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Wo ist Thursday Next?

Wo ist Thursday Next?

Titel: Wo ist Thursday Next? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Fforde
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Wachstum überbevölkerter Elendsquartiere ohne brauchbare Infrastruktur und Versorgung geführt.
    Die Romane mit ihren Schauplätzen, Kulissen und Figuren erfüllten jeden Winkel der Insel und waren zum größten Teil bereits übereinandergebaut. Die von der Fantasie errichteten Türme wuchsen auf kahlen Felsen empor, und die ganze Insel war von tiefen Schächten und unterirdischen Gängen durchzogen, die den Zugang zu längst verschütteten Szenen ermöglichen sollten. Anvielen Stellen standen die Bücher so dicht, dass es keine Grenzen mehr zwischen den Szenen gab. Eine Tigerjagd in Bengalen aus den Zwanzigerjahren verschmolz mit den Motorradrennen auf der Isle of Man und eine Weltraumoper des nächsten Jahrhunderts mit der Tour de France von 1983.   Vanity hatte ganz offensichtlich ein Platzproblem.
    »Lassen Sie die Leute bloß nicht wissen, dass Sie in einem richtigen Verlag veröffentlicht worden sind«, sagte Sprockett, als wir zu seinem Buch kamen, einer ziemlich zerfledderten Schwarte, die zur Hälfte in einen steilen Abhang aus ähnlichen Werken gegraben war und deren Vorderseite auf wackeligen Stelzen ruhte. Die Warnung war überflüssig   – ich wusste, was mich erwartete. Der Groll der Selbstverlegten gegenüber der Fiktion war alt und entbehrte auch nicht einer gewissen Berechtigung.
    Ich wischte mir die Schuhe an der Fußmatte ab, ehe ich eintrat. Der Roman spielte offenbar weitestgehend im Herrenhaus eines gewissen Professor Winterhope, das von einer ausgedehnten und leicht exzentrischen Familie mechanischer Menschen bevölkert war, die alle so aussahen, als wären sie lange nicht mehr gewartet worden.
    »Willkommen bei der
Liga der Zahnradmänner«,
sagte Mrs Winterhope zu mir, nachdem der Professor meinen Begleiter zu einem Ölwechsel und einer Generalüberholung mitgenommen hatte. »Möchten Sie eine Tasse Tee?«
    »Ja, gern«, sagte ich, und wir gingen ins Wohnzimmer, das ein bisschen wie meine Küche zu Hause war: Kommandozentrum und Gemeinschaftsraum zugleich. Mrs Winterhope machte mich mit den Zahnradmännern bekannt, die hinreichend aufgezogen waren, um sich zu unterhalten, gleichzeitig aber Anweisung hatten, sich nicht zu bewegen, damit sich ihre Zahnräder nicht abnutzten, denn die Versorgung mit Ersatzteilen war äußerst schlecht. Trotz dieser offensichtlichen Nachteile zeigten sie alle die träge Verträumtheit der lange Zeit Ungelesenen. Sie wirkten auch nicht so, als ob sie viel übten, was einen bedauerlichen Mangel an Professionalität bewies, aber das wollte ich ihnen natürlich nicht sagen.
    »Wir müssen Ihnen noch danken, dass Sie Sprokky vor diesem Pöbel in den Verschwörungstheorien gerettet haben«, sagte Mrs Winterhope und stellte einen leeren Teekessel auf den kalten Herd. »Wir haben uns sehr gefreut, als wir gehört haben, dass er für Thursday Next arbeitet, wenn auch nicht für die echte.«
    »Sehr liebenswürdig, dass Sie das sagen.«
    »Hat unser Sprockett Ihnen gute Dienste geleistet?«
    »Er war mehr als vorbildlich«, sagte ich. »Ein Gentleman ersten Ranges.«
    »Hervorragend«, antwortete sie. »Kann ich davon ausgehen, dass Sie ihm ein gutes Zeugnis ausstellen werden?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, ihn gehen zu lassen«, sagte ich lächelnd. »Er ist in jeder Hinsicht ein großer Gewinn.«
    Aber Mrs Winterhope lächelte nicht. »Ich habe gehört«, sagte sie langsam, »dass sich Ihre persönlichen Verhältnisse in jüngster Vergangenheit deutlich verschlechtert haben?«
    Das stimmte natürlich. Ich hatte buchstäblich nichts mehr außer Sprockett und den Kleidern, die ich am Leib trug.
    »Für den Augenblick trifft das zu«, sagte ich etwas betreten.
    Mrs Winterhope goss den Inhalt des leeren Kessels in eine Kanne, die keinen Tee enthielt, wie ich bemerkte.
    »Sprockett ist der am weitesten entwickelte Roboter, den wir besitzen«, sagte sie. »Ich möchte natürlich nicht unhöflich sein, aber es scheint mir, als würde es seiner Karriere nicht wirklich helfen, wenn er bei jemandem im Dienst steht, der sich   – entschuldigen Sie meine Direktheit   – im Zustand der
Ungelesenheit
befindet.«
    Sie starrte mich mit einem mitleidigen, aber verzweifelten Gesichtsausdruck an und reichte mir eine leere Tasse. »Möchten Sie keine Milch?«
    »Ja, vielen Dank«, sagte ich, um sie nicht in Verlegenheit zu bringen. In über siebzehn Jahren hatte sie kein einziger Leser besucht; ein Leserstipendium konnten sie daher nicht erhalten, und so hatten sie

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