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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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ein Bein auf den Stein und sah zu ihr herunter. Sein Schienbein war von einem leichten Schweißfilm überzogen, aber er schien nicht außer Atem. Ein schöner Mann. Und sein Geruch gefiel ihr ebenfalls.
    »Was halten eigentlich deine Eltern davon, dass du Mistkerle und Versicherungsbetrüger jagst?«
    Sie wandte den Blick ab. »Keine Ahnung. Warum?«
    »Na ja, vielleicht hätten sie dich ja lieber bei sich in Urbana?«
    Sie sah ihn fragend an. Von ihrer Herkunft hatte sie ihm doch kaum was erzählt! Nun überlegte sie kurz, ob er sich absichtlich verraten hatte.
    »Wahrscheinlich macht es ihnen nichts aus.« Sie zuckte die Achseln. »Ich hab sie aber nicht um Erlaubnis gefragt, sondern bin einfach gegangen.«
    »Warum denn? Urbana ist doch nicht schlecht.«
    »Stimmt schon.«
    »Aber?«
    »Es ist zu … ich weiß nicht, bürgerlich vielleicht.«
    »Chicago etwa auch?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Und San Francisco?«
    Ihre Augen verengten sich zu kleinen Schlitzen. »Worauf willst du eigentlich hinaus?«
    »Du bist ziemlich viel rumgekommen. Sollen wir weiter?« Er nickte in Richtung Pfad. Sie erhob sich und folgte ihm.
    Eine Weile gingen sie wieder ohne zu sprechen. Der
Weg wurde schmaler, und je näher sie zum Gipfel kamen, desto spärlicher wurde der Bewuchs.
    »Also, dann schieß mal los«, forderte er sie auf.
    »Womit?«
    »Mit dem, was du heute brauchst.« Mit einem Zwinkern drehte er sich kurz zu ihr um. »Du willst mir doch nicht weismachen, dass du nur mit mir joggen wolltest.«
    »Vielleicht bin ich einfach gern mit dir zusammen?«
    »Oder du möchtest gern, dass ich was für dich tue.«
    »Musst du immer so zynisch sein?«
    »Na klar.«
    »Okay, du hast recht«, gestand sie. »Ich möchte dich um was bitten.«
    Trotz des stetig steiler werdenden Anstiegs verlangsamte er seine Schritte nicht.
    »Ich habe mich noch mal in der Moccasin Road umgesehen.«
    »Und?«
    »Ich habe dort mit ein paar Leuten gesprochen. Die haben Wochen vor dem Feuer einen Honda und einen Chevrolet Blazer vor dem Haus gesehen.« Für Alex wurde es schwerer, mit ihm mitzuhalten. »Eine Frau will den Blazer in der Nacht des achtzehnten um zehn Uhr neben der Straße gesehen haben. Ein roter Abschleppwagen war auch da. Und ein Pick-up. Vielleicht war das Coghans?«
    »Hat sie sein Nummernschild gesehen?«
    »Nein.«
    »Oder irgendeins der anderen Wagen?«
    »Auch nicht.«

    »Welche Farbe hatte der Pick-up?«
    »Das konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. Nur dass er hell war.«
    »Hm, das sind viele Pick-ups in Texas«, bemerkte er. Aus irgendeinem Grund störte sie der Unterton in seiner Stimme.
    »Das ist mir auch klar. Aber müsste es nicht einen Unfallbericht oder so etwas geben? Und möglicherweise hat jemand die Polizei gerufen?«
    »Das kann ich überprüfen.«
    »Danke«, sagte sie. Er schwieg. Vielleicht ärgerte er sich, dass sie ihn mit Anfragen bombardierte. Aber das war ihr zu diesem Zeitpunkt egal. Nathan war ihr bester Kontakt bei der Polizei von Austin, und sie brauchte seine Hilfe.
    Er ergriff ihren Ellenbogen und zog sie näher zu sich. Ein Paar drückte sich auf dem schmalen Pfad an ihnen vorbei. Als sie verschwunden waren, spürte sie den Blick seiner klaren blauen Augen auf sich. In ihrem Bauch begann es zu kribbeln.
    »Ich tue dir ganz schön viele Gefallen«, murmelte er.
    »Und?«
    »Nur so zur Warnung: Ich führe darüber eine Strichliste.«

10
    Nathan fiel es schwer, sich nicht von den Neonschildern verführen zu lassen, die neben der Ausfallstraße für Fast-Food-Ketten warben. Er hatte sowohl Mittag- wie Abendessen sausen lassen, und inzwischen ging es auf Mitternacht zu. Ein Burger oder ein anderer herzhafter Happen hätten ihm gut getan. Doch noch dringender als der Wunsch nach Essen war sein Bedürfnis, mit Alex zu reden. Auch wenn das, was er ihr zu sagen hatte, ihr ganz und gar nicht schmecken würde. Beim Fahren tippte er mit einer Hand ihre Nummer.
    »Hallo?«
    »Hey, ich bin’s.«
    Ihre Erwiderung wurde vom Jaulen einer E-Gitarre übertönt. »Was?«
    »Hier ist Nathan.«
    Wieder nur Lärm. Doch plötzlich meinte er, so etwas wie »lauter sprechen« zu hören.
    »NATHAN DEVEREAUX.« Wo zum Henker war sie? »Ich bin diesem Hinweis von dir nachgegangen.«
    Sie sagte etwas, das er nicht verstand.
    Plötzlich war es ganz still. »Im Roadhouse«, sagte sie mit glasklarer Stimme. Sie musste nach draußen gegangen sein.
    »Eli’s Roadhouse? Das an der Interstate?«

    »Kennst du noch ein anderes

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