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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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gegen seine Gewohnheit so langsam, daß ich schon befürchtete, wir würden aufgeschrieben, weil wir den Verkehr behinderten.
    Auch Mrs. Fulton sprach nichts mehr. Sie blickte still durch die Windschutzscheibe geradeaus. Ihr Gesicht war bleich. Sie war in Gedanken versunken. Und daß es keine erfreulichen Dinge waren, über die sie grübelte, bewies der schmerzliche Zug, der sich um ihren Mund eingrub.
    Als wir vor ihrem Haus in San Robles anhielten, sagte Sellers: »Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich noch einmal mit hineinkomme. Sie können mir dann zeigen, wo die Kinder schlafen und wo Ihr Telefon aufgestellt ist.«
    Da ich mich auf dem Rücksitz bewegte, rief er mir über die
    Schulter zu: »Bleiben Sie ruhig hier sitzen, Lam.« Ich steckte mir eine Zigarette an und wartete.
    Nach zehn Minuten kam er zurück. In seinem Mund steckte eine völlig zerkaute Zigarre. Er klemmte sich hinter das Steuerrad und schlug heftig die Wagentür zu. Dann wandte er sich zu mir und knirschte: »Zum Teufel noch mal, Lam, es gibt Zeiten, in denen ich Ihnen am liebsten Ihre Zähne einschlagen möchte.«
    Mit der Miene eines Lammes fragte ich: »Aber warum denn nur?«
    »Wenn ich das nur wüßte«, knurrte er ärgerlich, »das ist es ja gerade, was mich am meisten ärgert.«
     

7
     
    In langsamer Fahrt legten wir den halben Weg zur Stadt zurück. Dann hatte es Sellers plötzlich eilig. Er drückte auf die Sirene und brauste in seinem gewohnten Tempo los.
    »Setzen Sie mich doch bitte vor meinem Büro ab«, sagte ich zu ihm.
    »Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen.«
    »Was kommt denn jetzt noch?«
    »Das werden Sie schon sehen«, sagte er und gab noch mehr Gas. Wir rasten an den erschrockenen Sonntagsfahrern vorbei, als sei der Teufel hinter uns her. Dann hielt er vor dem Beaverbrook-Hotel an.
    Ein Beamter in Zivil kam auf ihn zu, als wir die Halle betraten. »Wie geht es ihm?« fragte ihn Sellers. »Ist er in seinem Zimmer?«
    Der andere nickte.
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Hat er telefoniert?«
    »Nur nach der Bedienung.«
    »Was macht er denn?«
    »Er läßt sich langsam vollaufen.«
    »Das paßt mir gut«, sagte Sellers, und zu mir gewandt: »Kommen Sie, Lam.«
    Im elften Stockwerk stiegen wir aus dem Aufzug. Sellers kannte
    den Weg bereits. Er ging den Korridor hinunter und klopfte an die Tür mit der Nummer 1110.
    »Wer ist da?« fragte eine Stimme von drinnen.
    »Kommen Sie schon - machen Sie auf«, war Sellers’ ungeduldige Antwort. Im Zimmer hörte man Schritte, und dann wurde die Tür von einem großen, schlanken Mann geöffnet. Er sah gut aus, und man merkte ihm an, daß er sich dessen bewußt war. Er hatte dunkle, wellige Haare, weit auseinanderstehende graue Augen und eine Haut, die braun wie Bronze glänzte. Obwohl er bereits ziemlich viel getrunken hatte, wirkte er nicht unsympathisch.
    Seine Augen waren stark gerötet. Ob dies allein vom Alkohol herrührte, konnte ich nicht entscheiden.
    »Großartig«, rief er aus, »der hochgeschätzte Sellers! Der gute, alte Mister Mord persönlich! Kommen Sie herein, Sellers. Wer ist denn dieser andere Mensch?«
    Sellers wartete erst gar nicht auf seine Einladung, sondern drängte sich an ihm vorbei ins Zimmer. Ich folgte ihm.
    Dann schloß Sellers die Tür.
    »Kennen Sie ihn nicht?« fragte er.
    Der Mann sah mich an und schüttelte den Kopf. »Wer ist es?«
    »Donald Lam, ein Privatdetektiv.«
    »Und was will er?«
    »Er will nichts - ich will etwas.«
    »Womit kann ich Ihnen dienen?«
    »Ich möchte alles über ihn erfahren.«
    »Dann müssen Sie anderswo fragen.«
    »Warum stellen Sie uns nicht vor?« fragte ich.
    Der Mann sagte. »Ich bin Stanwick Carlton.«
    »Oh«, sagte ich nur.
    Sellers suchte sich einen Sessel aus und ließ sich niederfallen.
    Ich reichte Carlton die Hand. »Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
    »Wie war doch Ihr Name?« fragte er.
    »Donald Lam.«
    Carlton wies auf einen Stuhl. »Setzen Sie sich und trinken Sie etwas mit mir. Wir können nichts Besseres tun. Sellers’ Freunde sind reizend zu mir. Sie sagen, ich kann tun, was ich will, und ich kann auch hingehen, wohin ich will. Nur die Stadt darf ich nicht verlassen! Und jedesmal, wenn ich aus diesem elenden Hotel herauskomme, läuft so ein Polizeiköter hinter mir her.«
    »Sie wissen das nur nicht richtig zu schätzen«, meinte Sellers ruhig-
    »Wahrscheinlich ist es so; eigentlich müßte ich mich für Ihre Aufmerksamkeiten noch bedanken. Mir wäre aber ohne Ihre liebenswürdige Anteilnahme

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