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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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recht, ob ich jetzt beleidigt oder deprimiert sein soll.«
    »Deprimiert.« Sie goß die Sahne in die Pfanne. »Freiheit ist passe. Oder, besser gesagt, sie wird von Staats wegen beigestellt. Wie eine Kanalisierung. Als ein notwendiges Übel, um die Bevölkerung halbwegs gesund zu erhalten. Alles wird unter fortgesetzter gewissenhafter Überwachung durch bewährte Fachleute in die richtigen Kanäle geleitet. Gib mir, bitte, noch einen Wodka.«
    Als er mit weiteren Drinks zurückkam, war sie bereits mit dem Anrichten beschäftigt. »Frankie, du hast bisher nicht einmal angedeutet, weshalb du dich heute abend bei mir eingeladen hast.«
    »Das möchte ich als Geheimnis bei mir behalten, bis du aufgegessen hast. Nichts auf der Welt soll dich von meinen Kochkünsten ablenken.«
    »Ich versichere dir, daß nichts auf der Welt mich von dir ablenken könnte.«
    »Was für ein reizender Mensch du bist!« Ein schrilles Kreischen kam aus dem Nebenhaus. »Was ist denn das?«
    »Wahrscheinlich gibt der Dean eine Party«, sagte Sir Lancelot mißgestimmt, »und hat anscheinend gerade seine einzige lustige Geschichte erzählt. Er selbst lacht immer herzhaft darüber.«
    Die Dinner-Party des Dean war kein durchschlagender Erfolg. Edgar Sharpewhistle vertiefte sich schweigend ins Essen und trank den ganzen Beaujolais aus. Muriel sah aus, als säße sie allein bei Tisch. Der Dean erzählte seine Geschichte. Nur Josephine zeigte ein wenig Leben.
    »Ich freue mich wirklich auf das Baby. Es ist fast, als würde ich es selbst bekommen. Natürlich werde ich alles tun, um dir zu helfen, Schatz. Und selbstverständlich wird dein Vater für die Babywäsche auf kommen und für den Kinderwagen und weiß Gott was sonst noch. Nicht wahr, Lionel?« - »Innerhalb...« - »Es wird ihm ein Vergnügen sein. Hast du dir schon überlegt, wo das Kind auf die Welt kommen soll?« Muriels Züge verdüsterten sich mehr und mehr. »Im St. Swithin wohl?«
    »Lieber Himmel, nein!« murmelte der Dean. »Warum nicht irgendwo weit weg von hier auf dem Land? Wo es viel ruhiger ist, meine ich. In einem Londoner Spital findet man heutzutage keinen Schlaf.«
    »Natürlich wirst du es hier im St. Swithin zur Welt bringen. Ich kann mit meinen Rückenschmerzen nicht ständig weiß Gott wie weit hin und her reisen. Aber zunächst müssen wir an die Hochzeit denken. Glaubst du wirklich, daß du beim Standesamt auf so kurze Sicht alles erledigen kannst? Wir werden natürlich ein paar von unseren nächsten Freunden einladen müssen. Und es spricht nichts dagegen, nachher einen glanzvollen Empfang zu veranstalten - für den dein Vater selbstverständlich die Kosten tragen wird.«
    »Innerhalb...«
    »Das kommt dir schließlich zu, Lionel. Und dann müßt ihr natürlich eine Wohnung finden. Um Bettwäsche und Einrichtung wird sich selbstverständlich dein Vater kümmern...«
    »Innerhalb...«
    »Also eine Sorge weniger. Und selbstverständlich muß er euch auch ein kleines Startkapital auf die Bank legen.«
    »Innerhalb...«
    »Lionel, bitte unterbrich mich nicht fortwährend, wenn ich versuche, dem glücklichen jungen Paar ein paar gute Ratschläge zu geben...«
    »Ihr seid also wirklich fest entschlossen, alle Konsequenzen zu ziehen?« fragte der Dean zweifelnd.
    »Du meinst vielleicht: nicht heiraten?« brach Edgar Sharpewhistle sein Schweigen. »Aha. Ich verstehe. Ich soll meinem Kind keinen Namen geben? Oder es vielleicht einfach loswerden?« Vom Beaujolais ermutigt, sandte er wütende Blicke in die Runde. Niemand sagte etwas. »Dabei wird aus dem Kind ein Genie. Unweigerlich - mit mir und Muriel als Eltern. Wir haben wohl beide die besten Erbfaktoren, die man in so etwas investieren kann. Das Kind könnte ein zweiter Beethoven werden. Ein zweiter Newton. Ein zweiter Cromwell. Ich schäme mich für dich, Papa. Ich darf dich wohl Papa nennen? Ich schäme mich für dich, weil du eine so verabscheuungswürdige Handlung vorschlägst. Das soll der Dean meines Spitals sein!«
    »Trinken wir ein Gläschen Kognak«, sagte der Dean schnell.
    Sie saßen im straßenseitigen Salon. Sharpewhistle verstand es, die Kognakflasche in seiner Nähe zu halten und von Zeit zu Zeit sein Glas nachzufüllen. Muriel starrte betrübt und in Schweigen versunken vor sich hin. Josephine konzentrierte sich auf ihre Stickarbeit. Der Dean erwog, die Kognakflasche in die Küchenkredenz zu sperren. Aber er fühlte, daß der Drang, sie griffbereit zu haben, stärker war.
    »Weißt du, Papa, was ich für

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