Wo du nicht bist, kann ich nicht sein
kamen wir nach Paris. Bist du schon mal da gewesen?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Würde dir gefallen, jede Menge Kunstgalerien. Jedenfalls, ich wollte den Eiffelturm gerade aus einer Wahnsinnsperspektive schieÃen, als dieser Typ über mich stolperte. Er war rückwärts gegangen und hatte dabei durch seinen Sucher geguckt. Er entschuldigt sich, wir machen Witze über die Sache und kommen ins Gespräch.« Hugh schüttelte den Kopf. »Paris, die romantischste Stadt der Welt, und ausgerechnet da lerne ich Graham kennen. So was kann man sich nicht ausdenken.«
»Was war dann?«
»Wir sind was trinken gegangen und es war witzig. Er suchte eine Unterkunft und Brian und ich haben ihn mit zu unserem Hostel genommen. Es stellte sich raus, dass er auch auf einer Fototour war, die ihm eine reiche Tante finanziert hat, die ihn als Kind so gerngehabt hat. Allerdings hatte er das Geld schon komplett auf den Kopf gehauen und musste sich jetzt mit ein paar Kröten durchschlagen, bis es Zeit war, wieder nach Hause zu fahren. Also fing er an, sich bei uns durchzuschnorren, der Mistkerl.«
»So langsam kapiere ich, warum du ihn nicht mehr magst«, sagte ich.
»Der echte Hammer kommt ein paar Abende später«, sagte Hugh. »Ich geh ins Hostel zurück und merke, dass jemand an meinen Sachen gewesen ist. Ich hatte meine Fotos auf den Speicherkarten und sie zusätzlich auf meinen Laptop gezogen, aber das klapprige Ding hat nicht richtig funktioniert, und deshalb hatte ich kein Back-up von dem ganzen Zeug. Und rate mal, was passiert ist, die Speicherkarten sind geklaut worden. Drei Wochen Arbeit futsch, einfach so.«
Er nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Ich hab Graham sofort darauf angesprochen. Er hat es abgestritten und behauptet, er wäre mit Kopfschmerzen in seinem Zimmer gewesen. Totaler Bullshit. Ich glaube, er wusste, was für ein mieser Fotograf er war, und hatte Panik, weil er der alten Tante zu Hause nichts vorzeigen konnte, die von Kunst nicht unbeleckt war und durchaus in der Lage war, Gutes von Schlechtem zu unterscheiden. Willst du das Beste hören?«
»Ich schätze, du wirst es mir sowieso erzählen.«
Hugh lachte. »Sorry, langweile ich dich? Graham ist mein Reizthema, da kann ich gar nicht wieder aufhören. Egal, er versteift sich darauf, die Sache diesen beiden polnischen Mädchen im Nebenzimmer anzuhängen, wahrscheinlich weil das leicht hinzudrehen ist. Er legt also eine lächerliche Szene hin und geht sogar auf die beiden los, wobei ich die ganze Zeit weiÃ, dass er es gewesen ist. Beinahe wären wir aus dem Hostel rausgeflogen.«
»Hast du die Karten wiederbekommen?«
»Nein. Graham hatte sie nicht bei sich. Aber ich weiÃ, dass er sie geklaut hat. Als wir wieder zu Hause waren, hat er meine Aufnahmen nämlich bei einem Wettbewerb eingereicht.« Hugh schüttelte den Kopf. »Hat tausend Pfund damit gewonnen, die ich gut hätte gebrauchen können. Echt mies.«
»Hast du denn nichts gesagt?«
»Wie denn, ohne Beweis. Wir haben uns beide in Paris rumgetrieben und dieselben Sachen fotografiert. Mein Wort steht gegen seins.«
Hugh drückte die Zigarette aus. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und überlegte, ob diese Typen Claudia, Abby und mich auch für leichte Beute hielten. Als Hugh mir seine Bierdose hinhielt, schüttelte ich den Kopf.
»Nein, danke. Ich bin zu süÃ, um mich zu betrinken.«
Er verdrehte die Augen. »WeiÃt du, was du bist, Ros? Hochnäsig. Und wenn ich mich nicht irre, auch ein ganz kleines bisschen verbittert.«
Irgendwie fühlte ich mich ertappt und faltete die Hände hinter dem Rücken. »Ich bin nicht hochnäsig. Ich will nur gern wissen, woran ich bin, und im Moment weià ich das nicht.«
»Ach Quatsch, du hast irgendwelche Probleme. Ãrger mit deinen Eltern oder so was?«
Ich war mir nicht sicher, ob er es ernst meinte oder nicht. »Meine Mum hat uns verlassen. Zählt das?«
In meiner Tasche vibrierte es und ich holte mein Handy heraus. Jonathan hatte mir eine SMS geschickt: Alles okay?
Ich antwortete schnell: Glaub schon.
»Dein Freund?«, fragte Hugh.
»Wie kommst du darauf?«
Er zeigte auf meine Wangen. »Bist ganz rosa angelaufen. Freut mich für dich.«
»Was willst du damit sagen?«
»Ich dachte schon, du wärst die totale SpaÃbremse.« Er zwinkerte. »Ob du
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