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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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hierher gefolgt.«
    »Unmöglich!«
    »Offensichtlich nicht.«
    Alex biss sich auf die Lippe. Einen Verfolger hätte sie bemerkt. Hätte ihn bemerken müssen! Aber vielleicht war sie abgelenkt gewesen? Jedenfalls musste sie besser aufpassen.
    Sie konzentrierte sich wieder auf die Zielperson. Nach ein paar weiteren Filmsekunden richtete sie das Objektiv auf das Nummernschild des Wagens und zoomte es heran, um zu zeigen, dass er dieselbe Person war, die bei der Versicherung Ansprüche geltend gemacht hatte.
    Einige Leute, die nach Studenten aussahen, schlenderten von einem nahen Picknicktisch herbei und grüßten. Bald darauf holten sie die Kühltasche aus dem Wagen, verstauten sie unter dem Tisch und ließen zwei Boote zu Wasser.
    Alex griff nach der Einkaufstasche auf dem Rücksitz, holte eine khakifarbene Baseballkappe – ihre liebste Last-Minute-Verkleidung – heraus und zog sie über ihre Locken. »Kommst du mit oder nicht?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung. Was hast du vor?«
    »Meine Arbeit machen.« Sie kramte in der Tasche, bis sie ihre schwarze Austin-Astros-Cap fand. »Hier, setz die auf.« Sie reichte ihm die zweite Baseballkappe. »Dein Auge ist ein bisschen zu auffällig.«
    Alex führte ihn zu einer unbesetzten Parkbank am Wasser. Dort stellte sie die Tasche neben sich und platzierte darin den Camcorder, sodass die Linse durch ein in die Taschenwand geschnittenes Loch ragte.

    Nathan setzte sich neben sie.
    »Worüber wolltest du denn mit mir reden?«, wollte sie wissen.
    Er blickte hinaus auf die schimmernde Wasserfläche, wo Alex’ Zielperson mit Freunden paddelte. Damit hatte Alex den nächsten großen Scheck praktisch in der Tasche. Aber Geld interessierte sie in diesem Moment herzlich wenig. Nathan hatte eine Information für sie, und an seiner plötzlich verdüsterten Miene erkannte sie, dass sie ihr wahrscheinlich nicht gefallen würde.
    »Ich habe heute Coghan überprüft«, meinte Nathan. »Sehr aufschlussreich.«
    Sie entspannte sich ein wenig. Wenigstens hatte man noch keine Leiche gefunden. »Und was hast du rausbekommen?«
    Er legte einen Arm hinter sie auf die Banklehne. »Nun, für den Anfang hat er erst kürzlich vom Polizeipräsidenten eine Belobigung erhalten. Und im letzten Herbst wurde er befördert und zum Leiter des Drogeneinsatzkommandos ernannt, was keine schlechte Leistung ist. Außerdem hat er eine tadellose Akte.« Er machte eine Pause, so als wolle er die Nachricht wirken lassen. »Ich habe auch in der Personalabteilung angefragt. In fünfzehn Dienstjahren keine einzige Beschwerde gegen ihn.«
    Alex blieb der Mund offen stehen. »Du hast … in der Personalabteilung angefragt?« Ausgerechnet! Da hätte er die Frage auch ans Schwarze Brett pinnen können …
    »Die Polizeiberichte hab ich mir ebenfalls angesehen. Bei Coghan gibt es keinerlei Hinweise auf häusliche Gewalt. Keine Anzeige von Melanie, keine Beschwerden
von Nachbarn, nichts. Nicht mal ein Anruf wegen Ruhestörung.«
    »Du glaubst mir nicht.« Alex rang nach Atem. »Trotz allem, was ich berichtet habe!«
    »Melanie Coghan hat keinen Missbrauch angezeigt. Kein einziges Mal.« Er stützte die Ellenbogen auf die Knie und starrte auf den See. »Allerdings ist sie in Austin bei der Polizei nicht ganz unbekannt. Deine Mandantin hat sogar einen ziemlichen Ruf. Wusstest du das?«
    Sie glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. Er… Er glaubte ihr einfach nicht.
    »Es heißt, dass Melanie Coghan nicht ganz richtig tickt«, fuhr Nathan fort. »Angeblich kam sie einmal sturzbetrunken ins Präsidium und fing mit ihrem Mann einen Streit an, vor allen Leuten. Sie hat ihn beschimpft. Ihm an den Kopf geworfen, dass sie ihn verlassen wollte. Ich hab mit einem Streifenpolizisten gesprochen, der behauptet, dass er die ganze Szene miterlebt hat.«
    »Was willst du mir eigentlich sagen?«, wunderte sich Alex.
    »Na, ich meine, das passt nicht so ganz zu einer armen, hilflosen Frau, die vor ihrem prügelnden Mann wegläuft.«
    »Ich fass es nicht.« Alex packte ihre Einkaufstasche und machte sich auf den Weg zurück zu ihrem Wagen.
    Nathan folgte ihr. »Was fasst du nicht? Dass ich erst mal ein paar Fakten geklärt habe, bevor ich Vermutungen anstelle?«
    »Ich habe dich gebeten, diskret vorzugehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Personalabteilung ist doch bloß ein anderes Wort für Gerüchteküche! Weißt du das etwa nicht? Da
hättest du es Coghan gleich sagen können. Wahrscheinlich ist er nun schon dabei, Beweise verschwinden zu

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