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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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sobald sie kann. Setzt dich doch, und trink deinen Kaffee.«
    Grace wimmerte.

    »Sch, sch …« Alex hob die Kleine an ihr Gesicht. »Sch …«
    »Soll ich sie mal nehmen?«
    Entgeistert starrte Alex ihn an. »Nein!«
    »Vielleicht solltest du ihren Kopf auf deine Schulter legen.«
    »Warum das denn?«
    »Weil sie wahrscheinlich glaubt, dass sie was zu essen bekommt, wenn du sie so waagrecht hältst.«
    Alex hielt inne und blickte auf den kleinen Mund, der neben ihrer Brust herumtastete. Sie warf Nathan einen erstaunten Blick zu. Dann legte sie sich das Baby an die Schulter.
    Das Mädchen war augenblicklich ruhig.
    Alex nahm ihr Tänzeln wieder auf, jedoch nicht ohne Nathan misstrauisch zu beäugen. »Woher weißt du so was?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Also, wirklich. Du hast doch Erfahrung, oder, das merkt man. Woher weißt du das?«
    Er seufzte. »Ich habe Nichten und Neffen. Und ich passe auf.«
    Alex tätschelte Grace in ihrem Frotteestrampler den Rücken.
    »Was stand denn in dem Brief?«, fragte Nathan.
    Alex sah ihn an. Vermutlich würde er ihn gerne lesen, aber sie hatte ihn in ihre Handtasche gesteckt, zusammen mit der zusammengefalteten Geburtsurkunde, die ebenfalls in dem Briefumschlag gewesen war.
    Wenn du diesen Brief liest, hat Craig erreicht, was er wollte.

    »Er war nicht lang«, entgegnete sie. »Und viel stand nicht drin.«
    Du musst sie in Sicherheit bringen, Alex. Craig weiß, dass es ein Kind gibt, und er weiß auch, dass es nicht von ihm ist. Du musst verhindern, dass er es findet.
    Alex räusperte sich. »Sie glaubt, dass Craig Grace etwas antun würde, wenn er wüsste, wo sie ist. Sie möchte, dass ich sie vor ihm verstecke.«
    Wenn jemand sie vor ihm verstecken kann, dann du.
    »Das stand in ihrem Brief?«
    »So in groben Zügen.«
    »Den behältst du besser. Er könnte vor Gericht nützlich sein, wenn wir ihn für den Mord an Melanie drankriegen.«
    Bei diesem Wort erschauderte Alex. Sie wandte sich ab.
    Eine große Frau kam schnurstracks auf das Café zugelaufen. Ihr Blick fiel auf Alex.
    »Wahrscheinlich ist sie das«, meinte Nathan. Alex fiel ein Stein vom Herzen.
    Sie betrachtete die Sozialarbeiterin, die sich nun um alles kümmern würde. Die Frau hatte ein schmales eckiges Gesicht und wirkte entschlossen. Als sie näher kam, sah Alex, dass ihre braunen Augen Klugheit und Freundlichkeit ausstrahlten. Genau so jemand hatte Alex in diesem Moment nötig, jemand der zuhörte und nicht nur nach den Vorschriften handelte, wenn es um das Wohlergehen eines kleinen Kindes ging. Der echte Name von Grace durfte auf keinen Fall in den Akten auftauchen.
    Vor dem niedrigen schmiedeeisernen Zaun, der das Café von dem Gehsteig trennte, blieb die Frau stehen.
Nathan trat an Alex’ Seite, und sie spürte, wie sich sein Arm beruhigend um ihre Taille legte.
    Die Frau lächelte ihnen zu. »Das also ist Grace.«

24
    Nathan schielte zum Beifahrersitz hinüber. Als Alex gestern da gesessen hatte, hatte sie erschöpft ausgesehen. Heute wirkte sie völlig zerschlagen.
    »Du hast wirklich keine Ahnung gehabt?«
    Erschreckt zuckte sie zusammen. Es schien, als hätte sie vergessen, dass er sie durch die Stadt kutschierte.
    »Keinen Schimmer«, gestand sie.
    Nathan hatte ein bisschen gerechnet. Bei Melanies erstem Besuch in Alex’ Büro war ihr die Schwangerschaft noch nicht anzumerken gewesen. Dennoch fand es Nathan seltsam, dass Alex nichts aufgefallen war, zumal sie Melanie ja erst vor zwei Tagen gesehen hatte.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Alex. »Du kannst es ruhig aussprechen.«
    »Was denke ich denn?«
    »Dass ich ein Trottel bin. Ich hätte es merken müssen.«
    »Du bist kein Trottel.«
    »Ah ja.«
    »Dir ist schon klar, dass Melanie wahrscheinlich auch in die Sache verstrickt ist?«
    Alex runzelte die Stirn. »In was genau?«
    »In Coghans Geschäfte. Den Marihuana-Anbau in den
Häusern. Wenn sie aus dem Koma erwacht, könnte sie durchaus vor Gericht landen.«
    »Wie kommst du darauf, dass sie darin verwickelt ist?«
    »Mein Partner hat ihren Freund überprüft. Den wir aus dem Lake Austin gefischt haben.« Mit einem kurzen Blick zu ihr prüfte Nathan, ob sie ahnte, was nun folgte.
    Ihre Miene war ausdruckslos.
    »Der Mann hieß Joe Turner«, berichtete Nathan. »Er war Immobilienmakler, und sein Name steht auf allen Unterlagen zu den drei leer stehenden Häusern in Captain’s Point.«
    »Gehören sie Coghan? Er muss ja eine schöne Stange Geld kassiert haben …«
    »Wir wissen nicht,

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