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Wo immer Du bist, Darling

Wo immer Du bist, Darling

Titel: Wo immer Du bist, Darling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Stefanie Hoell
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Kurze Zeit später kam er mit einer brennenden Petroleumlampe zurück.
    »Wenn du irgendwelchen Unsinn mit dem Feuer anstellst, wirst du mich kennenlernen.« Er sprach in beiläufigem Tonfall, bei dem sich Anja dennoch sämtliche Nackenhaare aufrichteten. Unwillkürlich kam ihr wieder in den Sinn, was ihr bei seinem Anblick im Auto als Erstes durch den Kopf geschossen war: Kraft, gepaart mit wachsamer Schnelligkeit. Dieser Eindruck hatte sich bisher nur bestätigt. Obwohl Ramon im Gegensatz zu Santos bisher nie handgreiflich geworden war, verspürte sie nicht das geringste Bedürfnis, den Wahrheitsgehalt seiner Drohung auszutesten. Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass er genau das meinte, was er sagte. Schweigend vermied sie es, ihn anzusehen. Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, mit dem Feuer herumzuexperimentieren. Das Risiko eines eskalierenden Brandes wollte sie nicht eingehen. Vor allem nicht, solange sie gefesselt war. Aber das musste sie ihm ja nicht auf die Nase binden. Sollte er ruhig denken, sie wäre zu allem fähig.
    Mit seiner üblichen Geschmeidigkeit machte Ramon kehrt und verließ den Raum. Anja wartete, bis die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, dann rutschte sie vom Bett.
    Ihre Unterkunft war zwar weiterhin nicht gerade das Hilton, aber wenigstens hatte sie jetzt etwas Licht.
    Langsam und beherrscht kaute sie an dem trockenen Brot und trank etwas Wasser aus dem Becher. Es kostete sie einiges an Überwindung, auch den Rest ihrer Mahlzeit zu probieren. Erleichtert stellte sie fest, dass es sich bei der braunen Paste schlichtweg um Käse handelte, selbst wenn er nur unwesentlich besser schmeckte, als er aussah.
    Sie teilte Rationen ab und ließ sich Zeit. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal etwas zu essen bekommen würde?
     
    *
     
    Ramon rief sich zur Ruhe. Das blauäugige Biest stellte seine Geduld wirklich auf eine harte Probe. Begriff sie denn nicht, in welch gefährlicher Lage sie sich befand? Das hier war kein Spiel, sondern bitterer Ernst. Sie täte wahrlich gut daran, sich kooperativ zu verhalten, denn sonst würde die Sache noch viel unangenehmer für sie werden. Santos wartete nur darauf, dass sie sich etwas leistete, wofür er sie sadistisch bestrafen konnte.
    Mit unbewegter Miene ging Ramon an seinem Bruder vorbei, nahm gelassen die Axt von der Wand und verließ die Hütte.
    Um sich abzureagieren, begann er verbissen, Holz zu hacken. Seit der Entführung waren knapp zweiundsiebzig Stunden vergangen.
    Santos hatte ihm auf dem Rückweg zur Hütte verraten, dass er durch seinen »Glücksgriff« mit der Geisel nun plante, die Freilassung zweier inhaftierter Mitglieder von La Mano de Cuba zu erpressen. Und weil es sich bei seiner Beute um eine Touristin handelte, hatte er zusätzlich ein Lösegeld von 100.000 $ draufgepackt. Nicht gerade ein Pappenstiel.
    Der Holzscheit zerbarst unter seinem kraftvollen Schlag in zwei Teile. Ramon griff nach dem nächsten Stück und ließ erneut die Axt niedersausen.
    Bis jetzt sah es nicht danach aus, als würde der Senat irgendeiner der Forderungen Folge leisten. Aber davon ahnte die blonde Unschuld in der Hütte nichts.
    Wütend kickte Ramon mit dem Fuß die Bruchstücke zur Seite. Er kannte seinen Bruder. Nicht umsonst war Santos der Anführer der Organisation.
    Er war nicht gerade für sein Zartgefühl bekannt und würde die junge Frau töten, ohne mit der Wimper zu zucken, sollte sein Plan fehlschlagen. Selbst im abwegigen Fall eines Erfolges stand ihre Überlebenschance schlecht. Sie war eine Zeugin. Eine Person, die sie identifizieren konnte. So oder so, sein Bruder würde sie beseitigen.
    Das durfte er nicht zulassen.
    Er hatte schon viel zu lange bei der Geschichte mitgemischt. Blutsbande in allen Ehren, aber bei einem kaltblütigen Mord würde er nicht mehr tatenlos zusehen.
    In den siebzehn Jahren seiner Zugehörigkeit zu der Organisation hatte er schon einige krumme Dinger gedreht, auf die er nicht stolz war. Aber es gab eine Grenze, selbst für ihn.
    Sein Bruder achtete ihn für seine Besonnenheit und absolut ruhige Hand im Umgang mit Waffen. Die Präzision seiner Treffsicherheit mit dem Gewehr war sensationell … und tödlich.
    Ramon verachtete sich dafür, dass er dazu beigetragen hatte, zwei Männer zu ermorden.
    Es war gleich nach seinem Eintritt in die Gruppe passiert. Mit knapp vierzehn hatte er sich von den fanatischen Parolen seines Bruders noch mitreißen lassen, ohne nachzudenken. Er hatte eifrig alles gemacht, was dieser

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