Wo Ja Nein bedeutet
zu bestellen. Das können Sie in Deutschland machen, und da wird Sie der Ober in einem gehobenen italienischen Restaurant mit hochgezogenen Augenbrauen betrachten.
Aber wenn Sie nur wenig Hunger haben?
Kein Problem: Es gibt nur wenige italienische Restaurants (auch in Deutschland, übrigens!), in denen Sie nicht eine halbe oder kleine Portion serviert bekommen. Das macht sich allemal besser, als in einem guten Restaurant lediglich und als einzigen Gang Pasta zu bestellen! Pasta ist nämlich stets nur der „primo“, also der erste Gang, und ihm folgt das Hauptgericht, also Fleisch oder Fisch mit Gemüsebeilagen. Eigentlich gehört zu jedem Essen in Italien ein ganzes Menü mit mehreren Gängen (nicht „nur“ in Italien – in Portugal und natürlich Frankreich ist‘s ebenso). Der Nachtisch darf nicht fehlen, und danach gibt es einen Espresso, abends oft noch einen Digestif. Dieser kleine Verdauungsschnaps heißt in Italien oft „amazzacaffè“, was so viel bedeutet wie „Kaffeemörder“: ein den Magen nach dem Kaffeegenuss beruhigender Likör (auf der Basis von Kräutern oder Zitrone). Oder man greift zum Grappa oder natürlich dem bekannten Anislikör Sambucca, der gerne „con mosca“ („mit Fliege“) serviert wird. Damit sind aber nicht etwa Insekten gemeint, sondern einige Kaffeebohnen. Sie werden zerbissen, und dann schlürft man genüsslich den Likör darüber.
Und noch ein paar Tipps:
Es ist nicht ungewöhnlich, dass man zur Pasta auch noch Brot isst.
Spaghetti essen nur kleine Kinder mit Gabel und Löffel. Ein italienischer Kellner wird Ihnen niemals automatisch beide Besteckteile reichen. Italiener rollen die langen Nudeln geschickt lediglich mit der Gabel auf; und sie schaffen es sogar, dass die Portion genau mundgerecht ist (und dass sich nicht, wie bei unsereinem, ein Riesenknäuel entwickelt, das man kaum in den Mund schieben kann).
Absolut tabu ist es, Spaghetti oder jede andere Nudel, sei sie noch so lang und noch so unhandlich, mit dem Messer zu schneiden. Einfach abzubeißen, weil die Spaghetti eben allzu lange von der Gabel hängen, ist ebenfalls ein No-go. Damit benehmen Sie sich nicht nur total daneben, sondern Sie zeigen sofort, dass Sie Ausländer sind.
Das zeigen Sie übrigens auch damit, dass Sie nach einem reichhaltigen Essen, vor allem abends, statt einem kleinen Espresso einen Cappuccino bestellen. Das macht kein Italiener, weil‘s einfach zu viel des Guten ist. Es gibt zwar keine solch strenge „Vorschrift“ wie die für bayerische Weißwürste, die man ja bekanntlich nach 12 Uhr nicht mehr essen soll, Cappuccino wird jedoch in Italien eben eher zum Frühstück, maximal bis zur Mittagszeit und vor allem nicht nach einem reichhaltigen und mehrgängigen Menü getrunken.
Wundern Sie sich nicht, wenn Ihnen der Kellner plötzlich ans Knie greift: Er will Sie nicht belästigen, sondern es gehört zur Dienstleistung für Sie als Gast, dass er Ihnen nach dem Essen die Serviette vom Schoß nimmt.
Zu den für unsereinen fast undurchschaubaren Regeln beim Essen gehört es, dass Italiener instinktiv wissen, zu welchen Gerichten Käse passt, und vor allem: welcher Käse. Zu Fisch isst man prinzipiell keinen Parmesan. Natürlich gibt es Ausnahmen: Spaghetti mit Pilzen und Meeresfrüchten – dazu nimmt man Käse, zu einer Sauce mit Zucchini und Garnelen ebenfalls.
Sie outen sich übrigens als absoluter Kenner der italienischen Küche, wenn Sie wissen, dass auf die „Pizza Margarita“ als einzige Käsesorte und ausschließlich Mozzarella gehört. Alles andere geht gar nicht, und Sie werden höchst anerkennende Blicke
ernten, wenn Sie eine solche Pizza zurückgehen lassen, weil anderer Käse drauf ist!
Apropos Käse: Auf Sardinien gibt es eine ganz besondere Spezialität, die für uns eher ins Dschungelcamp passt: „Casu Marzu“ muss vor dem „Genuss“ so lange reifen, bis er vor Maden wimmelt. Ein echter Sarde isst die natürlich mit. Er hat vielleicht Verständnis dafür, dass Sie das nicht schaffen. Aber darauf verlassen sollten Sie sich nicht.
Ein Italiener ist ohne ein Handy, sein heiß geliebtes „telefonino“, einfach nicht denkbar. Und so ist es nicht nur nicht ungewöhnlich, sondern sogar „erlaubt“, dass man im Restaurant telefoniert. Nicht erlaubt ist allerdings, dass das Telefon nicht auf stumm und Vibrationsalarm gestellt ist, sondern Sie sich laut und schrill anklingeln lassen.
Frankreich: Wo der liebe Gott genießt
Der liebe Gott in Frankreich darf
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