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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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richterlichen Erlass bräuchtest oder zumindest eine Polizeimarke.«
    »Also, wenn du die Antwort nicht verträgst, dann frag erst gar nicht.«
    Genervt schüttelte er den Kopf.

    »Da ist doch noch was anderes, oder?«, bohrte sie. »Dich bedrückt doch was.«
    Alles an diesem Fall bedrückte ihn. Und dass Alex darin verwickelt war, gefiel ihm am allerwenigsten.
    »Die Wasserleiche ist noch nicht identifiziert«, antwortete er. »Aber wahrscheinlich gehörte er zu einer Gang.«
    »Wieso?«
    »Das kann ich dir nicht verraten.«
    »Nathan, ich will wissen, was los ist.«
    Er sah ihr in die Augen und rang mit sich, ob er es ihr verraten sollte. »Das ist aber streng vertraulich«, sagte er schließlich.
    »Alles klar.«
    »Der oder die Mörder des Mannes haben ihm ein Stück Haut entfernt, bevor sie ihn in den See warfen.«
    Sie zuckte zusammen. »Warum das denn?«
    »Um eine Tätowierung zu entfernen. Bei Morden im Gangmilieu kommt das manchmal vor. Man tötet einen Rivalen und nimmt ihm das Zeichen der Zugehörigkeit. Das ist die größte Beleidigung für die gegnerische Gang.«
    »Aber wie kann man behaupten, dass es eine Tätowierung war, wenn man gar nicht weiß, was da war?«
    »Tun wir ja nicht. Wir vermuten es nur. Aber die Verbindung zu Melanie und«, fügte er mit Nachdruck hinzu, »zu dir sagt uns, dass die Sache nicht ganz einfach wird. Wir wissen mehr, wenn wir das Opfer identifiziert haben. Unglücklicherweise steht unsere Abteilung derzeit schwer unter Beschuss. Man hat ein Auge auf uns geworfen. Mein Lieutenant hat mir eben befohlen, den Mord
an einem Unbekannten hintan zu stellen und lieber einen Fall anzugehen, der schnellen Erfolg verspricht.«
    »Ich dachte, Gangs töten eher mit Pistolen. Aber du hast gesagt, er wurde erdrosselt?«
    »Vielleicht wollte jemand unnötigen Lärm vermeiden. Oder keine Patronenhülsen hinterlassen. Ach zum Teufel, ich weiß es nicht. Vielleicht hat das auch gar nichts mit den Gangs zu tun, und der Täter will uns nur die Identifizierung erschweren. Die Fingerspitzen waren jedenfalls in so schlechtem Zustand, dass die Identifizierung selbst dann schwierig wird, wenn er in der Datenbank ist.«
    Alex schüttelte den Kopf und starrte auf ihre nackten Füße. Er spürte ihre Besorgnis. Das zumindest war eine gute Nachricht. Wenn sie besorgt war, würde sie vorsichtiger sein. Was ihn jedoch wirklich bedrückte, war das Schuldgefühl, das er in ihrem Gesicht las. Er streichelte ihren Arm, dann legte er seine Hand auf ihre Schulter. Sie blickte wieder auf.
    »Hör auf«, flüsterte er.
    »Was?«
    »Zu glauben, dass es deine Schuld ist. Melanie war eine erwachsene Frau. Vielleicht hat sie falsche Entscheidungen getroffen, aber sie hat das selbst getan.«
    »Du glaubst also, dass sie tot ist.«
    »Vielleicht«, sagte er. Doch als er ihr bestürztes Gesicht sah, konnte er nicht anders und machte ihr Mut. »Vielleicht will sie dir aber nur aus dem Weg gehen. Sie könnte doch in was verwickelt sein, das ihre Rückkehr nach Austin erfordert, will es aber nicht unbedingt an die große Glocke hängen?«

    »Zum Beispiel?«
    »Keine Ahnung. Aber irgendwie ist alles möglich. Mir kommt es so vor, als ob sie dir nie die ganze Wahrheit gesagt hat. Warum sie wirklich weggegangen ist.«
    Alex schüttelte den Kopf. Sie sah so schön aus, wie sie da saß. Und so traurig.
    Höchste Zeit zu gehen, bevor er sich hinreißen ließ.
    Er ließ die Hand von ihrer Schulter gleiten. »Du musst vorsichtig sein«, ermahnte er sie.
    »Ich?«
    »Egal worum es in dieser Sache geht, das Ganze betrifft jetzt auch dich. Und ehe wir nicht wissen, was los ist, musst du die Augen offen halten.«

9
    Bei der Fahrt durch Nathans Viertel wunderte sich Alex erneut, wie gesetzt und ordentlich alles aussah. Menschen führten ihre Hunde spazieren, schoben Kinderwagen durch die Gegend oder lasen ihre Sonntagszeitungen in den Vorgärten auf und brachten sie ins Haus. Warum wohnte er hier? Mit diesen braven Bürgern konnte er doch nicht allzu viel gemeinsam haben. Alex parkte am Straßenrand. Ob der weiße Saturn, der nun schon mehrfach vor seinem Haus gestanden hatte, schon zum Gerede der Nachbarn geworden war?
    Nathan öffnete die Tür in Jeans und zerknittertem weißem T-Shirt. Sie lächelte in sein verschlafenes Gesicht.
    »Hallo, Schlafmütze.«
    Er trat zur Seite und ließ sie herein. »Wie spät ist es?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Fast neun.«
    Er ging schnurstracks in die Küche. Sie folgte ihm. »Sieht so

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