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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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interessiert sich sehr für Erziehungsfragen.«
    »Was du nicht sagst! Auch davon habe ich nichts gewußt.«
    »Glaubst du, daß es klug von mir war, den Posten anzunehmen?«
    »Ich selbst hätte nicht einen Augenblick lang gezögert.«
    »Es ist kein Honiglecken. Eher das Gegenteil.«
    »Alles bedeutungslos, Lancelot, für einen Mann deines Kalibers.«
    »Vielleicht habe ich einen sechsten Sinn für den Umgang mit der Jugend. Du weißt, daß ich vor fünf Jahren dort erster Vizekanzler werden wollte?«
    »Das hat mir Frankie erzählt.«
    »Oho! Wann, bitte, hast du mit ihr darüber diskutiert?«
    »Ach, bloßes Geschwätz auf irgendeiner Party.«
    »Nächsten Montag wird es offiziell verlautbart.«
    »Niemand, mein lieber Lancelot, wird es mit tieferer Anteilnahme lesen als ich.«
    »Das ist sehr nett von dir.« Er zögerte. »Weißt du, Lionel, du bist ein anständiger Kerl.«
    »Du auch, Lancelot. Du auch. Ich würde in bezug auf dich folgendes sagen: >Obwohl Generationen von Studenten wußten, daß sein rauhes Äußeres ein Herz aus Gold barg, erkannten nur jene Glücklichen, die sich zu seinen intimen Freunden zählten, daß unter dieser rauhen Schale, wie unter der Rinde eines stämmigen Baums, ein Saft floß, der sich in nichts von der Milch der frommen Denkungsart unterschiede«
    »Und ich glaube, ich würde von dir sagen: >Das Image des kalten, klassischen Verstandesmenschen, das er der Welt gegenüber wahrte, wurde nur von jenen, denen seine enge Freundschaft zuteil wurde, als bloße Maske erkannt, hinter der sich sprudelnde Geselligkeit verbarg.<«
    »Sehr nett von dir, Lancelot.«
    »Es ist auch sehr nett von dir, Lionel. Obwohl mich deine Worte ein bißchen an einen Gummibaum erinnern. Nun also, gute Nacht!«
    »Gute Nacht, alter Knabe. Ich würde noch hinzufügen, daß dein unbeugsamer Optimismus und dein gesunder Hausverstand in schwierigen Situationen für deine Freunde unbezahlbar waren.«
    »Und ich würde sagen: >Nie gab es einen besseren, großzügigeren und rücksichtsvolleren Gatten und Vater.<«
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht.«
    »Hoffentlich halten diese zwei alten Trottel jetzt endlich den Mund«, murmelte Dr. Bonaccord in seine Kissen.
     

18
     
    Kurz nach neun am nächsten Morgen raste ein kleiner grüner Lieferwagen, von der Hauptstraße kommend, um die Ecke und blieb ruckartig vor dem Eingang zum Haus Nummer 3 stehen.
    Auf seiner Längsseite prangte in hellem Gelb die Aufschrift »Blumen für alle Gelegenheiten«. Das kleine Blumengeschäft gegenüber dem Spitalstor konnte tatsächlich fast auf Abruf passende Sträuße für kurze oder längere Krankheiten, für Unfälle oder Geburten liefern und hatte immer eine vielfältige Auswahl an Kränzen parat.
    Am Lenkrad saß eine blonde junge Frau in einem rosa Arbeitsmantel. Mit einem großen Strauß orangefarbener Gladiolen in der Hand stieg sie aus und läutete. Sir Lancelot erschien in schwarzem Rock und gestreifter Modehose.
    »Nett von Ihnen, so prompt zu liefern.«
    »Das ist doch selbstverständlich, Sir Lancelot. Für Sie tun wir alles. Wir haben sozusagen dieselben Kunden, nicht wahr?«
    »Hm«, sagte Sir Lancelot.
    Der Lieferwagen entfernte sich und Sir Lancelot wollte gerade ein paar Häuser weitergehen, als die Tür von Nummer 2 auf gerissen wurde und der Dean mit allen Anzeichen schlechter Laune ins Freie trat. »Morgen, Dean!« sagte Sir Lancelot liebenswürdig, »gestern abend warst du ganz schön voll.«
    »Keine Spur. Ich hatte Wachteleier gegessen, und die lösen bei mir immer seltsame Reaktionen aus. Sie waren jedenfalls schlecht. Der armen Josephine ist heute früh noch ganz übel von ihnen. Wohin gehst du mit diesen Blumen? Wohl auf einen Besuch zu Frankie?«
    »Mein lieber Dean, jeder Arzt sollte über eine gesunde Portion Argwohn verfügen, doch diesmal stimmt deine Diagnose nicht. Heute früh, als ich aufwachte, erinnerte ich mich zufällig, daß Miß MacNish Geburtstag hat. Es wäre kleinlich und nachträgerisch, wenn ich mich davor drückte, ihn wie gewohnt wahrzunehmen.«
    »Wie schaffst du es denn, ohne Haushaltshilfe auszukommen?«
    »Überhaupt nicht. Ich habe nie gewußt, daß es so schwierig ist, ein Ei zu kochen. Aber ich hoffe, das Ganze wird sich bald in Wohlgefallen auflösen.«
    »Vielleicht kann dir das Spital jemanden aus der Umgebung finden?«
    »Ich habe keine Lust, zwei verschiedene Leute einzuschulen. Wie du weißt, ziehe ich im Oktober aus. Aber, bitte, kein Wort über Hampton Wick bis nächsten

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