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Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Wo du nicht bist, kann ich nicht sein

Titel: Wo du nicht bist, kann ich nicht sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Blaxill
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erwarten, aus dem Haus zu kommen und mich mit Freya und Ros zu treffen. Ich war mir sicher, dass sie mich verstehen würden.
    Als ich an Ros dachte, fiel mir ein, dass ich ihr versprochen hatte, mich bereit zu halten. Ich nahm mein Handy und sah aufs Display. Eine neue SMS war gekommen.
    Es gibt Probleme. Abby will nicht nach Haus.
    Rosalind
    21.40 Uhr
    Nachdem Abby zu Hause angerufen hatte, gingen wir nach unten. Der ganze Raum stank nach Dope, aus dem Fernseher dröhnte eine Comedy-Show in Schwarz-Weiß. Der einzige Zuschauer war Hugh, der Marmelade direkt aus dem Glas aß. Gabe und Claudia hatten sich auf einem der Sofas ausgestreckt und knutschten, Brian lehnte mit einem frischen Bier an der Wand.
    Â»Geht ihr nach Hause?«, fragte er.
    Abby zögerte. Dann sagte sie: »Nein.«
    Â»Toll. Ich hatte gehofft, dass du bleibst.« Brian setzte sich zu Hugh aufs Sofa und klopfte auf den Platz neben sich. Abby starrte darauf, dann warf sie einen Blick auf Claudia. Ganz langsam ging sie rüber und setzte sich. Ich verzog mich ans Fenster und wünschte, ich wäre nie so blöd gewesen, hierherzukommen. Einen Augenblick lang war ich in Versuchung, mich allein auf den Heimweg zu machen, aber ich kannte mich in diesem Teil von London nicht aus und hatte ein bisschen Angst davor, ganz allein durch die dunklen Straßen zu laufen. Hatte Jonathan nicht gesagt, dass ein Mädchen in Freyas Gegend entführt und ermordet worden war?
    Eine Minute nach der anderen verging. Ich zerrte meinen Sitzsack ans Fenster und drehte dem Raum den Rücken zu, damit auch ganz klar war, dass ich mich nicht für das interessierte, was die anderen machten. Hund tauchte auf, den Kopf in einem Karton vom China-Lieferservice, den er jetzt durchs Zimmer schob. Als ich merkte, dass er ihn auslecken wollte, hielt ich ihn fest. Bis Hund dann fertig war, hatte sich die orangefarbene Sauce über seine ganze Schnauze verteilt.
    Â»Hugh hat recht, du bist ein Straßenjunge«, sagte ich und tat mein Bestes, ihn mit meinem Ärmel wieder sauber zu machen.
    Sobald die Zeiger meiner Uhr auf zehn gerückt waren, stand ich auf, dankbar dafür, dass dieser grauenhafte Abend fast vorüber war – und sah, dass Abby sich an Brian gekuschelt hatte. Er streichelte ihr Haar und sagte etwas, das ich nicht mitkriegen konnte, und sie schien es toll zu finden. So langsam bekam ich Panik, denn auf gar keinen Fall würde sie jetzt gehen wollen. Was sollte ich machen? Vielleicht wusste Jonathan was.
    Ich ging zu Hugh und tippte ihm auf die Schulter.
    Â»Darf ich mal ins Internet?«
    Er guckte belustigt. »Die Tage, in denen ich eine anständige Verbindung hatte, sind längst Vergangenheit, fürchte ich. Mein schrottiger Laptop ist so gut wie hinüber. Am besten versuchst du es im Café am Ende der Straße – die haben bis zwei geöffnet.«
    Gut, dass ich Jonathans Nummer habe, dachte ich, und ließ mich auf den Sitzsack fallen. Im Augenblick war mir ganz egal, ob Jonathan tatsächlich der war, für den er sich ausgab, oder nicht. Ich musste mit jemandem reden, dem ich vertraute.
    Ein paar Minuten später antwortete er auf meine SMS :
    Kannst du nicht allein nach Haus gehen?
    Nein. Gefährlich + ich will Abby nicht allein lassen.
    Soll ich dich anrufen?
    Nein. Die sollen nicht mithören. Dad ist unterwegs, merkt wohl nicht, dass ich zu spät komme, mach mir trotzdem Sorgen. Muss den letzten Zug kriegen.
    Â»Hast du auch das Gefühl, dass wir die Außenseiter sind?«
    Ich sah zu Hugh rüber, dann zur anderen Seite des Raumes. Gabe und Claudia knutschten immer noch und jetzt hatten Abby und Brian auch angefangen.
    Â»Ist nichts Neues«, murmelte ich.
    Â»Komm doch her und setz dich zu mir.«
    Ich erstarrte. »Was?«
    Â»Ich beiß nicht, ehrlich.«
    Â»Nein, danke.«
    Einen Moment lang wirkte Hugh verwirrt, dann lachte er. »Gott, du denkst, ich will dich anmachen. Also, sorry, dich enttäuschen zu müssen, Ros, aber ich steh nicht auf Kinder. Nimm’s nicht persönlich. Ich meinte nur, dass du diesen Sitzsack vielleicht an einen Platz rücken möchtest, von dem aus du den Fernseher sehen kannst.«
    Mit roten Wangen und ohne Hugh anzugucken, schob ich mich in eine bessere Position. Es gefiel mir nicht, wie amüsant er mich offenbar fand, aber wenigstens ignorierte er mich nicht wie alle anderen. So langsam hatte ich das Gefühl, dass der Sitzsack

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