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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ist im Begriff, meine Tochter zu heiraten.«
    »Du lieber Himmel!«
    Der Dean kam auf ihn zu und hielt sich dabei am Geländer an. »Edgar und Muriel.«
    »Die zwei Konkurrenten im Kampf um die Goldmedaille...«, sinnierte Sir Lancelot. »Das könnte unter anderen Umständen eine interessante Ehe werden.«
    »Uff! Wieso weißt du?«
    »Was denn?«
    »Daß sie in anderen Umständen ist?«
    »Ist sie das?«
    »Du hast es doch gerade gesagt.«
    »Keine Spur.«
    »Versuche jetzt nicht, dich herauszureden!« Der Dean schwenkte heftig den erhobenen Zeigefinger. »Mich kannst du beleidigen, soviel du willst, aber meine Tochter sollst du nicht in den Dreck ziehen. Schließlich und endlich sind heutzutage alle Mädchen in anderen Umständen. Das heißt, wenn sie heiraten.«
    »Dieser Sharpewhistle hat sie also geschwängert? So, so. Ich hätte nicht gedacht, daß er’s schafft. Noch dazu bei einem so lieben Mädel wie Muriel.«
    »Nach deiner verflixten Party ist es passiert«, sagte der Dean plötzlich erbost. »Dein Champagner war so sexy.«
    »Was hast du von mir erwartet? Daß ich die Pille als Gabelbissen servieren lasse?«
    »Jedenfalls, so steht es; ich hab’ diesen Sharpewhistle mein Leben lang am Hals. Das Kind wird wahrscheinlich halb ihm und halb mir ähnlich sehen. Du lieber Gott!«
    Sie blickten zu den heller werdenden Sternen auf, als über ihren Köpfen ein Licht aufflammte. Der Psychiater ging gerade ins Bett. »Komischer Vogel, dieser Bonaccord«, bemerkte der Dean.
    »Er hat es verstanden, sich sein Leben sehr bequem einzurichten.« - »Du meinst - mit dieser Sekretärin?« - »Ja, teilweise.«
    »Ich nehme an, daß er sie eben vernascht.«
    Sir Lancelot runzelte die Stirne. »Wieviel hast du heute abend getrunken?«
    »Eine Menge. Um diesen Sharpewhistle zu verkraften. Und ich werde weitertrinken müssen, solange ich seinen Anblick erdulden muß. So hat es dieser Dreckskerl, abgesehen von allen andern, auf dem Gewissen, daß ich zu einem chronischen Alkoholiker werde.«
    Sir Lancelot war mit seinen Gedanken ganz woanders. »Irgend etwas stimmt nicht mit dieser Mrs. Tennant oder vielmehr mit ihrem Mann. Sie weicht jeder Antwort über ihn aus.«
    »Wahrscheinlich sitzt er im Gefängnis.«
    »Möglich. Und woher kommt denn sie? Sie hat mir einmal erzählt, sie sei Sekretärin beim Ordinarius für Psychiatrie in High Cross gewesen. Vorigen Monat läuft mir der alte Ziegenbock über den Weg. Hat nie im Leben etwas von ihr gehört.«
    »Vielleicht war sie damals noch nicht verheiratet. Die Mädchen ändern ja ihre Namen. Zum Beispiel von Lychfield auf Sharpewhistle. Übrigens ein scheußlicher Name. Klingt wie ein Befehl an einen Lokomotivführer.«
    »Zumindest haben sie jetzt Miß MacNish, die sie betreut«, fuhr Sir Lancelot griesgrämig fort. »Sehr ungerecht, daß Bonaccord in Sünde lebt und eine erstklassige Köchin samt allem Komfort hat.«
    Der Dean sah ihn überrascht an. »Wann ist denn das passiert?«
    »Ich habe sie heute nachmittag gebeten, mein Haus zu verlassen.«
    »Dann bist du also den halben Abend lang mit Frankie allein gewesen?«
    »Ist da etwas dabei?«
    »Aber es ist ganz... ganz... Noch dazu, wo ihr Mann in Südamerika ist.«
    »Wieso weißt du das?« fragte Sir Lancelot mit gepreßter Stimme.
    »Es steht doch in allen Zeitungen«, antwortete der Dean hastig. »Hast du es nicht gelesen? Hör mal, Lancelot...«
    »Ja?«
    »Hm... Hast du jemals...?«
    »Nein.«
    »Ich meine: irgendwann...?«
    »Nein.« .
    Eine Pause.
    »Lionel?«
    »Ja?«
    »Hast du einmal?«
    »Nie. Sie hat mir keine Gelegenheit gegeben...«
    »Mir auch nicht.«
    »Ehrlich?«
    »Ehrlich.«
    »Ich hab’ mich oft gefragt, weißt du...«
    »Ich mich auch. In bezug auf dich.«
    Sie standen da, Aug in Aug, der Dean noch immer mit der Hand auf dem Geländer. »Darf ich dir ein Geheimnis mitteilen, Lionel?«
    »Natürlich. Ärztegeheimnis und so weiter?«
    »Ich werde aus der Lazar Row ausziehen.«
    »Wirklich?«
    »Im Oktober.«
    »Nein, so etwas.«
    »Ich nehme eine neue Stellung an.«
    »Was du nicht sagst!«
    Sir Lancelot warf sich in Positur. »Man hat mir die Ernennung zum Vizekanzler von Hampton Wick angeboten.«
    »Wirklich? Nein, so etwas! Und du hast definitiv zugesagt?« fragte der Dean atemlos.
    »Gratulierst du mir denn nicht?«
    »Von ganzem Herzen. Von ganzem Herzen.«
    »Natürlich steckt Frankie dahinter. Hat anscheinend über die Ernennung frei zu verfügen.«
    »Das wußte ich gar nicht.«
    »Sie

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