Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
Alex fuhr am ersten der drei Häuser vorbei, für die sich Coghan interessiert hatte. Anschließend bog sie um eine Ecke und passierte die nächsten zwei Häuser. Gestern hatten in den Auffahrten aller Häuser Autos gestanden. Nun, da sich die Dämmerung über den Hang senkte, waren die Auffahrten leer.
    Alex parkte ihren Saturn weiter unten in der Straße vor einem Stromkasten. Nach ihrer Auseinandersetzung mit Nathan war sie bei sich im Büro vorbeigefahren und hatte Sophie den Tahoe zurückgegeben. Dabei war sie so kurz angebunden gewesen, dass es fast schon unhöflich war, und ihre neue Assistentin hatte sich vermutlich gefragt, welche Laus ihr über die Leber gelaufen war. Aber Alex hatte keine Lust auf Entschuldigungen gehabt. Stattdessen hatte sie Sophie freigegeben, das Büro abgesperrt und war hierhergefahren.
    Protzige Straßenlampen beleuchteten den Treasure Trail, auf dem Alex den Hang hinauf und zurück zum ersten Haus auf ihrer Liste lief. Glücklicherweise waren kaum neugierige Anwohner unterwegs. Doch Alex war gerne gegen Unwägbarkeiten gewappnet und hatte sich eine Unterschriftenliste für ein Bürgerbegehren zur Reinhaltung des Grundwassers unter den Arm geklemmt. Das lieferte ihr zumindest eine Rechtfertigung dafür, dass sie im Viertel herumschnüffelte.
    Ein kühler Windhauch streifte ihre nackten Arme, als sie auf das Haus zuging. Das palazzoartige Eingangsportal wurde von einem Kronleuchter hell erleuchtet. Drinnen
war jedoch alles dunkel. Keine Autos, kein Hundegebell, keine Bewegung hinter den zugezogenen Vorhängen. Niemand schien zu Hause zu sein. Dennoch schlenderte Alex auf dem gepflasterten Weg zur Tür und klingelte. Nachdem sie zwei, drei Minuten gewartet hatte, ging sie zu der hölzernen Gartentür, die den Weg um das Haus versperrte.
    Sie zögerte kurz und lauschte nach einem leisen Knurren oder dem Rascheln von Blättern. Doch nichts verriet ihr, dass sie nicht allein war. Schließlich öffnete sie die Gartentür, betrat leise den Garten und schloss die Tür wieder hinter sich. In der Dunkelheit waren selbst die Umrisse des großen, von wuchtigen Natursteinen umgebenen Swimmingpools kaum zu erkennen. Das Wasser darin wirkte schmutzig und trübe. Auf dem Grund gab es viele dunkle Flecken, und es dauerte ein wenig, bis sie die Blätter erkannte. Sogar heruntergefallene Äste trieben darin. Allem Anschein nach war der Pool schon Monate nicht mehr gereinigt worden.
    Alex schlich näher an das Haus und trat auf eine Terrasse. Unter der Pergola war sogar noch weniger zu erkennen. Sie zog eine Mini-Taschenlampe aus ihrer Tasche und ließ den dünnen Lichtstrahl umherschweifen.
    Ein Blumentopf aus Terrakotta stand neben dem Pfosten der Pergola, der Alex am nächsten war. Die Pflanze war vertrocknet. Ansonsten – nichts! Nicht einmal Gartenstühle und Liegen oder ein Grill standen auf der Terrasse.
    Und dann begriff sie. Natürlich! Das Haus stand leer. Sie leuchtete mit der Lampe durch die Fenster ins Innere,
um ihre Vermutung zu bestätigen. Kein einziges Möbelstück befand sich darin, nicht einmal ein Läufer, nur der nackte Fliesenboden.
    Was hatte das zu bedeuten? Alex überprüfte auch die beiden anderen Häuser, doch sie waren ebenfalls unbewohnt. Ratloser als zuvor fuhr sie von Captain’s Point weg. Was hatte Coghan hier bloß gesucht?
    Die ganze Fahrt durch die Stadt brütete Alex über dieser Frage. Erst ihr knurrender Magen – sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen – brachte sie auf andere Gedanken. Sie bog in ein Drive-in-Restaurant ein und bestellte einen Cheeseburger, Pommes und einen Schokoladen-Milchshake. Während sie vor dem Ausgabefenster wartete, nahm sie ihr Telefon und googlete ein wenig.
    Die Suche nach den beiden ersten Adressen ergab keine nennenswerten Ergebnisse. Die dritte erzielte jedoch einige Treffer. Einer davon führte zum Online-Adressverzeichnis einer Fotografenvereinigung in Austin. Offensichtlich hatte der Präsident des Austin Camera Club vor nicht allzu langer Zeit dort gelebt.
    »Entschuldigung, aber hier wäre Ihre Bestellung.«
    Alex sah auf und begegnete dem ungeduldigen Blick eines Jugendlichen, der ihr das Abendessen entgegenstreckte.
    »Danke.« Sie nahm ihm die Tüte ab. Gleich darauf breitete sich im Auto der süßliche Duft gebratener Zwiebeln aus, und schon auf dem Nachhauseweg fischte sie sich die knusprigen Pommes aus der Tüte.
    Was hatte Coghan in Captain’s Point verloren? Und hatte es überhaupt etwas mit Melanie zu tun?

Weitere Kostenlose Bücher