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Wo Licht im Wege steht

Wo Licht im Wege steht

Titel: Wo Licht im Wege steht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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er.«
    Ich ließ das Kofferschloß aufschnappen. »Das Geschoß werden sie auf jeden Fall entfernt haben. Hilf mir einmal nachdenken, Bertha.«
    »Was gibt’s da schon viel nachzudenken, es ist und bleibt halt ein Koffer.«
    »Wir werden nicht allzuviel Zeit haben, um ihn gründlich studieren zu können. Aber wir müssen etwas klären. Zum Beispiel: Warum schoß man in ihn hinein?«
    »Weil der Mann, der auf die Frau schießen wollte, sie nicht traf, und die Kugel eben in den Koffer ging.« Ich begann die zusammengelegten Kleidungsstücke herauszunehmen und sie vorsichtig auf Berthas Tisch zu legen. Dann schichtete ich sie so übereinander, daß die Löcher, welche die Kugel in jedes der Stücke gebohrt hatte, aufeinanderzuliegen kamen. Schließlich fuhr ich mit Berthas Bleistift durch diese Löcher, um die Richtung der Kugel zu rekonstruieren.
    Eine Bluse lag sauber zusammengefaltet darin, aber die Kugellöcher verliefen im Zickzack durch die ganze Bluse.
    »Diese Bluse muß jemand nachträglich zusammengelegt haben.«
    »Höchstwahrscheinlich die Polente«, sagte Bertha.
    »Sie ist aber kunstgerecht zusammengelegt.«
    »Na, und wenn schon?«
    »Komm, nun versuchen wir einmal, die Bluse so zu legen, daß die Löcher der Kugel aufeinandertreffen.«
    Ich versuchte vielleicht ein halbes Dutzend verschiedene Legearten, aber die Löcher paßten nie aufeinander. Bertha zeigte plötzlich mehr Interesse.
    »Nun sag mir bloß, wie man sie noch Zusammenlegen könnte«, bat ich sie. »Wie würde sie denn eine Frau falten?«
    »Das darfst du mich nicht fragen«, antwortete Bertha in unverblümter Offenheit. »Ich pflege meine Sachen immer in den Koff er hineinzuwerfen, den Deckel draufzudrücken und mit meinen hundertsechzig Pfund das Kofferschloß zum Einschnappen zu bringen! Du kennst mich doch, Schätzchen.«
    »Es bleibt uns nicht allzuviel Zeit, Bertha«, unterbrach ich ihren Redeschwall.
    »Das sagtest du schon einmal. Was soll das heißen?«
    »Es kann sein, daß ich für eine Weile verschwinden muß.«
    »Um an diesem Fall zu arbeiten?«
    Ich nickte.
    »Mir soll es recht sein, wenn du nur die viele Pinke sicher nach Haus bringst«, meinte sie. »Acht Tausender könnten uns schon recht guttun...«
    »Du vergißt, daß wir acht Prozent davon an die Steuer abführen müssen.«
    Ich wußte, welche Reaktion das bei ihr auslösen würde.
    Bertha begann rot anzulaufen; wütend suchte sie nach Worten. Ich legte die Kleider wieder sorgfältig in den Koffer zurück, schloß ihn ab und nahm ihn in mein Büro hinüber.
    Elsie Brand blickte von ihrer Arbeit auf.
    Neugierig reckte sie den Hals über ihre Schreibmaschine hinweg und betrachtete den Koffer. »Verreisen Sie?«
    »Vielleicht.«
    »Ist das nicht der Koffer einer Dame?«
    Ich nickte. »Kommen Sie doch einen Augenblick in mein Zimmer.«
    Sie stand sofort auf und folgte mir.
    Ich schloß die Tür hinter ihr. »Elsie, wir haben nur ein paar Minuten Zeit und müssen uns daher kurz fassen. Nehmen Sie einmal an, Sie seien eine Frau, die mit ihrem Liebsten zu einem Autohotel gefahren ist. Die Tür des Hotelzimmers ist hinter Ihnen zugefallen, und Sie befinden sich nun in absolut privater Sphäre. Was würden Sie tun?«
    Sie errötete.
    Lächelnd sagte ich: »Nein, nein, Sie müssen wegen dieser Frage nicht rot werden! - Würden Sie nicht zuerst Ihre Kleider aus denn Koffer auspacken?«
    »Ja, ich würde sie auspacken und auf Bügel hängen.«
    »Sehen Sie mal in den Koffer hinein. Es ist inzwischen vieles darin verändert worden, und man kann nicht mehr richtig erkennen, wie er zuvor gepackt war. Aber achten wir doch mal auf die Kugellöcher. Hier sind .ein paar Stücke Unterwäsche, und auch ein paar Strümpfe, in denen diese Löcher sind. Und nun kommen wir zu der Bluse. Sie ist für mich das größte Problem. Können Sie die Bluse so zusammenlegen daß die Löcher aufeinandertreffen? Sehen Sie, drei- oder sogar viermal ging die Kugel hindurch.«
    Elsie nickte. »Wem sie überhaupt zusammengefaltet war«, meinte sie.
    »Versuchen Sie es mal« bat ich sie.
    Elsie breitete die Bluse auf meinem Schreibtisch aus. Sie versuchte die verschiedensten Arten des Zusammenlegens, ähnlich, wie ich es selbst bereits getan hatte - aber die Kugeldurchschläge trafen nie aufeinander.
    Nun begann Elsie die Bluse eingehender zu betrachten, sie beroch sie sogar, faltete sie weder und sagte schließlich: »Die Bluse kann nicht gepackt im Koffer gewesen sein. Oder sie war höchstens so

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