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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sterbebett.«
    »Und was sie sich dann mit dem Welthandelsmenschen Dumble geleistet haben...«
    »Vielleicht haben die Zeitungen die Geschichte hochgespielt.«
    Der Dean schnaubte.
    »Bei Hampton Wick braucht man nichts hochzuspielen. Es scheint dort zur Norm zu gehören, daß die Studenten sechs Wochen lang die Dienstwohnung des Vizekanzlers besetzt halten. Aber daß sie ihn zwingen, den Diener zu spielen und ihre Aborte sauberzumachen... das geht etwas zu weit.«
    »Noch immer besser, als wie der Kanonikus an vier aufeinanderfolgenden Sonntagen geteert und gefedert zu werden.«
    »Sie brauchen keinen Vizekanzler, sondern einen beinharten Kommandanten aus einem sibirischen Bergwerk.«
    »Es kann ja sein, daß sie gerade dich mögen, Liebster...«
    »Ja, vielleicht gebraten. Was ja Bill Smeed fast passiert wäre, als sie Feuer legten, die Schläuche der Feuerwehr zerhackten und mit dem Feuerwehrauto auf einen Stadtbummel nach London fuhren.«
    »Ich gebe zu, Lionel, daß die Studenten der unteren Semester eine Art Problem zu sein scheinen.«
    »Sie sind wohl das undisziplinierteste Lumpenpack im ganzen Land, auf der ganzen Welt. Eine akademische Mafia. Sie schwelgen geradezu in ihrem entsetzlichen Ruf. Und mit den Autos jener wohlmeinenden Leute, die Einladungen gefolgt sind und dort Gastvorträge hielten, muß die Themse schon ganz vermurt sein.«
    Josephine bemühte sich standhaft, die positiven Seiten zu sehen. »Denk daran, daß die Universität wundervoll gebaut und eingerichtet ist und daß wir dort eine herrliche Dienstwohnung haben werden - vorausgesetzt, daß es jemals gelingt, die Studenten mit ihrem Sitzstreik aus dieser Wohnung herauszubekommen.«
    »Ich mach’ nicht mit. Ich weigere mich, über ein Schlamassel aus Schlendrian, Schizophrenie, Schwangerschaft und Schabernack zu präsidieren.«
    »Du hast die Berufung also abgelehnt?«
    Der Dean zögerte. »Ich hab’ sie angenommen.«
    »Lionel! Wie konntest du das tun, wenn dir schon der Gedanke daran zuwider ist?«
    »Nun, du kennst doch Frankie, wenn sie ihren Willen durchsetzen will.«
    »Du bist wirklich ein Narr; du reagierst auf Frankie wie ein Student im ersten Semester auf eine Schwesternschülerin, die ihn mit einem Lächeln beschenkt.« Der Dean wehrte pikiert ab. »Im Gegenteil. Ich bewundere Frankie lediglich wegen ihres Verstandes.«
    »Unsinn. Hier geht es um nichts anderes als Sex.«
    Der Dean verstummte und bedachte die Zyklamen mit einem indignierten Blick. »Also gut. Was zum Teufel soll ich tun?«
    »Sag ihr, du hast dir’s anders überlegt.«
    »Das soll ich Frankie sagen? Sie stimmt mich doch sofort wieder um.«
    »Schlag jemand andern für diesen Posten vor.«
    »Meine liebe Josephine, niemand in der ganzen akademischen Welt würde diesen Posten auch nur mit einem sterilisierten Gummihandschuh anrühren.« Bitter setzte er hinzu: »Das ist wohl der einzige Grund, warum sie ihn mir angeboten hat.«
    »Dir fällt doch bestimmt jemand ein. Vielleicht ein anderer Mediziner. Einer, der älter ist als du, der sowieso in Pension geht und dem es nichts ausmachen würde, wenn das Ganze nur ein paar Monate dauert. Es muß doch jemanden geben, der auf Popularität bei den Studenten aus ist - auch wenn’s eine billige Popularität ist.«
    »Mir fällt wirklich niemand ein. Du kannst sicher sein, daß ich Hampton Wick keinem meiner Freunde empfehlen würde. Ich glaube, ich könnte es leichten Herzens nicht einmal meinem ärgsten Feind anbieten...«
    Ein heftiger Lärm wie von einem Aufprall kam von der Wand zur Linken des Dean. »Diese Häuser sind wirklich grotesk. Schlimm genug, daß man sich diesen komischen Bonaccord Tag und Nacht beim Abspielen von Platten oder beim Kratzen auf seiner Geige anhören muß; aber wenn man neben Sir Lancelot wohnt, kommt man sich vor wie bei einem Truppenmanöver.«
    Der Dean hielt inne. Zum erstenmal kam ein fröhliches Blinzeln in seine Augen. »Wie wäre es...«, murmelte er in seinen Bart. »Auf jeden Fall ergäbe sich daraus ein guter Abschluß für seinen Nachruf...«
     

7
     
    Der Aufprall, der den Dean zusammenfahren ließ, rührte von einem Exemplar der »Fortschritte in der klinischen Chirurgie« her; Sir Lancelot hatte es gegen den karmesinroten Samtvorhang geschleudert, der vor seiner Salontür hing. Sir Lancelot stand, schwer atmend, auf dem kleinen indischen Teppich in der Mitte des Salons. Ein Schauder durchfuhr ihn und er nahm wieder das rot und weiß gemusterte Taschentuch heraus, um sich

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