Wo geht's hier nach Arabien
gemerkt haben, dass mit seiner Begeisterung für den Nationalsozialismus eine Menge Geld zu verdienen ist. Er gründet einen Verlag und verschickt alles, was mit Rassismus und Antisemitismus zu tun hat. Hitler-Reden, SS-Lieder, Naziflaggen und den Holocaust leugnende Schriften, alles ist in seinem Sortiment zu finden. Sein Propagandamaterial versendet er weltweit, auf Bestellung nach Deutschland und unaufgefordert an die kanadischen Parlamentsmitglieder. Er betrieb lange Zeit einen Radiosender und bewarb sich perfiderweise um die Stelle eines Leiters des Holocaust-Dokumentationsarchivs des » Canadian Jewish Congress«.
Um seine Behauptungen, im Dritten Reich seien » höchstens ein paar hunderttausend Juden« ermordet worden, zu untermauern, drehte er mit einer Videokamera im Konzentrationslager Auschwitz einen Film, in dem er zusammen mit einem Mann, dem er eine Kippa aufgesetzt hatte, um ihn als Juden auszugeben, durch die Gedenkstätte des Vernichtungslagers streift.
In Deutschland steht die Auschwitz-Lüge seit 1985 unter Strafe. Erstaunlicherweise erst 40 Jahre nach Kriegsende stritten die deutschen Parteien um die Bestrafung der Holocaustleugner. Helmut Kohl, Theo Waigel, Alfred Dregger und die CSU waren gegen ein Gesetz, es sei zu » einseitig«, hieà es. SchlieÃlich gab es schon einen Paragraphen wegen Beleidigung, den könne man dazu doch nutzen.
Die Negierung eines Völkermords mit einer Beleidigung gleichzusetzen ist heikel, noch viel heikler ist, dass der Beleidigte nachweisen muss, beleidigt worden zu sein, weil er eben Jude istâ dass also ein umgekehrter Ariernachweis zu liefern ist. Heute fällt die Auschwitz-Lüge im Strafgesetzbuch unter die Paragraphen 130, 189, 194.
Ernst Zündel steht mehrfach vor Gericht. In Toronto kommt es 1988 zu einem aufsehenerregenden Prozess gegen ihn. In den Zeugenstand tritt das ganze Gruselkabinett der Holocaustleugner. Einer davon ist Fred Leuchter. Er bezeichnet sich als » Ingenieur« und wurde von Zündel nach Auschwitz geschickt, um » wissenschaftliche Untersuchungen« durchzuführen. Das Ergebnis wurde veröffentlicht und am 8. Mai 1988, symbolgerecht am Jahrestag der deutschen Kapitulation, als sogenanntes » Leuchter-Gutachten« dem kanadischen Gericht vorgelegt. Im Prozess nimmt der Richter den » Experten« Leuchter in die Zange:
» Wie können Sie als Ingenieur arbeiten und auftreten, wenn Sie keinen Abschluss als Ingenieur haben?«
Leuchter:
» Euer Ehren, ich würde gerne hinterfragen, was ein Ingenieursabschluss ist.«
Im weiteren Verlauf kommt heraus, dass Leuchter von Chemie, Mathematik und Toxikologie keine Ahnung hat und in Physik höchstens zwei Seminare absolviert hat, allerdings nicht im Rahmen eines naturwissenschaftlichen Studiums, sondern in einem geisteswissenschaftlichen Zusammenhang.
Leuchter hatte in Auschwitz an den Wänden gekratzt und diese heimlich entwendeten » Gesteinsproben« untersucht. Den Holocaustleugnern geht es darum, zu beweisen, dass in den Konzentrationslagern nie Vergasungen durchgeführt, sondern mit Zyklon B ausschlieÃlich Entlausungen der Wäsche durchgeführt worden waren. SchlieÃlich seien in den Wäschekammern bis heute höhere Konzentrationen des Giftes nachzuweisen als anderswo.
Leuchter behauptete ebenso, seine Informationen stammten aus den wissenschaftlichen Auschwitz-Archiven. In der Verhandlung stellte sich heraus, dass er jene nie von innen gesehen hat und seine ganzen » wissenschaftlichen Belege« ausschlieÃlich Broschüren entnommen waren, die man als Besucher vor Ort erwerben kann. Ernst Zündel wird am Ende des Prozesses zu neun Monaten Haft verurteilt.
Je näher die Konferenz in Beirut rückt, umso mehr Details kommen ans Tageslicht, und bald regt sich weltweit der Protest. Der Druck auf den Libanon wächst. Eine Woche vor Beginn der Revisionistenversammlung tritt der damals amtierende libanesische Präsident Rafik al-Hariri vor die Kameras und erklärt, dass er die Veranstaltung nicht genehmigen werde. Es bestehe kein Bedarf für eine solche Konferenz. Ernst Zündelund seine Kampfgefährten müssen erst mal zu Hause bleiben.
Die Konferenz der Revisionisten, diesen Namen haben sie sich selbst gegeben, sollte die Zusammenarbeit zwischen den Rechtsradikalen und der moslemischen Welt verbessern. Germar Rudolf, ein weiterer potenzieller Teilnehmer der Konferenz,
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