Wo Licht im Wege steht
Sellers wies auf mich.
»Nein.«
»Sie sahen, wie das Mädel einstieg?«
»Ja - und ich kann Ihnen sagen, da gab es auch etwas zu sehen.«
»Sie sind ein alter Lüstling.«
»Ja, das bin ich tatsächlich«, gab der Wärter trocken zu.
»Okay«, sagte Sellers. »Steigen Sie ein, Lam, wir müssen weiter.«
Während wir zurückfuhren, war Sellers mit seinen Gedanken beschäftigt. Vor unserem Büro hielt er an. Er wartete, bis ich ausgestiegen war, dann sagte er: »Das eine möchte ich Ihnen sagen, machen Sie nur im gleichen Tempo weiter, aber vergessen Sie nicht, daß ich ein Auge auf Sie halten werde. Und wenn Sie mir zu flott Werden, dann muß ich Sie ebenso flott abservieren. Und es kümmert mich dann auch nicht, was Bertha sagt. Ich lasse Sie dann hochgehen wie einen Luftballon!«
»Schon gut«, stöhnte ich. »Lassen Sie doch endlich Ihre Sprüche auf Band auf nehmen, dann brauchen Sie den Mund nicht mehr soviel zu bewegen.«
Sellers warf mir einen vernichtenden Blick zu. Dann fiel seine Wagentür krachend ins Schloß, und er fuhr schnell davon.
8
Ich fuhr zu Berthas Wohnung und läutete. Ihre schrille Stimme drang durch die Sprechanlage.
»Was ist los?«
»Hier Donald.«
Ich hörte Bertha knurren, dann drückte sie auf den Türöffner.
Als ich oben ankam, klopfte ich an die Tür.
»Komm herein, es ist offen.«
Bertha rekelte sich im typischen Sonntagsstaat auf der Couch. Über ihrem Pyjama trug sie einen losen Morgenrock. Ihre Haare waren straff nach hinten gebürstet und hingen in Strähnen hinter den Ohren herunter. Auf dem breiten Liegestuhl neben ihr lag ein Berg zerlesener Sonntagsmagazine. Daneben, auf einem kleinen Tisch, standen ein elektrischer Kaffeefilter, eine Tasse, ein Sahnekännchen und die Zuckerdose. Der große Aschenbecher lief vor lauter Stummeln und Streichhölzern bereits über. Auf der anderen Seite des Liegestuhls war ein Teewagen, auf dem sich ein elektrischer Toaster, eine Platte mit Brot, Butter und ein Teller mit Gebäck befanden. Auf diese Weise pflegte Bertha ihre Sonntage zu verbringen. Von Zeit zu Zeit schob sie ein Stück Brot in den Toaster, um es dann, wenn es goldgelb war, mit Butter zu bestreichen. Dazu ließ sie sich den stets heißen Kaffee aus der Filtermaschine in die Tasse laufen und tat Sahne und Zucker in Mengen dazu. Zwischen Kaffeetrinken, Toastknabbern und Lesen füllte sie sich mit den Tagesneuigkeiten an und. gab meist in Selbstgesprächen Kommentare dazu.
Nun sah sie mich über die Schulter an; ihre kleinen Kulleraugen glitzerten ärgerlich, denn sie liebte es nicht, wenn man ihre Sonntagsruhe störte.
»Was ist los mit dir? Frank Sellers ließ sich auf meiner Treppe häuslich nieder. Er kam kurz nachdem wir beide telefoniert hatten. Was hat er denn für einen Grund?«
»Ich gab doch dem Mädchen heute nacht meine Karte«, sagte ich.
»Das dachte ich mir schon«, sagte Bertha, »wie nur ein Detektiv so vertrottelt sein kann!«
»Im Augenblick sieht es so aus, als ob die Idee gar nicht so schlecht gewesen ist.«
»Deine Ideen sind immer ausgezeichnet, besonders dann, wenn du dir die Nacht zum Sonntag mit fremden Mädchen vertreibst.«
»Ich weiß nicht einmal, ob sic die Karte absichtlich zurückließ oder ob cs ein Zufall war.«
»Was ist das schon für ein Unterschied?«
»Vielleicht doch, für mich jedenfalls.«
»Mir ist es völlig gleich, wenn du an deinen blöden Liebschaften eines Tages zugrunde gehst. Aber - nur weil du nicht verheiratet bist, glaubst du, du müßtest nun jeder Circe eine Karte überreichen. Mein Gott, ich begreife wirklich nicht, daß ein gewitzter Bursche wie du gleichzeitig so naiv sein kann.«
Ich wartete, bis sie sich alles von der Seele geredet hatte, dann sagte ich: »Ich möchte etwas über den Cabanita-Klub wissen.«
»Was willst du?«
»Einige diskrete Auskünfte. Kennst du nicht den Animierchef dort?«
Ich wußte, das war ein sicheres Geleise. Bertha kannte zumindest die Hälfte aller Nachtklubunternehmer im Lande.
»Laß mich nachdenken«, sagte sie, »ich glaube, Bob Elgin ist jetzt dort.«
»Ich möchte gern mal mit ihm sprechen.«
»Aber er will es womöglich nicht.«
»Vielleicht doch, wenn du ihn darum bittest.«
Bertha sah mich von der Seite an und lachte. »Mach die Schublade in dem Schrank dort drüben auf, mein Schatz. Nimm das rote Notizbuch heraus, das dort auf den Zigarettenkartons liegt. Und bring mir auch gleich ein Päckchen Zigaretten mit, wenn du gerade dort bist.« Ich
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