Wo mein Herz zu Hause ist
und sie wusste, dass er nicht die Überfahrt meinte.
Auf einmal wurde ihr klar, was sie jahrelang nicht einmal sich selbst eingestanden hatte: Sie liebte Skip Dalton.
Und das lag nicht an den Wellen, den Möwen oder dem Sonnenfunkeln auf dem Wasser. Sondern daran, dass seine Stimme ihr wohlige Schauer über den Rücken jagte, ihr Herz schneller schlug, wenn sie ihn sah und es ihr den Atem nahm, wenn er sie berührte.
Sie lehnte sich an seine breite Brust, genoss seine Umarmung – und zum ersten Mal seit ihrem siebzehnten Lebensjahr fühlte sie sich vollkommen glücklich.
9. KAPITEL
Gegen Mittag hatten sie immer noch keinen Truck gefunden, der Addie gefiel, oder den sie sich leisten konnte, und Skip spürte, dass sie langsam den Mut verlor.
„Lass uns etwas essen und überlegen, welche Möglichkeiten wir haben“, schlug er vor, als sie vom Hof des vierten Händlers fuhren.
„Was denn für Möglichkeiten?“
„Erst mal etwas essen.“
Um sie von ihren trüben Gedanken abzulenken, fuhr er zum Pike Place Market.
„Ich könnte eine ganze Woche hier verbringen und nie genug bekommen“, gestand sie, und endlich strahlten ihre blauen Augen wieder.
Sie sahen den Straßenkünstlern zu, kauften für Michaela und Becky kleine Andenken an den Ständen und aßen köstliche Sandwiches und Krabbensuppe im Sisters Café.
Auf dem Rückweg durch die bunten Marktstände gestand Addie, dass sie davon träumte, hier auch einmal einen Honigstand zu eröffnen – wenn sie sich die Standgebühr und Einrichtungskosten leisten konnte.
Skip legte ihr den Arm um die Schultern und zog sie an sich. Sie duftete verführerisch nach Sonnenschein und Meeresbrise. „Wenn du das diesen Herbst schon machen willst, könnte ich dir das Geld dafür leihen.“
„Danke, aber das möchte ich nicht. Versteh das nicht falsch, aber ich will niemandem etwas schulden. Auch dir nicht.“
„Kapiert. Aber dann haben wir eine Möglichkeit weniger.“
„Wovon redest du überhaupt?“ Misstrauisch sah sie ihn an.
„Ich wollte dir vorschlagen, dass ich dir einen neuen Truck kaufe, falls wir keinen guten gebrauchten finden. Den du mir dann zinslos in überschaubaren Raten abbezahlst“, fügte er hastig hinzu.
Sie blieb stehen und wandte sich ihm zu, sodass sein Arm von ihrer Schulter rutschte. Seufzend strich sie sich das Haar aus der Stirn. „Ich weiß dein Angebot wirklich zu schätzen, aber ich werde mich nie wieder von einem Mann abhängig machen.“
„Hat das mit deinem Ex zu tun? Hat er dich von sich abhängig gemacht?“
Sie blickte zu Boden. „Er hat es zumindest versucht.“
Hinter ihnen stimmte ein Musikant mit Gitarre einen Blues an. Die Moll-Akkorde passten zu Skips Stimmung. Jeden Tag erfuhr er neue Details darüber, mit welchen Schwierigkeiten Addie hatte kämpfen müssen, während er Football spielte und sich von seinen Fans feiern ließ.
Wenn er die Vergangenheit ändern könnte, hätte er stattdessen die letzten zehn Jahre mit Addie und Becky verbracht. „Erzähl mir von ihm“, bat er.
Addie setzte sich wieder in Bewegung. „Er war zehn Jahre älter als ich und der geschäftsführende Kfz-Mechaniker in der Burnt Bend Autowerkstatt.“
„Wie habt ihr euch kennengelernt?“
„Mein Kühler war kaputt. Als ich den Wagen wieder abholen wollte, hat er mich zu einem Kaffee eingeladen. Wir haben uns ganz gut unterhalten. Er kam mir weltoffener vor, als ich erwartet hatte.“
„Weil er nur Mechaniker war.“
„Ja, auch wenn es überheblich klingt. Außerdem sah er jemandem ähnlich, der mir viel bedeutet hat.“
Sie sah ihn von der Seite an, und Skip stolperte fast. „Du hast ihn geheiratet, weil er mir ähnlich sah?“
„Manchmal tut man aus Verzweiflung Dinge, die man sich hinterher kaum noch erklären kann. Außerdem mochte ich sein Lächeln“, fügte sie hinzu. „Er war ein fröhlicher Mensch und hatte viel Humor. Das konnte ich damals gut brauchen.“
Oh ja, Skip konnte sich vorstellen, dass sie sich in jener dunklen Zeit danach gesehnt hatte, dass jemand sie aufheiterte.
„Hast du damals schon unterrichtet?“
„Ja, Naturwissenschaften und Mathe in der Zehnten. Das hat Dempsey manchmal etwas eingeschüchtert. Er kannte sich gut in der Politik und im Weltgeschehen aus, aber Zahlen waren nicht seine Stärke. Den Highschool-Abschluss hatte er nur gerade so eben geschafft.“
Skip konnte es Dempsey nachfühlen, dass dieser sich Addie manchmal unterlegen gefühlt hatte. Auch ihm war es ab und zu neben
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