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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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einen Intelligenzquotienten habe?« fragte Sharpewhistle. »Über hundertfünfzig. Ich stehe nicht auf der Tabelle, weil ich über der Spitze liege. Was für einen Intelligenzquotienten hast du?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »So etwas muß man doch wissen.«
    »Ich habe keinen«, sagte der Dean düster. »Als ich zur Schule ging, hatte man den Intelligenzquotienten noch nicht erfunden.« Er goß sich einen weiteren Drink ein und fragte sich plötzlich, was Frankie und Sir Lancelot jetzt wohl taten. Seit einiger Zeit war es drüben bemerkenswert ruhig.
    Sir Lancelot saß in seinem Fauteuil und trank Portwein. Frankie saß auf seinem Schoß, ein Glas Benediktiner in der einen Hand. Mit der andern kraulte sie Sir Lancelots Nacken. »Es wäre eine große Ehre, Lancelot«, säuselte sie.
    Sein Blick war feierlich. »Vizekanzler - das wäre eigentlich die passende Krönung meiner Karriere.«
    »Sehr passend. Du erinnerst dich doch: Vor fünf Jahren, als die Universität gegründet wurde, lag dir so viel daran, ihr erster Vizekanzler zu werden.«
    »Allerdings...«
    »Und Hampton Wick liegt nicht weit weg von St. Swithin. Du wirst deine alten Stammlokale nicht aufgeben müssen...«
    »Weiß noch irgendwer von diesem Angebot?«
    »Keine Menschenseele. In dem Augenblick, da die Neubesetzung der Stelle vor den Ausschuß kam, sagte ich mir: >Nur Lancelot hat das Format für eine derart wichtige und wahrhaft aufregende Position in der akademischen Welt.<«
    »Das hast du wirklich gedacht?«
    »Mehr als das. Ich dachte: Wenn Lancelot uns nicht zu Hilfe kommen kann, muß Hampton Wick zusperren. Die Karriere von Tausenden jungen Menschen wäre ruiniert.«
    »Da bleibt kein Auge trocken.«
    »Meinst du?«
    »Obwohl diese jungen Leute zweifelsohne eine andere Arbeit finden könnten; als Demolierungsfachleute, als Stoßtruppsoldaten und so weiter.«
    »Nimmst du den Posten an?«
    Er sagte nichts.
    »Bitte, Lancelot, Lieber, tu’s für mich!«
    Er sagte noch immer nichts. Da spielte zufällig ein Zittern um ihre Nasenflügel. Ein Seufzer entrang sich ihm. »Ich nehme den Posten an.«
    »Lieber Lancelot!« Sie küßte ihn zart auf den Bart. »Montag kommt die offizielle Verlautbarung deiner Ernennung heraus. Ehrlich gesagt: ich war so überzeugt davon, du würdest mich nicht im Stich lassen, daß ich diese Verlautbarung bereits aufgesetzt habe.« Sie stand auf und trank ihren Benediktiner aus. »Jetzt muß ich aber schnellstens gehen.«
    »Muß das sein?« Man sah ihm die tiefe Enttäuschung an. »Frankie, du kannst doch sicherlich noch ein wenig hierbleiben. Nach all diesen Jahren... Ich meine, wir sind beide weltaufgeschlossen und stehen über den Dingen«, setzte er hoffnungsvoll hinzu, »und wir sind, glaube ich, beide Verfechter eines uneingeschränkten Lebensgenusses...« - »Lieber Himmel, nur das nicht, Lancelot. Nicht heute abend. Mir zerspringt der Kopf.«
    Er stand auf. »Ich werde sehr einsam sein, so ganz allein. Früher war wenigstens noch Miß MacNish da, mit der ich plaudern konnte. Klingt recht triste, nicht?«
    »Armer Lancelot.« Sie zückte ihren Lippenstift.
    »In meinem Alter ist es nicht leicht, sich wieder auf die Suche nach einer Frau zu machen...«
    »Warum gehst du nicht zu einer Vermittlung?«
    »Davon verstehe ich nichts.«
    »Dazu braucht man keine besonderen Kenntnisse. Das ist Sache dieser Leute. Versuch’s doch einmal bei Hotblack in der Burlington Street.«
    »Hotblack? Sind die Leute verläßlich?«
    »Ein paar von meinen Freunden, die dort Kunden waren, behaupten es.«
    »Noch nie etwas von dieser Firma gehört.«
    »Du kommst nicht genug herum, Lieber.« Sie kraulte ihm lächelnd den Bart. »Versuch es einmal mit diesen Leuten. Du mußt ja schließlich nicht jede nehmen, die sie dir empfehlen.«
    Sir Lancelot öffnete die Haustür. Er bot Frankie mit einer weitausholenden Bewegung den Arm und brachte sie bis zur Ecke, wo sie in ein Taxi stieg.
    Gedankenvoll kehrte er zu seinem Haus zurück. Es war ein wolkenloser, warmer Abend und es wurde gerade dunkel. Er nahm einen Lichtspalt wahr, als die Haustür des Dean geöffnet wurde. Eine kleine Gestalt huschte an ihm vorbei und rief ihm ein »Gute Nacht, Sir« zu. Sir Lancelot runzelte die Stirn. Als er auf der Höhe von Nummer 2 war, stand der Dean vor der Tür. »Ach, du bist’s, Lancelot, lieber alter Freund. Das war Sharpewhistle.«
    »Der Student mit dem Vollmondgesicht?«
    »Richtig.«
    »Was um Gottes willen hat der bei euch zu suchen?«
    »Er

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