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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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keinen Leser hatten?«
    Victor starrte zur Decke, und Pickwick starrte auf ihre Füße. Siewussten alle, dass ich die Dinge zusammengehalten hatte. Meine Vorgängerin hatte die Serie in schrecklichem Zustand zurückgelassen. Jeder hatte mit jedem gestritten, und das Humordefizit war so groß, dass ich es nur mit Mühe hatte ausgleichen können.
    »Das hat uns auch nichts genutzt«, sagte Carmine. »Wir sind das Gespött der gesamten Fantasy.«
    »Immerhin werden wir noch gelesen. Wissen Sie überhaupt, was Sie tun müssen, wenn die eBook-Verstärker mal durchbrennen?«
    Ihr leerer Gesichtsausdruck zeigte mir, dass sie es nicht wusste.
    »Und wenn mitten im Satz die Metaphern alle sind? Haben Sie eine Ahnung von Ironie-Injektoren? Wie oft man sie putzen muss? Wissen Sie überhaupt, wie Adjektivoren aussehen? Oder was passiert, wenn sich Robert Pestons hinter der Wandverkleidung festsetzen?«
    »Hey«, sagte Horace, der unbemerkt auf dem Kühlschrank gesessen hatte, »warum machen Sie nicht einfach einen Plot 9? Wir kommen auch ohne Sie aus. Mit weniger als zwanzig aktiven Lesern haben wir genug Zeit, um uns auf alles vorzubereiten.«
    »
Wir?«,
fragte ich. »Seit wann hast du denn was mit der Serie zu tun?«
    »Seit Carmine mich darum gebeten hat.«
    »Er hat ein paar sehr gute Ideen«, sagte Carmine. »Sogar Pickwick findet sie gut, nicht wahr, Pickers?«
    »Manchmal«, sagte Pickwick und schaute beleidigt in die andere Richtung.
    »Wir sollten jetzt allmählich zum Ende kommen«, sagte Hades sehr pointiert. »Wir müssen noch ein paar Lesungen absolvieren.«
    »Gut«, sagte ich und presste die Lippen zusammen, um nicht die Contenance zu verlieren. »Lasst euch nicht stören.«
    Ohne ein weiteres Wort stand ich auf und verließ das Haus mit so viel Würde, wie ich noch aufbringen konnte. Sobald ich draußen war, musste ich mich auf die Gartenmauer setzen, weil ich keine Luft mehr kriegte und mein Herz raste. Trübsinnig schauteich zurück auf die Serie. Es war eine sehr heterogene Mischung von Schauplätzen   – die Türme von Thornfield Hall standen im Flutlicht des Krockett-Stadions Swindon und gleich daneben das Penderyn Hotel. Auch ein paar Luftschiffe flogen herum, allerdings nur im Maßstab 1 zu 10.   Es war alles, was ich hatte. Es war mein Zuhause.
    »Sie sollten die gute Seite der Sache sehen, Ma’am«, sagte Sprockett und reichte mir den Chicago Fizz, den er gerade aus dem Nichts gezaubert hatte.
    »Welche gute Seite? Kein Buch mehr, kein Zuhause, niemanden, der an mich glaubt, und keine Ahnung, was aus Thursday geworden ist   – oder was zum Teufel überhaupt vorgeht. Außerdem würde ich Horace wirklich gern eine reinhauen.«
    »Kobolde schlagen«, sagte Sprockett beruhigend, »verschafft einem zwar kurzfristig Erleichterung, hat aber keine nachhaltige Wirkung.«
    Ich seufzte. »Wahrscheinlich haben Sie recht.«
    »Mit der ›guten Seite‹, Ma’am, meinte ich lediglich, dass der kürzliche Ärger Ihren Terminplan so weit entlastet, dass Sie sich den wirklich dringenden übergreifenden Fragen zuwenden können. Sie haben in den nächsten Tagen Wichtigeres zu tun, als sich um Ihr störrisches Ensemble zu kümmern.«
    Ich stand von der Mauer auf. Sprockett hatte recht. Zur Hölle mit der Serie   – für den Augenblick jedenfalls.
    »Was meinen Sie denn, wo wir jetzt hinsollen?«
    »Nach Vanity Island.«

33.
Die Liga der Zahnradmänner
    Es gibt zwei Sprachen, von denen der Tourist wissen sollte, wenn er die BuchWelt bereist: Bei den Handwerkern, Händlern und Lieferanten im Brunnen der Manuskripte wird praktisch nur Courier Bold gesprochen, eine ehrwürdige Tradition, die auch heute noch respektiert wird. Das Rotwelsch der Unterwelt hingegen ist Lorem Ipsum, diese Sprache ist für den Uneingeweihten kaum zu verstehen, trotzdem empfiehlt es sich, ein paar Brocken parat zu haben, wenn man z.   B. in den Bereichen Horror oder Noir in eine gefährliche Lage gerät und einem einfach die Worte fehlen.
     
    Bradshaws Führer zur BuchWelt
     
    Sprockett wohnte im Sciencefiction-Viertel von Vanity Island, gar nicht weit entfernt vom Parody Valley. Bei meinem zweiten Besuch hatte ich etwas mehr Zeit, mich umzusehen, und stellte fest, dass die Verhältnisse im Bereich der selbst verlegten Bücher doch eher traurig genannt werden mussten. Während die Landschaft der Fiktion im Großen und Ganzen übersichtlich und gepflegt war, hatte der Wildwuchs im Vanity-Bereich zu einer Zersiedelung der Landschaft und zum

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