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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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wem sie gehören. Momentan sieht alles nach einer Briefkastenfirma aus. Hodges kümmert sich darum, aber noch rennt er gegen ein großes juristisches Bollwerk an. Was nur beweist, dass es sich um eine ausgeklügelte Operation handelt. Coghan allein hätte das nie stemmen können.«
    Alex blickte aus dem Fenster. »Trotzdem glaube ich nicht, dass Melanie darin verwickelt ist.«
    »Ihr Freund steckt aber bis über beide Ohren drin.«
    »Das kann schon sein. Aber sie war, glaub ich, nicht daran beteiligt. Zumindest nicht freiwillig. Coghan hat ihr nicht den geringsten Freiraum gelassen und sie wie Dreck behandelt. Ich bezweifle, dass er ihr eine wichtige Rolle in seinen Geschäften anvertraut hätte. Und sie hat definitiv kein Geld bekommen. Seit ich sie kenne, ist sie pleite.«

    »Hatte sie nicht einen Job? Ich dachte, sie arbeitete in irgendeiner medizinischen Einrichtung?«
    »Auf all ihren Einnahmen hatte Coghan die Hand drauf. Sie hat Jahre gebraucht, um genug zusammenzukratzen, dass sie ihn verlassen konnte.«
    Allmählich verstand Nathan, warum Alex sich bereit erklärt hatte, sich Melanies Fall fast ohne Gegenleistung anzunehmen. Die Frau war verzweifelt gewesen. Und Alex konnte nicht aus ihrer Haut und hatte sich verpflichtet gefühlt zu helfen.
    Er sah sie an. Sie war schon wieder tief in Gedanken versunken.
    »Ich glaube, du brauchst dir keine Sorgen machen.«
    »Weswegen?«
    »Wegen Grace«, sagte er. »Nach Gewaltverbrechen kommt so was öfter vor. Ich selbst hab solche Situationen schon mehrfach erlebt. Das Jugendamt hat Pflegefamilien, die sich der Kleinen annehmen. Grace war wahrscheinlich schon nach wenigen Stunden gut untergebracht.«
    Alex verschränkte die Arme. Sie schien nicht überzeugt.
    Nathan betrachtete sie besorgt. Die Vorstellung, dass sie sich um einen Säugling kümmern musste, hatte sie völlig aus der Fassung gebracht. Aber genauso unwohl war ihr bei dem Gedanken, dass Melanies Kind beim Jugendamt gelandet war. Nathan hatte bemerkt, wie Alex gezögert hatte, das Mädchen der Sozialarbeiterin anzuvertrauen.
    Hoffentlich spielte sie nicht mit dem Gedanken, auch diese Bürde noch auf sich zu nehmen?

    Er bog in den Airline Drive, und bald tauchte das Schild vom All Saints Motel auf. Noch dämmerte es nicht, aber der rote Neonschriftzug leuchtete bereits. Gleich darunter blinkte es rhythmisch VACANCY, VACANCY, VACANCY. Nathan fuhr auf den Parkplatz. Alex’ Sunliner stand noch am selben Stellplatz wie gestern Abend, ganz am Ende des Gebäudes. Der Saturn stand direkt daneben.
    »Soll ich dich ins Krankenhaus begleiten?«
    »Nein.«
    Ihre Reaktion enttäuschte ihn. Er fuhr auf den freien Platz neben dem Cabrio.
    »Musst du nicht wieder nach Austin?«, fragte sie.
    Er stellte den Motor ab und drehte sich zu ihr. Ihre Frage enthielt unterschwellig noch eine Botschaft, die er sehr wohl verstand.
    Er verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln. Er hatte sieben Stunden im Auto gesessen und seine Arbeit sausen lassen, nur um einer Frau zu helfen, die ihn offensichtlich so schnell wie möglich loswerden wollte.
    »Ich dachte nur, dass du vielleicht bald zurück musst«, meinte sie. »Wegen der Arbeit und so.«
    »Sollte ich wohl.« Er sah ihr in die Augen, ohne ihr zu sagen, dass er sie am liebsten noch nicht verlassen wollte. Dass er lieber noch ein paar Tage blaumachen wollte – und deswegen wahrscheinlich suspendiert würde, wenn er es nicht schon war –, wenn sie ihn darum bitten würde. Aber das würde sie nicht tun.
    »Und du, wann kommst du zurück?«, fragte er nur.
    »Ich weiß noch nicht.« Sie wandte den Blick ab. »Ich muss das hier erst zu Ende bringen.«

    »Zu Ende bringen?«
    Sie wollte ihm nicht in die Augen blicken.
    »Alex, vielleicht lässt es sich nicht zu Ende bringen. Zumindest nicht so, wie du es gerne hättest.«
    Sie schwieg.
    Er beugte sich zu ihr. »Vielleicht wacht sie nie mehr auf, Alex. Du musst mit der Möglichkeit rechnen.«
    »Das tu ich doch«, schnappte sie. Der ängstliche Unterton verriet ihm jedoch, dass sie log.
    Nathan schüttelte den Kopf.
    »Sie hat niemanden«, fügte Alex hinzu. »Ich sollte noch bleiben, bis sich alles ein wenig eingependelt hat.«
    »Das kann Wochen dauern, wenn nicht Monate. Sogar Jahre!«
    »Ich fühle mich verpflichtet.«
    »Bist du aber nicht«, sagte er gereizt. »Ihr seid nicht mal verwandt.«
    »Das weiß ich selber.« Nervös spielte sie mit dem Schulterriemen der Handtasche auf ihrem Schoß.
    »Wieso fühlst du dich dann

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