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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Frankie selbst? Sie würde bestimmt nichts gegen einen Ersatzkandidaten einzuwenden haben, wenn sie eine gute Chance sah, daß er ihr auf den Leim ging. Er wußte, daß sie Sir Lancelot, für den sie - nach ihrer Tätigkeit in der internen Abteilung des Deans - als Stationschirurgin gearbeitet hatte, gern mochte. Allerdings nicht so gern wie mich, dachte der Dean mit einem Lächeln. Seine Gedanken wanderten zurück zu einem anderen Maiball der Studenten, in dem Jahr, da Frankie Präsidentin der Vereinigung gewesen war. Was wußte schon Sir Lancelot - oder irgendwer sonst - von dem, was sich tatsächlich in der Dunkelheit hinter dem Orchesterpodium abgespielt hatte? Wäre jemals etwas über ein solches Benehmen ruchbar geworden... Die Tür zum Wohnzimmer wurde aufgerissen.
    »Ja? Was gibt’s denn?« Es irritierte ihn, bei so angenehmen Gedankengängen gestört zu werden. »Ich plage mich gerade damit ab, Sir Lancelot einen würdigen Nach...« Der Dean verbesserte sich: »... Sir Lancelot eine Würdigung seines Erfolgs bei der letzten Operation zu widmen.«
    »Wo ist Mutter?«
    »In der Küche; sie richtet das Abendessen an.«
    Muriel blieb stehen, die Hand auf der Türklinke.
    »Komm doch herein, meine Liebe, oder geh wieder. Es zieht fürchterlich.«
    »Kann ich etwas mit dir besprechen, Vater? Allein?«
    »Ja, natürlich. Aber mach es kurz. Ich bin wie gesagt dabei, Sir Lancelot einen Nach... eine nachträgliche, längst fällige Anerkennung seiner ruhmreichen Operationen zu schreiben.«
    Muriel schloß die Tür. Sie stand unbeweglich davor; ihre Hand umklammerte noch immer die Türklinke. »Hör mal, fehlt dir was?« fragte der Dean. »Du siehst ziemlich blaß aus.«
    »Nein, ich bin vollkommen in Ordnung. Oder, wenn man’s genau nimmt, bin ich’s nicht. Das heißt: ich bin nicht krank. Physiologisch stimmt alles bei mir.«
    »Es beruhigt mich, das zu hören.«
    »Vater... Draußen im Vorraum ist jemand, der mit dir reden möchte.«
    »Gut, dann bring sie in Gottes Namen herein. Wozu denn dieses ganze Getue? Du wohnst doch hier.«
    »Es ist keine Sie. Es ist ein Er. Einer von den Studenten.«
    »Als Dean des Spitals brauche ich doch wohl kaum mit einem meiner eigenen Studenten bekanntgemacht zu werden.«
    »Nein... nein. Natürlich nicht.«
    »Wer ist es denn?«
    Muriel schluckte. »Edgar Sharpewhistle.«
    Man sah dem Dean die Erleichterung an. »Ich dachte schon, es wäre irgendein Tunichtgut, der in ein Schlamassel geraten ist oder dich in eine unangenehme Lage gebracht hat. Du kannst mit diesen jungen Männern einiges erleben, glaub mir. Plötzlich sitzt du in einem Auto, das nicht ordentlich versichert ist, oder parkst in verbotener zweiter Spur und ähnliches mehr.«
    »Bist du sicher, daß du dich der Begegnung gewachsen fühlst, Vater?«
    »Es ist mir immer ein besonderes Vergnügen, mich mit einem so intelligenten, fleißigen und in jeder Beziehung bewundernswerten Studenten wie Sharpewhistle zu unterhalten. Du weißt, daß ich ihn als eine Art Zierde unserer medizinischen Hochschule ansehe.«
    In ihren Augen standen plötzlich Zweifel. »Er kann, wenn du willst, auch an einem andern Tag wiederkommen.«
    »Hör doch bitte mit dem Herumreden auf. Bring den armen Kerl herein.« Muriel öffnete die Tür. Edgar Sharpewhistle trat schweigend ein und stellte sich neben Muriel. Er wirkte verlegen, und sein Gesicht war noch röter als sonst. Beide starrten, ohne ein Wort zu sagen, dem Dean ins Gesicht. »Nun«, polterte der Dean fröhlich, »was ist der Grund für dieses unheilschwangere Schweigen?«
    »Huck«, machte Muriel.
    »Was bedeutet das, meine Liebe?«
    »Nichts. Nichts, Vater.«
    »Also, was gibt es, Sharpewhistle?« Langsam klang Ungeduld durch. »Sie kommen wohl wegen Ihrer Fälle im Krankensaal? Diese Cysticerkose in Bett Nummer sechs ist...«
    »Nein, ich bin nicht deswegen hier, Sir.« Der Student sprach so, als hätte er den Mund voller Sägespäne.
    »Dann muß es die Dermatomyositis in Bett Nummer zehn sein. Sehr interessanter Prozentsatz von Kreatinin im Harn. Sie haben hoffentlich den Elektromyographen studiert? Die Symptome sind nicht wirklich typisch, aber für den scharfsinnigen Diagnostiker, der Sie ja sind, ganz eindeutig: Ich erwarte eine weitere Untersuchung in der Form einer Muskelbiopsie...«
    »Ich bin nicht wegen der Dermatomyositis da, Sir. Ich möchte Ihre Tochter heiraten.«
    Der Dean sprang auf, mit offenem Mund. »Höchst seltsam!«
    »Was ist daran auch nur im geringsten

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