Wo mein Herz zu Hause ist
fand Addie endlich einen kleinen grünen Pick-up in gutem Zustand, der noch nicht zu viele Kilometer auf dem Tacho hatte und vor allem bezahlbar war.
Der Händler war ein etwas schmieriger, herablassender Typ, der ihr weiszumachen versuchte, dass der Preis auf dem im Wagen ausgelegten Schild das absolut beste Angebot war, das er ihr machen konnte.
„Gibt’s Probleme?“, fragte Skip, der sich beim Händler gegenüber umgesehen hatte und erst jetzt auf den Hof kam.
Der Verkäufer starrte ihn ungläubig an. „Sind Sie nicht Skip Dalton von den Broncos?“
„Ja, aber ich bin nicht mehr in der Mannschaft.“
„Ich habe der kleinen Lady hier gerade erzählt, dass dieser Truck ein wirkliches Schnäppchen ist“, blies sich der Mann auf. „Machen Sie mir ein Angebot, und ich werde sehen, was ich tun kann.“
„Sechstausend Nachlass“, erklärte Skip ohne mit der Wimper zu zucken.
Das Lächeln des Verkäufers wurde starr. „Da muss ich nachfragen. Würden Sie in der Zwischenzeit gern eine Probefahrt machen?“
„Allerdings. Ach ja, und nennen Sie meine Freundin nicht ‚kleine Lady‘, sonst sagt sie ‚kleiner Mann‘ zu Ihnen.“
Addie biss sich auf die Lippe, um ihr Lachen zu unterdrücken, als der Verkäufer davoneilte. „Das hat gesessen.“
Doch Skip wirkte ärgerlich. „Ich hasse solche Macho-Typen.“
Sofort verging ihr das Lachen. „Ich hatte ihn im Griff.“
„Aber du solltest dich mit solchen Kerlen gar nicht abgeben müssen.“
In Addie regte sich Widerstand. Dachte Skip etwa, dass er in Zukunft als ihr Retter und Beschützer auftreten musste? „Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen“, erklärte sie.
„Aber darum geht es doch gar nicht.“
„Ach nein? Erst hast du Becky gerettet, und jetzt willst du mich retten, wann immer sich die Gelegenheit bietet.“
„Und was ist daran verkehrt?“
„Du kannst nicht an mir Buße tun.“
„Das habe ich auch nicht vor.“ Er trat auf sie zu und strich ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. „Du bedeutest mir viel. Darum geht es hier, und um nichts anderes. Es muss dir ja nicht gefallen, was ich tue oder sage. Hauptsache, du kannst es akzeptieren.“
„Ich werde es schon hinkriegen. Wegen Becky.“
„Aber ich will nicht, dass du mich nur um Beckys willen in deinem Leben duldest. Sie ist unser gemeinsames Kind. Wenn du lieber nichts mit mir zu tun haben willst, dann sag es einfach. Das würde deine Beziehung zu Becky überhaupt nicht beeinflussen. Ich werde mich niemals zwischen euch stellen.“
Seine ernsten Worte beschämten sie. „Tut mir leid.“
„Das muss es nicht.“ Er lächelte etwas traurig. In der untergehenden Sonne wirkte er älter und müde, und am liebsten hätte Addie ihn wieder geküsst, um die Schatten in seinem Gesicht fortzuwischen. Doch er machte eine Kopfbewegung zum Verkaufsbüro hinüber.
„Mr. Macho bringt die Nummernschilder.“
Vierzig Minuten später war Addie stolze Besitzerin eines neuen Trucks und folgte Skips Prius zu einem italienischen Restaurant an der Hafenpromenade, von wo aus sie Kat anrief, um ihr zu sagen, dass sie mit der letzten Fähre nach Hause kommen würden.
Ihre Schwester berichtete, dass die Kinder eine DVD ansahen und selbst gemachtes Popcorn dazu aßen, und dass der Handwerker Zeb Jantz, den Addie am Vortag beauftragt hatte, das Loch in der Hauswand zu reparieren, bereits damit fertig war. Deshalb gab es ihrer Meinung nach überhaupt keinen Grund, die Kinder schon jetzt abzuholen.
„Nimm dir diese Nacht frei“, drängte Kat. „Genieß es.“
„Na gut, aber lass mich wenigstens mit den Mädchen reden“, bat Addie.
Als sie schließlich auflegte, sah Skip sie lächelnd an. „Klingt ja nicht, als ob sie große Sehnsucht nach uns hätten.“
„Kein bisschen.“ Einerseits freute sie sich riesig über Michaelas Fortschritte. Ihre Tochter hatte ihr aufgeregt von den Abenteuern des Tages erzählt – und dabei nicht ein einziges Mal gestottert. Andererseits war Addie auf einmal ziemlich verunsichert. Nun hatte sie unverhofft einen ganzen Abend und eine ganze Nacht mit Skip allein … aber wollte sie das wirklich?
„Wir werden heute Nacht nur so weit gehen, wie du willst“, sagte Skip, als könne er ihre Gedanken lesen.
„Ich weiß.“
„Aber du bist trotzdem nervös.“
„Woher willst du das wissen?“
„Du trommelst auf dein Glas.“
Sie schloss die Hand zur Faust. „Und du hast keine Angst?“
„Davor, die Nacht mit dir zu verbringen? Nein. Davor,
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