Wo Licht im Wege steht
brauchte die helfende Hand ihres Gatten!«
»Lassen Sie die Ironie. Auf jeden Fall kamen Sie hierher, weil Sie einen Verdacht hatten. Und Sie haben selbst zugegeben, daß Sie Dover Fulton verdächtigten. Nehmen wir an, Sie suchten ihn und Sie stellten dann fest, daß er mit Ihrer Frau zusammen war. Sie verfolgten die beiden zu diesem Autohotel. Dann platzten Sie in das Idyll hinein und erklärten, daß für Sie der Fall erledigt sei. Dover Fulton habe Ihre Frau genommen und solle sie nun auch behalten. Und dann zogen Sie davon. - Ihre Frau machte sich nicht viel aus Dover Fulton, er war für sie nur eine vorübergehende Spielerei. In Wirklichkeit war sie nur in Sie verliebt, aber sie wünschte ab und zu ein wenig Abwechslung. Als sie in die Ferien fuhr, hatte sie die Absicht, ein bißchen herumzuflirten. Sie...«
Carlton war aus seinem Stuhl hochgesprungen. Er stand vor Sellers. »Hüten Sie Ihre verdammte Zunge!« sagte er drohend. »Ob Sie ein Polyp sind oder nicht, ich werde Ihnen das Glas trotzdem ins Gesicht werfen.«
»Probieren Sie es nur«, meinte Sellers seelenruhig, »aber wundern Sie sich nicht, wenn Sie hinterher so flach am Boden liegen, als sei eine Dampfwalze über Sie gefahren.«
Carlton zögerte. »Wenn Sie von meiner Frau sprechen, dann wählen Sie gefälligst Ihre Worte etwas aus.«
»Schon gut, Carlton, Sie fuhren also dort hinaus, es ist doch ganz klar, daß Sie das taten.«
Carlton begann vor Wut zu zittern. »In drei Teufels Namen, Sellers, damit wir uns nicht mißverstehen. Wenn ich wirklich dort hinausgefahren wäre und sie mit diesem Hundesohn angetroffen hätte, würde ich ihn auf der Stelle umgebracht haben, und zwar so gründlich...«
»Und würden Sie dann Ihre Frau getötet haben?«
In Carltons Augen zeigten sich Tränen. »Nicht sie«, sagte er, »die Kleine hätte ich nie umbringen können. Ich hätte sie hinausgeschmissen, ich hätte ihr vielleicht eine heruntergehauen. Aber dann hätte ich zu ihr gesagt: >Nimm deine Sachen und sieh zu, daß du hier wegkommst, du unbeherrschtes Stück.< Und wenn wir zu Hause gewesen wären, hätte ich sie wieder in meine Arme geschlossen, ich hätte sie wieder geliebt, so, wie ich sie einfach immer lieben muß. Nun wissen Sie es, und jetzt kümmern Sie sich gefälligst um etwas anderes, Sie Schnüffler.«
»Sie sind betrunken, Carlton«, erwiderte Sellers.
»Mag sein, daß ich betrunken bin«, sagte Carlton, »aber was kümmert das Sie?«
Sellers stand auf und sah Carlton ins Gesicht. Sie standen sich Aug in Auge gegenüber.
»Hüten Sie sich«, sagte Sellers. Neben seiner Bullengestalt wirkte Carlton überschlank und geradezu zerbrechlich. »Eigentlich müßte ich Sie jetzt niederschlagen und zwei Stücke aus Ihnen machen. Ich müßte Sie schütteln, daß Ihnen die Zähne ausfallen. Doch ich weiß, wie Ihnen zumute sein muß, und nur deswegen nehme ich Rücksicht auf Ihre Gefühle. Aber treiben Sie es nicht auf die Spitze.«
»Sie wissen, was ich empfinden muß«, wiederholte Carlton bitter. »Ausgerechnet Sie! Und wer denn noch?«
»Eigentlich wollte ich ja nur etwas von Ihnen erfahren«, fuhr Sellers fort, »und zwar, ob Sie Lam einen Auftrag gegeben haben.«
»Nein.«
»Sprachen Sie irgendwann mit ihm?«
»Ich habe ihn nie in meinem Leben gesehen.«
Sellers trank sein Glas leer und stellte es nieder. »Kommen Sie, Lam«, sagte er dann.
»Nein, gehen Sie nicht«, bat mich Carlton, »bleiben Sie doch hier und leisten Sie mir Gesellschaft. Es ist so schrecklich, wenn ich allein bin.«
Ich sah, wie ein Verdacht in Sellers’ Augen aufblitzte.
»Das geht jetzt nicht, Mr. Carlton. Sellers will unbedingt herausfinden, in wessen Auftrag ich arbeite. Und wenn Sie jetzt mit mir privat zu sprechen wünschen, wird er Sie auf seiner Verdächtigenliste an erster Stelle vermerken.«
»Wer soll Sie denn beauftragt haben, und womit denn?« fragte Carlton.
»Das ist es ja, was er wissen möchte.«
Carlton ging einen Schritt zurück, um mich besser fixieren zu können.
»Schön, aber vielleicht möchte ich trotzdem mit Ihnen sprechen.«
Ich ging zur Tür, öffnete sie und trat in den Gang hinaus.
»Gut, wie Sie wollen«, rief Carlton ärgerlich hinter mir her, »schert euch doch beide zum Teufel!«
Sellers torkelte ein wenig, als er durch die Tür kam. Er schloß sie hinter sich.
»Sie muten sich mehr zu, als nötig ist, Frank. Warum sind Sie nicht zu Hause und machen sich einen schönen Tag, wo doch heute Sonntag ist?«
»Das wäre
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