Wo fehlt's Doktor?
so ein Theater machst. Sogar Minister Ihrer Majestät finden es nicht unter ihrer Würde, ein Amt anzunehmen, das andere abgelehnt haben.«
»Aber du hast mich glauben gemacht, Frankie, daß ich deine erste Wahl bin. Nur unter dieser Voraussetzung
habe ich mich bereit erklärt. Ich fühle mich zutiefst verletzt.«
»Armer Lancelot!« sagte sie mit Mitgefühl.
»Und du hast dich sehr, sehr unschön benommen.«
»Vielleicht. Aber die Politik ist eben ein unschönes Geschäft.«
»Du wirst dich um jemand anderen umsehen müssen.«
»O nein, bestimmt nicht. Ich habe genug Schwierigkeiten gehabt, jemanden für diese Position zu finden.«
»Ich weigere mich, sie anzunehmen.«
»Bist du nicht ein wenig albern?« Sir Lancelot bemerkte, daß ihre Nasenflügel zuckten. Aber in diesem Augenblick war er gegen Zuckungen immun. »Die offizielle Verlautbarung ist bereits aufgesetzt und wahrscheinlich schon an die Zeitungen ausgesandt. Die Presse wird eine Menge Fragen stellen, wenn du einfach dementierst. Das wäre doch eher peinlich.«
»Ich werde sagen, daß du mich hineingelegt hast.«
»Sehr gut. Daß ich dich hineingelegt habe, während ich allein bei dir zu Hause war. Als mein Mann weg war. Wenn du mich meinen Wählern und der übrigen Öffentlichkeit in einem solchen Licht präsentieren möchtest, bitte, tue es nur. Aber leider werden dann meine politischen Freunde dafür sorgen, daß auch deine Karriere zu Ende ist.«
Sir Lancelot sah schockiert drein. »Frankie, du kannst doch nicht glauben, daß ich eines derartigen Benehmens fähig wäre? Besonders dir gegenüber. Schließlich gibt es gewisse Grenzen.«
Sie bedachte ihn mit einem süßen Lächeln. »Natürlich wirst du nicht im Traum daran denken. Du bist viel zu sehr Kavalier der guten alten Schule.«
»Dann wirst du also freiwillig dein Angebot zurückziehen?«
»Nein. Und daher gibt es kaum etwas für dich zu tun, nicht wahr? Jetzt muß ich zurück in den Sitzungssaal. Ein langweiliger kleiner Mann hält gerade eine Rede, und ich weiß, daß er den anderen genau vierzig Minuten lang die Zeit stiehlt.«
Frankie huschte wieder die Stufen hinauf, und der Polizist salutierte. Sir Lancelot wollte ihr folgen.
»Zur Publikumsgalerie dort drüben anstellen, Sir.«
»Es ist wichtig, daß ich mit der Dame spreche.«
»Verstehen Sie doch, Sir! Auch die Königin darf dort nicht hinein.«
Sir Lancelot warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Aber fünfhundert Jahre eines Privilegs, das mit Worten und Blut erkämpft worden war, standen zwischen ihm und der Person, die er sprechen wollte. »In diesem Fall, Herr Inspektor, sagen Sie mir, bitte, wo ich eine Telefonzelle finde.«
»Am Ende des Parliament Square, Sir.«
Die Telefonzelle war leer. Sir Lancelot fischte eine Münze aus seiner Hosentasche und wählte eine Nummer. Es dauerte eine Zeitlang, bis jemand den Hörer abhob.
»Bonaccord? Hier Spratt. Ich höre, daß man Ihnen vor ein paar Tagen das ehrende Angebot unterbreitet hat, Vizekanzler der Hampton-Wick-Universität zu werden.«
»Stimmt.«
»Ich bitte Sie im Namen von Frau Dr. Frances Humble, sich Ihren Entschluß noch einmal zu überlegen und den Posten anzunehmen.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Weshalb? Jemand, der wie Sie mit Narren umzugehen weiß, ist genau der richtige Mann dafür.«
»Ich ziehe es vor, meine klinische Arbeit fortzusetzen. Ich danke Ihnen sehr.«
»Sie haben nicht den nötigen Mut. Das ist es...«
»Gott sei Dank lasse ich mich nicht von primitiven Gefühlsbewegungen hinreißen, Lancelot. Aber wenn ich ein Mann wäre, der sich nicht beherrschen kann, würde ich Ihre Bemerkung als höchst beleidigend empfinden.«
Sir Lancelot schluckte. »Ich bitte um Entschuldigung. Ich bitte höchst unterwürfig um Entschuldigung.« Seine Stimme nahm einen öligen Unterton an. »Es klingt vielleicht paradox, aber was ich sagte, war ganz vom Respekt für Ihre glänzenden Qualitäten diktiert. Ich habe bloß versucht, Sie zu überreden, die Stellung anzunehmen. Zum Wohl der Universität und aller Betroffenen.«
»Aber ich bin durchaus nicht der richtige Mann. Was man in Hampton Wick braucht, ist ein dickhäutiger, stiernackiger, alter Akademiker, der es dort aushält. Das ganze psychiatrische Institut wäre nicht imstande, diese Studenten zu zähmen.«
Dr. Bonaccord wurde sich darüber klar, daß er ein Selbstgespräch führte. Er zog die Augenbrauen hoch und legte mit einem Seufzer den Hörer auf. Er war in Strümpfen, Hose und dem
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