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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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behielt den Finger an der Stelle im Buch. »In der Nacht nach dem Maiball.«
    »Schade, daß ich schon vergeben war, als du mich damals als erste aufgefordert hast.«
    »Ja, wirklich«, sagte er mit echtem Gefühl.
    Sie lachte. »Alles, was dir fehlt, Edgar, ist jemand, der das Beste aus dir herausholt.«
    »Du meinst, Muriel schafft das nicht?«
    »Nun, hat sie es geschafft?«
    »Wie meinst du das?«
    »In der Nacht nach dem Ball.«
    »Nein. Eigentlich nicht.« Er rutschte verlegen auf seinem Platz hin und her. »Ich hätte nicht gedacht, daß du wirklich an mir interessiert bist.«
    »O ja, sehr. Es ist doch herrlich, nicht wahr, daß man jetzt so offen über alles reden kann. Das Sex-Spiel ist manchmal schrecklich langweilig - egal, wie man es spielt. Aber ich habe mich für dich interessiert, Edgar. Hirn, weißt du, ist sehr sexy. Wenn du diese IQ-Quiz-Sache da gewinnst, kannst du so gut wie jedes Mädchen haben, das du willst.«
    Sharpewhistles Blick verriet Interesse. »Das meinst du wirklich?«
    »Du wärst geradezu unwiderstehlich. Das ist biologisch begründet, nicht wahr? Reiner Darwinismus. Eine Frau wünscht sich mit Material der besten Qualität zu paaren.
    Ich habe einmal gelesen, daß jede Schauspielerin in London mit George Bernard Shaw schlafen wollte, als er schon hundertfünfzig Jahre alt war und nur Nüsse aß.«
    »Jetzt ist es ein wenig spät, nicht wahr?« Er sah sie vorwurfsvoll an. »Du hättest mir das alles früher sagen müssen.«
    »Kann ich zur Hochzeit kommen?«
    »Nein. Aber ich kann dir einen Platz beim IQ-Quiz verschaffen.«
    »Das wird nicht halb so unterhaltend sein.«
    »Streng dich an, zu gewinnen«, ertönte eine Stimme.
    Sharpewhistle blickte auf. Roger Duckham lehnte in seiner ganzen eleganten Größe über ihm. »Ich kann nur mein Bestes tun«, sagte Sharpewhistle bescheiden. »Wir alle hoffen um deinetwillen, daß dein Bestes gut genug ist.«
    »Es ist nett, daß alle Jungen in der medizinischen Hochschule für mich Daumen halten. Ehrlich gesagt, ich hatte nie das Gefühl, so beliebt zu sein.«
    Roger Duckham lächelte kühl. »Wir haben uns nicht in deine großen blauen Augen verliebt, Sharpewhistle. Wir haben schwer auf dich gesetzt.«
    Sharpewhistle sah erstaunt drein. »Gesetzt? Was meinst du damit?«
    »Wir haben Geld auf dich gesetzt, Wetten abgeschlossen. Hauptsächlich mit diesen Lümmeln von High Cross. Daher wäre es vorteilhaft, wenn dein Intelligenzquotient in der nächsten Runde den Höhepunkt erreichte. Wenn du uns hängenläßt... nun, dann, Kleiner, bist du für die volle Behandlung fällig, das laß dir gesagt sein. Erinnerst du dich, liebe Tulip, an den Studenten, der vor zwei Jahren schuld daran war, daß uns High Cross den Rugby-Wimpel abnahm?«
    »O ja. Das war der, dem wir alle den Einlauf verpaßt haben.«
    »Was für einen Einlauf?« fragte Sharpewhistle mit zitternder Stimme.
    »Einen Einlauf mit Starkbier.«
    »Es war noch etwas drin, nicht?« fragte Tulip.
    »Ja. Terpentin und Schmierseife, wenn ich mich recht erinnere.«
    »Dann haben wir ihn am Hosenbund am Geländer des Haupthofs auf gehängt.«
    »Und da hat er, glaube ich, endlich kapiert, daß er etwas Falsches getan hat. Hast du etwas gesagt, Sharpewhistle?«
    »Ich... ich werde sicherlich mein Gehirn strapazieren, wenn es zum Nutzen des Spitals ist.«
    »Strapazier’s, Sharpewhistle. Du mußt diese Kleinigkeit schaffen.«
    Die Tür der Telefonzelle öffnete sich. »Ich kann leider nicht länger bleiben, Edgar«, sagte Muriel. »Mir ist eben eingefallen, daß ich eine Blutzuckerprobe in den Krankensaal bringen muß.«
    Eben kam Sir Lancelot mit hinter dem Rücken verschränkten Händen und auf die Brust gesenktem Bart den Hauptgang herunter. Muriels Anblick brachte ihn mit einem Ruck in die Wirklichkeit zurück. »Ich muß dir, glaube ich, gratulieren«, sagte er so jovial wie möglich. »Ich nehme an, du heiratest in Kürze.«
    »Ja, das stimmt. Danke.« Sie schloß sich ihm auf dem Weg zum Haupteingang an.
    »Dein Vater und ich unterhielten uns gestern abend darüber, als wir beide vor dem Schlafengehen ein wenig Luft schöpften.«
    »Der arme Vater.«
    »Wieso arm?«
    »Über ihn ist in letzter Zeit so viel hereingebrochen.«
    Sir Lancelot nickte mitfühlend. »Aber ich bin ganz sicher, daß ein Mann seiner Intelligenz und seiner moralischen Stärke, ein Mensch seines Schlages, der sich weigert, einer unangenehmen Pflicht auszuweichen, mit allem fertig wird.«
    »Ja. Immerhin muß er

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