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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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alte Sir Lancelot uns mit gesenkten Augenbrauen betrachtete, als wir ziemlich freizügig auf dem Maiball der Studenten tanzten?«
    »Wir hatten zuviel von seinem Champagner getrunken.«
    »Oder vielleicht nehmen ein paar Leute einfach an, daß wir heiraten sollten? Heutzutage ist es doch so einfach, sich scheiden zu lassen.«
    »Ich habe den Leuten vielleicht tausendmal erklärt, daß mein Mann im Ausland lebt und es daher schwierig ist.«
    »Na ja, vielleicht können wir ruhig hierbleiben. Kitzle mich. Nein, nicht mit den Fingern!«
    Sie schlüpfte aus den Schuhen, kletterte auf das Sofa, hockte sich rittlings über ihn, zog den Rock über die Hüften und kitzelte mit ihrer nylonbestrumpften großen Zehe sein rechtes Ohr. »Angenehm?«
    »Herrlich.« Aus dem Nebenhaus ertönte Lärm. »Aha, jetzt kommt der Dean gerade nach Hause. Er hat heute mit Frances Humble Mittag gegessen.«
    »Wieso weißt du das?«
    »Hab’ sie heute nachmittag bei der Tagung des Seminars über psychische Hygiene getroffen.«
    Wieder kam Lärm aus dem Nebenhaus. Anscheinend tobte der Dean durch das Haus und schrie sich die Seele aus dem Leib. Dr. Bonaccord ergriff Giselas Fuß, nahm ihre große Zehe in den Mund und begann gedankenverloren an ihr zu saugen; dann begann Gisela wieder sanft mit der Zehe sein Ohr zu kitzeln. Er fand es genüßlicher, wenn die Zehe naß war.
     

6
     
    »Josephine!« Der Dean riß die Schlafzimmertüre auf. »Josephine!« Er ging zurück zum Stiegenabsatz und beugte sich über das Geländer. »Josephine«, schrie er, »wo bist du?«
    Keine Antwort. »Verdammt!« murmelte der Dean. Er hatte arge Kopfschmerzen und einen Geschmack im Mund, als hätte er Eisenspäne zwischen den Backen. »Wo steckt dieses vermaledeite Weib?«
    Er hörte, wie die Haustür wieder geschlossen wurde. »Na endlich, Josephine. Wo zum Teufel warst du denn?«
    Sie schaute betroffen drein, als er die Treppe zur engen Vorhalle heruntergestürmt kam. »Ich hab’ nur einen Brief aufgegeben. Ich wollte noch zur letzten Aushebung des Briefkastens am Tor von St. Swithin zurechtkommen.«
    »Wieso habe ich dich dann nicht getroffen? Ich komm’ gerade aus dem Spital.« Der Dean ging mit ihr in den straßenseitigen Salon im Erdgeschoß.
    Die Wände des Salons waren zur Hälfte mit Bücherregalen bedeckt; an einer Wand hing ein Bild von St. Swithin im 18. Jahrhundert, an einer andern eine Radierung des College in Cambridge, das der Dean besucht hatte, und in einer Vitrine am unteren Ende standen die Silberpokale, die er als Student gewonnen hatte. Er warf sich auf ein bequemes, mit geblümtem Chintz gepolstertes Sofa, legte den Kopf auf ein grünes Satinkissen, aus dem die Daunen herausquollen, und streckte die Füße gegen ein Tischchen mit rosa Zyklamen. »Es ist etwas Schreckliches passiert.«
    »Die Studenten natürlich. Haben sie schon wieder das Auto der Oberschwester aufs Dach gestellt?«
    »Nein, nein... obwohl ich in Zukunft nie mehr etwas gegen einen derartig harmlosen unschuldigen Spaß sagen werde. Setz dich doch, Josephine. Du machst mich nervös, wenn du im Zimmer auf und ab gehst.« Sie saß auf einem samtüberzogenen Fauteuil und faltete erwartungsvoll die Hände.
    »Ich hab’ mich mit Frankie Humble zum Mittagessen getroffen.«
    »War sie so aufdringlich charmant wie immer?«
    »Sie hat mir einen Posten angeboten. Als Vizekanzler einer neuen Universität.«
    Josephine sprang auf. »Aber das ist doch eine aufregende Neuigkeit!«
    »An der Hampton-Wick-Universität.«
    »Oh!«
    Sie setzte sich wieder hin.
    »Hampton Wick existiert seit... fünf Jahren, in denen bisher zehn Vizekanzler verheizt worden sind.« Sein Lachen klang hohl. »Jeder von ihnen war auf Lebenszeit bestellt worden.«
    »Denk daran, daß der arme Bill Smeed immer recht schwach bei Gesundheit war.«
    »Ja, natürlich. Aber nicht so schwach, daß er sich nicht nach drei Monaten auf eine Erholungskreuzfahrt um die Welt hätte einschiffen können. Einen schüchternen kleinen Staatsbeamten wie ihn hätte man diesen Studenten wohl nie zum Fraß vorwerfen dürfen. Ihm folgte ein Theologe, Kanonikus Grimes. Soweit mir bekannt ist, befindet er sich noch immer in einer Nervenheilanstalt. Der nächste war dieser Australier, der nach zwei Nächten seine Koffer packte und zurück nach Melbourne fuhr. Ein gescheiter Hund! Dann kam Professor Dancer...«
    »So ein reizender Mensch! Ich hab’ ihn dann hier im St. Swithin richtig liebgewonnen - bei meinen Besuchen an seinem

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