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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ist«, sagte er sich. Tapfer streckte er die Hand aus. »Herziges Babychen. Killi-Killi auf Bauchi.«
    Die Katze beendete ihre Toilette und starrte hoheitsvoll in die Gegend. Sir Lancelot kauerte sich nieder und berührte sie. Die Katze machte einen Buckel, streckte den Schwanz hoch und stieß einen Laut aus, der wie das letzte Zischen aus einem Soda-Syphon klang.
    »Ahhhhhhhh!« schrie Sir Lancelot.
    Er sprang zurück, warf dabei den kleinen Tisch um und zerbrach die Karaffe. Um sein Gleichgewicht zu bewahren, hielt er sich an der Leselampe fest, stolperte über das Kabel und kam neben dem Fauteuil auf dem Boden zu sitzen. »Verfluchtes Vieh!« schrie er, »niederträchtiges Biest!«
    Die Katze begann sich wieder abzulecken. Die Tür ging auf, und Miß MacNish erschien.
    »Sir Lancelot! Fehlt Ihnen etwas?«
    »Natürlich fehlt mir etwas. Nehmen Sie etwa an, ich hätte einen Poltergeist zu Gast gehabt?«
    Sie half ihm schnell auf. »Was ist denn los?«
    Sir Lancelot schwang einen Zeigefinger. »Das ist los. Dieser fleischgewordene Staubwedel.«
    Ein eisiger Blick löste das warme Mitgefühl in ihren Zügen ab. »Darf ich annehmen, daß Sie meine Katze nicht mögen?«
    »Ich bin weder für noch gegen dieses Tier. Das einzige, was ich Sie bitte, ist, daß Sie es außerhalb meiner Sichtweite halten. Mehr verlange ich nicht.«
    Miß MacNish kniete nieder, um die Scherben der zerbrochenen Karaffe aufzuklauben. »Sie können nicht erwarten, daß sich Katzen den ganzen Tag lang in meine kleine Wohnung einsperren lassen.«
    »Warum denn nicht? Wenn Sie wollen, kaufe ich zwei Vogelkäfige für sie.«
    »Ich habe immer gelernt, daß man freundlich zur stummen Kreatur sein soll.«
    »Aber diese Katzen sind nicht stumm.« Chelsea hatte ihren Rücken wieder gestreckt und schärfte ihre Krallen am Türvorhang. »Vielleicht reden sie nicht - aber sie strahlen Verderben aus wie ein Atompilz.«
    Sie preßte die Lippen zusammen. »Ich versteh’ Sie einfach nicht, Sir Lancelot. Wirklich nicht!«
    »Schaffen Sie sie fort von hier, bevor sie den Türvorhang zu Fetzen macht.«
    Miß MacNish nahm Kampfhaltung an. »Sie sind immer garstig zu meinen Katzen«, platzte sie heraus.
    »Im Gegenteil. Die Katzen sind immer unfreundlich zu mir.«
    »Nein, Sie sind garstig, seit ich den armen kleinen Dingern ein Zuhause gab. Glauben Sie vielleicht, daß ich es nicht bemerkt habe? Natürlich habe ich es bemerkt. Ich habe gesehen, wie Sie auf die arme Kensington getreten sind. Mit Ihren riesigen Füßen. Und jetzt hab’ ich Sie eben etwas nach der armen Chelsea schleudern gehört. Wenn ich herginge und es dem Tierschutzverein erzählte, dann hätten wir eine hübsche Skandalgeschichte in den Sonntagszeitungen.«
    »Meine liebe Miß MacNish, ich versichere Ihnen, daß ich der gesamten Menschheit und allen warmblütigen Lebewesen gegenüber freundliche Gefühle empfinde...«
    »Oh, ich kenne euch Mediziner. Sie würden meine Katzen hinüber ins Spital nehmen und unaussprechliche Dinge mit ihnen aufführen, wenn Sie nur die kleinste Gelegenheit dazu hätten. Ich habe nämlich alles über Vivisektion gelesen.« Sie hob den armen Stein des Anstoßes hoch und drückte ihn an ihren Busen. »Nur ruhig, armes kleines Tierchen. War der Mann garstig zu dir?« Im Weggehen fügte sie spitz hinzu: »Das Abendessen ist fertig.«
    Sir Lancelot schnaubte. Das einzige Gericht, auf das er jetzt Appetit hatte, war eine Doppelportion geröstete Katze. Traurig starrte er auf den Whiskyfleck auf dem Teppich, dann ging er durch eine andere Tür in das kleine Speisezimmer, wo weitere ausgestopfte Fische zur Schau gestellt waren. Miß MacNish trat mit einer großen, dampfenden Porzellanterrine ein, in der ein silberner Löffel steckte.
    »Miß MacNish, ich glaube, ich schulde Ihnen eine Erklärung. Ich bin wirklich froh, daß Sie die zwei Tiere als Spielgefährten haben - es muß Ihnen dort oben nur mit dem Fernsehen ziemlich langweilig gewesen sein. Und zweifellos sind sie beachtliche Exemplare ihrer Rasse. Mein Benehmen kann ganz einfach damit erklärt werden, daß ich eine Art psychische Allergie gegen Katzen habe. Ich ertrage es nicht, mit einer Katze in Tuchfühlung zu sein. Es ist für mich, als wäre ich... nun gut, mit etwas Ekligem und Bedrohlichen konfrontiert. Mit etwas wie einer Giftschlange. Vielen berühmten Männern ist es genauso ergangen«, setzte er schnell hinzu. »Vielleicht war es eine Katze, die in Napoleons Zelt in Waterloo geriet und den Gang der

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