Wo niemand dich findet
ermahnte, auf der Hut zu bleiben.
»Hören Sie«, sagte er sanft. »Ich muss wirklich unbedingt mit Alex sprechen, und sie geht nicht an ihr Handy. Wo genau ist sie denn?«
»Ich weiß es nicht.« Sophie setzte sich auf den Aktenschrank und trank einen Schluck Kaffee. Danach stellte
sie die Tasse wie zufällig auf die Notiz, die sie vorhin gemacht hatte. »Aber ich richte ihr gerne etwas aus.«
Er stemmte die Hände in die Hüften. Dabei blitzte eine goldene Plakette an seinem Gürtel auf. »Sie wissen, wo sie ist, aber Sie dürfen es nicht verraten. Stimmt doch, oder?«
»Ich bin nicht ermächtigt, Ihnen mitzuteilen …«
»Na, kommen Sie. Ich bin Cop und muss dringend mit Alex reden. Mir können Sie’s verraten.«
Er hatte etwas. Sie wusste nicht was, aber plötzlich fasste sie zu ihm Vertrauen. »Sie ist heute den ganzen Tag hinter jemand her. Irgendeine Observation«, platzte sie heraus. »Mehr weiß ich auch nicht. Aber ich nehme gerne eine Nachricht entgegen.«
»Danke.« Er lächelte sie wieder an. Seine strahlend weißen Zähne blitzten. »Sagen Sie ihr einfach, dass ich da war.«
Und damit war er schon an der Tür. Beim Öffnen drehte er sich noch einmal um. »Viel Erfolg in Ihrem neuen Job!«
Sophie lächelte, als er die Tür schloss. Er war doch ganz sympathisch. Eigentlich sogar sexy, sah man von der schlampigen Kleidung ab.
Da fiel ihr etwas ein.
»Warten Sie!« Sie rannte ihm nach. »Sie haben mir gar nicht gesagt, wer Sie sind.«
Sie riss die Tür auf und steckte den Kopf hinaus. Er war jedoch bereits verschwunden.
6
Alex hatte noch keinen Bandscheibenvorfall gehabt, aber sie war sich ziemlich sicher, dass man damit wohl kaum ein Kajak über den Kopf stemmen würde.
»Lügen haben offenbar auch kleine Hirne«, murmelte sie, als sie die Zielperson näher zoomte. Das war die Entschädigung für mehr als dreißig Stunden Warten, in denen sie im Auto geröstet worden war, bis der Kerl endlich die Wohnung seiner Freundin verließ. Nun stand er auf dem Trittbrett seines Geländewagens und rückte das Kajak auf dem Dachgepäckträger in die Mitte. Anschließend zog er ein Spannseil aus der Tasche und warf ein Ende davon seiner sehr feminin aussehenden Helferin zu. Gemeinsam zurrten sie das Boot fest.
Alex zoomte noch näher und schoss ein wunderbares Porträt des frohgemut lächelnden Mannes, wie er über das Dach griff und den Spannhaken an der Dachreling befestigte. Was für ein Simulant! Schließlich hüpfte er lässig vom Trittbrett und tänzelte ins Haus. Keine fünf Minuten später sprang er wieder auf die Straße. In der Hand hatte er eine riesige Kühltasche. Als er die Kiste im Gepäckraum des Wagens verstaute, bekam Alex noch einmal sein glückstrahlendes Gesicht vor die Linse. Nachdem sich die beiden im Wagen in Bewegung gesetzt hatten, heftete sich Alex an ihre Fersen.
Geht’s zu einer kleinen Paddeltour in den Sonnenuntergang? Der Geländewagen bog nach Süden ab und fuhr in Richtung Town Lake. Ihre Vermutung schien sich zu bestätigen, und sie ließ sich ein wenig zurückfallen.
Alex’ Magen kribbelte vor Aufregung. Endlich, nachdem sie tagelang vergeblich gewartet hatte, bekam sie das richtige Bildmaterial, um den Fall abzuschließen und die Rechnung zu schreiben. Danach hielt sie nichts mehr davon ab, all ihre Energie in Melanies Angelegenheit zu stecken.
Das augenblickliche Objekt ihrer Aufmerksamkeit fuhr auf einen Parkplatz in der Nähe einer Bootsanlegestelle am Seeufer und steuerte den Wagen auf einen Behindertenparkplatz. Alex stellt sich quer auf zwei freie Parkplätze direkt gegenüber auf der anderen Seite und griff nach dem Camcorder. Das war fast zu schön, um wahr zu sein.
Auf einmal wurde ihre Beifahrertür aufgerissen. Vor Schreck fiel Alex die Kamera aus der Hand und auf den Schoß. Nathan steckte den Kopf in den Wagen.
»He, schleich dich nicht so an!«
Er grinste. »Unter die Filmemacher gegangen?«
Sie stellte den Ton des Camcorder auf stumm. »Steig ein!«, befahl sie. »Und knall die Tür nicht zu.«
Bereitwillig nahm Nathan auf dem Beifahrersitz Platz und zog leise die Tür zu. »Ist das ein Firmenwagen?«
»Jetzt schon.« Alex hob die Kamera und ließ das Objektiv einfahren, um eine Weitwinkelaufnahme des Paars beim Abladen des Kajaks zu machen. Die Frau trug abgeschnittene Jeans und ein T-Shirt mit griechischen Buchstaben auf der Brust.
Sie blickte kurz zu Nathan. »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
»Ich bin dir von West Campus bis
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