kennst, kann ich dir immer noch andere schicken, vielleicht auch noch was von Star Trek. Lass auf alle Fälle hören, was du davon hältst.
Ros X
Das Papier war fliederfarben mit einer schnörkeligen Kante, und sie hatte ein paar Daleks unten an den Rand gekritzelt, die fiesen Widersacher von Doctor Who. Darüber musste ich lächeln. Als ich das Blatt umdrehte, sah ich, dass auf der Rückseite ein paar Krümel klebten. Vielleicht stammten sie von einem der Kuchen, die sie so gern backte. Obwohl wir fast jeden Tag gechattet hatten, machte dieser Zettel Ros viel lebendiger als die ganzen getippten Worte auf dem Monitor.
Ich hatte etwa die Hälfte der zweiten Episode gesehen, als es an meine Tür klopfte.
»Jonathan?«
Schnell hielt ich die DVD an und verkleinerte den Player.
Mum kam rein, mit einer Tasse Tee.
»Ich dachte, du hättest vielleicht gern was zu trinken«, sagte sie und stellte die Tasse auf meinen Schreibtisch.
»Danke.« Ich wartete darauf, dass sie wieder ging, aber sie lief in meinem Zimmer herum und wedelte Staub von den Regalen.
»Freya und du, habt ihr am Wochenende irgendetwas Besonderes geplant?«
Ich gab ein Geräusch von mir, das mich auf nichts Bestimmtes festlegte. »Wahrscheinlich schauen wir im Konservatorium vorbei. Treffen uns mit ihren neuen Freunden.«
»Gut.« Mum hatte diese besorgte Miene aufgesetzt, die mich immer sofort nervte. »In letzter Zeit warst du viel zu viel allein.«
»Jaja, in der Schule gibt es schlieÃlich niemanden, mit dem ich mich besonders gern unterhalte.«
»Und was ist mit Lucy? Sie scheint nett zu sein. Sie grüÃt immer, wenn wir dich an der Bushaltestelle absetzen.«
Ich stöhnte und guckte an die Decke.
Mum runzelte die Stirn. »Ich meine das ernst. Du bist jetzt seit Wochen am College. Da hätte ich gedacht, du hättest inzwischen neue Freunde gefunden oder wenigstens den Kontakt zu deinen alten gehalten.«
»Mum, ich hab es dir doch schon gesagt, die meisten Leute, mit denen ich zu tun hatte, waren Freyas Freunde. Und ja, die sind ganz in Ordnung, aber seit sie nicht mehr hier ist, merken wir, dass wir anscheinend doch nicht so viele Gemeinsamkeiten haben.«
»Jonathan«, Mums leise Stimme lieà darauf schlieÃen, dass sie mit ihrer Geduld am Ende war, »du versuchst es nicht einmal, stimmtâs?«
»Doch! Du unterstellst mir bloÃ, dass ich es nicht tu, weil du dir einbildest, ich wäre sozial irgendwie behindert. Mensch, Mum, du denkst wohl, es sei leicht, Freunde zu finden und dazuzugehören. Willst du mal was Neues
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