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Wo Ja Nein bedeutet

Wo Ja Nein bedeutet

Titel: Wo Ja Nein bedeutet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska von Au
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Sie sich auskennen, wenn Sie die Surströmming-Dose in einem Bottich unter Wasser und natürlich an der frischen Luft aufmachen. Man genießt diese schwedische Spezialität niemals in geschlossenen Räumen!
    Und sonst in Europa?
In Island gibt es ebenfalls merkwürdige Essgewohnheiten: Hákarl (gesprochen: „Haukartl“) besteht aus dem fermentierten (das heißt auf gut Deutsch: vergammelten) Fleisch des Grönland-Hais, das ohne Behandlung komplett ungenießbar wäre. Traditionell dauert die Zubereitung mehrere Monate – vom Säubern und Entgräten über das Eingraben in Kies und danach Aufhängen und Trocknen. Geruch und Geschmack lösen bei Nicht-Isländern Ekelgefühle aus. Und auch so mancher Einwohner der Insel soll nicht allzu sehr in Begeisterungsstürme verfallen, wenn er das essen soll. Vielleicht mag er ja dann lieber Gammelrochen: Dieses isländische Weihnachtsgericht wird traditionell am 23. Dezember verzehrt. Allerdings wird es wie der Hákarl monatelang
„zubereitet“. Wer das nicht mag, hat in diesem Fall Pech: Weihnachtlichen Familientraditionen entkommt man überall auf der Welt nur schwer! Gerne isst man auf Island außerdem in einem Schafsmagen gekochte Innereien vom Schaf (das gleicht dem von Alt-Bundeskanzler Kohl so heiß geliebten Pfälzer Saumagen), in Molke eingelegte Hammelhoden oder abgesengte, gekochte Schafsköpfe. Vielleicht kriegt man das alles ja runter, wenn man dazu, spätestens aber danach Brennivín trinkt. Das ist der isländische Kartoffelschnaps.
In Norwegen werden Tierköpfe meist im Ganzen geräuchert und mit Haut, aber wenigstens ohne Fell, gegessen. Als besondere Delikatesse schätzt der Norweger davon Zunge und Augen. Stirn- und Wangenfleisch sollen ebenfalls besonders schmackhaft sein.
In Russland müssen Sie gute Kondition mitbringen – nicht nur zum Trinken. Ihr russischer Gastgeber wird nämlich auftischen, was Küche und Keller nur hergeben. Hüten Sie sich davor, den Teller leer zu essen. Das bedeutet nämlich nichts anderes, als dass man Ihnen sofort nachschenkt. Leerer Teller am Platz des Gastes heißt in Russland: Der Gast ist noch nicht satt. Außerdem sollten Sie bitte von jedem Gericht wenigstens probieren – auch wenn Sie schon pappsatt sind. Alles andere würde die Dame des Hauses nämlich höchst übel nehmen.
In Griechenland werden Ehrengästen ganz spezielle Delikatessen angeboten: etwa Schafshoden oder -augen. Keine Angst: Sie bekommen keinen ganzen Teller voller Augen serviert, von denen Sie sich angestarrt fühlen müssten, bevor Sie hoffentlich herzhaft zugreifen. Es ist eher so, dass man vor Ihnen eine Platte abstellt, mit einem ganzen Schafskopf drauf, und den gekocht. Dazu überreicht man Ihnen ein scharfes, spitzes Messer. Auf dass Sie sich die leckeren Augen selbst herauspulen …
In Portugal und anderen Ländern am Atlantik und Mittelmeer sind Tintenfische, die in ihrer eigenen Tinte gekocht wurden, eine Delikatesse. Alles Geschmackssache! In Portugal wird auch anderes in Blut gekocht und dann mit Reis serviert: Neunauge (ein Fisch) und Hühnchen. Und das ist nicht nur Hausmannskost, sondern das gibt es, vor allem im Norden des Landes, in vielen Restaurants. Mal probieren? Es schmeckt gar nicht so übel. Die Leute aus der Gegend von Porto nennt man übrigens auch
„tripeiros“ („Kaldaunenfresser“), weil hier Kutteln zur beliebten Hausmannskost gehören – noch so eine Sache, die bei uns eher als Hundefutter gilt …
In Spanien gehört es zum guten Ton, immer dem ältesten männlichen Gast zuerst zu servieren – nix da mit „ladys first“, selbst wenn eine Dame die älteste in der Runde ist.
In Kroatien, das ja als Urlaubsland durchaus beliebt ist, fängt man in den Wäldern gerne den Siebenschläfer und bereitet ihn als Spießbraten zu. Das gibt es vielleicht selten im Lokal, aber es kann Ihnen durchaus passieren, dass Sie bei einer privaten Einladung Siebenschläfer bekommen. Schmecken soll das Ganze ein bisschen wie Kaninchen – und wenn Sie es vorher nicht so ganz genau wissen, ist es vielleicht gar nicht so schlimm.
In Ungarn neigt man wie in manch anderem Land (und das nicht nur in Skandinavien!) dazu, der alten Weisheit zu huldigen, ja „nichts verkommen“ zu lassen. Also gilt auch hier: Verzehr möglichst alles von einem Tier! Während man im Norden Europas Schafsköpfe bis auf den letzten Rest Fleisch und Haut abnagt und gerade mal auf die Fellhaare verzichtet, sind es bei den Ungarn die Schweine, die bis auf das letzte

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