Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
es mich schon, ob Sir Lancelot, als Frankie seine Anstaltschirurgin war, jemals...« Eine kurze Pause. »Und interessieren würde es mich, ob es ihn interessiert, ob ich jemals...«
    »Willst du den Wein nicht öffnen, Lionel?« fragte seine Frau aus dem Nebenzimmer. »Die jungen Leute werden jede Minute da sein.«
    »Was gibt es vor dem Roastbeef?«
    »Spargel und Wachteleier.«
    Der Dean fuhr zusammen. »Hast du daran gedacht, was das kostet? Wir haben unseren zukünftigen Schwiegersohn als Gast zum Abendessen und nicht einen reichen Gönner des Spitals.«
    »Ich fand das angemessen. Schließlich müssen wir irgendwie Eindruck machen. Es wäre dir doch unangenehm, wenn er dächte, daß wir uns nicht hin und wieder Leckerbissen leisten können.«
    Der Dean ging durch die Vorhalle in die Küche und öffnete eine Flasche Beaujolais aus dem Supermarkt. Einen kurzen Augenblick lang erwog er, den Champagner zu öffnen, den er gestern abend in den Kühlschrank zurückgestellt hatte. Aber er entschied, daß es wirtschaftlicher sei, ihn für die Hochzeit oder vielleicht für die Geburt des Babys aufzuheben.
    Er ging mit der Flasche ins Eßzimmer, wo seine Frau eine Vase mit Wicken in die Tischmitte stellte. »Ich habe gerade Frankie vorübergehen sehen«, sagte der Dean zu ihr. »Sie hat sich tatsächlich sofort ein Rendezvous mit Lancelot ausgemacht.«
    »Oh! Was hatte sie an?«
    »Etwas Schwarzes mit Löchern. Recht verführerisch.«
    »Du würdest Frankie, selbst wenn sie nur einen alten Kartoffelsack anhätte, verführerisch finden, nicht wahr?«
    In den Zügen des Deans spiegelte sich Verwirrung: »In dieser Aufmachung habe ich sie mir eigentlich noch nie vorgestellt.«
    »Obwohl sie dir wahrscheinlich ausgezogen noch lieber wäre.«
    »Josephine! Wie kannst du zu deinem Gatten so etwas sagen? Dem Dean von St. Swithin, immerhin...«
    »Das entspricht völlig der Wahrheit. Schon wenn du mit ihr telefonierst, redest du albernes Zeug daher.«
    »Keine Spur!« Man hörte ihm die Empörung an. »Es gibt eben ein gewisses Maß an Höflichkeit...«
    »Du gehst mit ihr aus. Du trinkst mit ihr!«
    »Ich kann mich meinen gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht entziehen.«
    »Sie kann mit dir tun, was sie will.«
    »Als Parlamentsabgeordnete hat sie ein Recht darauf, daß ihre Wünsche bis zu einem gewissen Grad respektiert werden...«
    »Unsinn, Lionel! Es war genauso, als sie deine Anstaltsärztin war. Das ganze Spital hat über euch getuschelt.«
    »Es ist meine Pflicht, jungen Kollegen den Weg zu ebnen...«
    »Du hast einen medizinischen Lolita-Komplex, das ist das Arge an dir. Was liegt dir an mir? Nichts! In letzter Zeit beachtest du mich überhaupt nicht. Nicht einmal wenn ich in der Badewanne liege.«
    In der Stimme des Dean schwang ein nervöses Zittern mit. »Meine Liebe, ich versichere dir, daß ich genau die gleichen Gefühle für dich hege wie in unserer Hochzeitsnacht...«
    »... als du einen entsetzlichen Schnupfen hattest und ich dich mit Aspirin und heißer Limonade ins Bett stecken mußte.«
    »Nun gut, in der nächsten Nacht also. Oder wann immer ich damals wieder auf dem Damm war.«
    »Jetzt führst du mich nicht einmal zum Abendessen aus.«
    »Aber, Josephine, du hast dich beim Maiball der Studenten doch wunderbar unterhalten.«
    »Das ist schon einen ganzen Monat her. Und außerdem war es Sir Lancelots Party.«
    »Wenn es dir solchen Spaß macht, dann gehen wir nächsten Montag aus und tanzen den ganzen Abend.« Der unerwartete Ausbruch war ihm rätselhaft. »Ich habe nie geahnt, daß du von derlei Anwandlungen geplagt wirst. So ein Ausbruch ist etwas ganz Ungewohntes an dir. Ich habe dich immer als einen Turm in der Brandung betrachtet. Einen sehr gutgebauten und hübschen Turm, überdies...«
    »Oh, Lionel!« Sie brach in Tränen aus.
    »Aber, aber!« Der Dean tätschelte sie freundlich. »Du bist heute nicht ganz auf der Höhe, Schatz, das ist es. Das kommt von der Nervenbelastung, der wir jetzt alle ausgesetzt sind, nicht wahr?«
    Sie schneuzte sich. »Vermutlich. Diese schrecklichen Sorgen wegen Muriel. Und alles so plötzlich.«
    »Wir werden eben aus der Not eine Tugend machen müssen«, lächelte er. »Obwohl du wahrscheinlich recht hast, Josephine. Ich kümmere mich zuwenig um dich. Zumindest nicht so, wie du es verdienst. Aber es ist schwierig, wenn man soviel im Kopf hat wie ich. Nun, ich verspreche dir, ich werde ein wenig einsatzfreudiger sein... sagen wir: kommenden Samstag. Nicht, daß etwa

Weitere Kostenlose Bücher