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Wo fehlt's Doktor?

Wo fehlt's Doktor?

Titel: Wo fehlt's Doktor? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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entschuldigen möchtest. Ich muß mein Mittagessen beenden. Der Fisch wird sonst kalt.«
    »Ich möchte niemals wieder mit dir sprechen, Lych-field.«
    »Ich kann dir versichern, daß es nicht dazu kommen wird, Spratt.« Der Dean schloß die Tür.
    »Was ist los?« fragte Josephine beunruhigt.
    »Ach, es war Lancelot. Frankie Humble hat uns beide hineingelegt. Verzeih mir, Liebste«, setzte er schnell hinzu, »ich weiß, es ist dir unangenehm, wenn ich ihren Namen erwähne.«
    »Aber warum denn, Lionel? Wir kennen Frankie seit Jahren, und ich mag sie sehr. Ich glaube, daß es dir guttut, sie so oft als möglich zu treffen; sie heitert dich auf.«
    Der Dean sah sie einen Augenblick lang fassungslos an, beschloß jedoch, nichts darauf zu erwidern. Statt dessen fragte er: »Hast du etwas dagegen, Schatz, wenn ich meinen Fisch jetzt ohne weiterzureden fertig esse? Ich muß vor meiner Ordination heute nachmittag noch eine kleine Arbeit erledigen.«
    Er zog vier Bogen Kanzleipapier aus der Tasche. Mit heftigen Strichen eliminierte er die Änderung, die er am Morgen eingefügt hatte. Er dachte einen Augenblick nach und schrieb statt dessen: Seine Reizbarkeit, sein Egoismus und seine Eifersucht auf die Kollegen nahmen in den letzten Jahren ein solches Ausmaß an, daß man nur noch hilflos die endgültige Zerstörung der prächtigen Ruine mitansehen konnte, die er aus sich gemacht hatte.
    Im Nebenhaus setzte sich Sir Lancelot an den Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer, schraubte die Füllfeder auf und straffte die Schultern.
     

21
     
    »Herr Inspektor«, sagte Sir Lancelot, »ich möchte mit Frau Dr. Frances Humble sprechen. Sie arbeitet hier.«
    »Zur Publikumsgalerie dort drüben anstellen, Sir«, sagte der Polizist.
    »Ich möchte nicht auf der Publikumsgalerie sitzen. Ich möchte hineingehen und mit Frau Dr. Humble sprechen.«
    »Bitte, stellen Sie sich hinten an, Sir. Sie bekommen bestimmt noch einen Sitzplatz, bevor die Debatte beginnt.«
    Zu ihren Häupten schlug Big Ben die zehnte Stunde. Es war ein sternenheller, schwüler Abend.
    »Ich weiß zufällig, daß Frau Dr. Humble heute im Unterhaus ist. Ich habe es im Abendblatt gelesen. Sie nimmt an der Debatte über das neue Unterrichtsgesetz teil. Es ist wirklich von höchster Wichtigkeit für die Allgemeinheit, daß ich sie spreche.«
    »Leider muß sich jeder, der auf die Publikumsgalerie möchte, hinten anstellen, Sir.«
    Sir Lancelot hielt die Hand vor die Augen. »Ich möchte mit der Abgeordneten meines Bezirkes sprechen.«
    »Haben Sie einen Einlaßschein, Sir?«
    »Ich beanspruche nur das Recht eines freien englischen Bürgers.«
    »Trotzdem brauchen Sie einen Einlaßschein.«
    »Du lieber Himmel, Inspektor, nennen Sie so etwas Demokratie?«
    »Halten Sie sich zurück, Sir! Keine Beleidigungen, bitte.«
    »Kann ich nicht einmal eine Nachricht hineinschicken?«
    »Zur Publikumsgalerie dort drüben anstellen, Sir.« Der
    Polizist wandte sich ab, um einer Gruppe Touristen zu helfen, die das Postamt suchte. Sir Lancelot stand da und zerbrach sich den Kopf, was er tun solle. Er hatte seit dem Mittagessen zwölfmal erfolglos versucht, Frankie anzurufen. Von ihr als zweite Wahl nach Bonaccord angeheuert zu werden war schlimm genug. Aber dritte Wahl nach dem Dean war undenkbar. Er war fest entschlossen, ihr noch vor heute nacht ihre Niedertracht an den Kopf zu werfen. Außerdem galt es keine Zeit zu verlieren, damit sie einen anderen Vizekanzler finden konnte. Er blickte wütend um sich. Zu seinem Pech mußte ausgerechnet das Unterhaus so gebaut sein, daß Unwillkommene keinen Einlaß fanden. Er hatte sich schon halb mit einer Niederlage abgefunden, als Frankie höchstpersönlich die Stufen von den bogenförmigen geschnitzten Türen herunterkam, im Gespräch mit einem Mann, der wie ein Schullehrer aussah.
    »Frankie, ich muß dich einen Augenblick sprechen.« Sie blickte auf, lächelte, verabschiedete sich von ihrem Besucher und ging auf Sir Lancelot zu. »Warum stehst du denn hier unter all den Leuten? Ich hätte dir, wenn du bei der Debatte zuhören willst, eine Karte geben können.«
    »Ich möchte bei keiner Debatte zuhören. Es wird auch keine Debatte über folgendes geben. Dieser Vizekanzlerposten in Hampton Wick - ich ziehe meine Bewerbung zurück.«
    »Ein wenig plötzlich, nicht?«
    »Nicht weniger plötzlich als der Schock bei der Entdeckung, daß du den Posten vor mir Lychfield und noch früher Bonaccord angeboten hattest.«
    »Ich verstehe nicht, warum du

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