Wo niemand dich findet
Roadhouse?«
Ihre Ironie ging ihm auf die Nerven. Und erst recht, dass sie vor einer Biker-Bar stand und mit ihrem verdammten iPhone telefonierte.
»Hast du eben gesagt, dass du meinem Hinweis nachgegangen bist?«
»Ja.« Er bemühte sich, seinen Ärger hinunterzuschlucken. »Ich muss mit dir reden …«
»Sollen wir morgen zusammen frühstücken? Dann kannst du mir alles ausführlich erzählen.«
Er rollte auf eine Ampel zu. Es war Montagabend. Ruhig. Auf den Straßen fuhren nur wenige Autos. Offenbar war heute bloß im Eli’s was los.
»Nathan? Wie wär’s um acht Uhr in diesem Café von neulich? Das mit den Pfannkuchen?«
Er hörte eine Lachsalve und gleich darauf das unverkennbare Donnern einer Harley beim Anlassen.
»Bist du rausgegangen? Das ist nicht gerade die beste Gegend. Gleich hinter dem Parkplatz ist ein Stripclub und…«
»Ich geh ja gleich wieder rein«, unterbrach sie. »Sehen wir uns jetzt morgen zum Frühstück? Um acht?«
Er stellte sich vor, wie sie morgen aufstand, um ihn zu treffen. Nachdem sie die Nacht mit einem Biker verbracht hatte, den sie sich angelacht hatte.
Verdammt, er war ein Idiot. Das würde sie nie tun. Sich mit einem Unbekannten aus einer Bar einlassen.
Aber woher wollte er das wissen? Was machte sie überhaupt in Eli’s Roadhouse? Das war ein übler Schuppen. Nathan war praktisch in Bars groß geworden und wusste, welche Sorte Leute ins Eli’s ging.
»Sind wir jetzt verabredet oder nicht?«
»Ja, klar.«
»Prima. Also, bis morgen.«
Kurz war wieder Musik zu hören, dann hatte sie aufgelegt.
Troy sah, wie Alex ihr Telefon in die Handtasche steckte und sich durch die Menge den Weg zurück bahnte. Worum es in diesem Anruf auch gegangen sein mochte, glücklich hatte es sie nicht gemacht. Sie setzte sich wieder neben ihn auf einen Barhocker, ließ die Handtasche auf den Boden gleiten und griff nach ihrem Glas.
»Alles okay?« Er musste beinahe brüllen, um den Lärm zu übertönen.
»Ja, ja.« Sie trank einen Schluck Cola mit Rum.
»Du siehst nicht grad fröhlich aus.«
Die Band beendete ihr Set mit einem dröhnenden Finale, und das Publikum johlte und applaudierte.
»Es war mein Bekannter von der Polizei«, sagte sie.
»Gibt’s was Neues?«
»Nichts Wichtiges.«
»Wo ist dann das Problem?«
Sie verdrehte die Augen. »Er sorgt sich um meine Sicherheit und glaubt, der Laden hier ist ein Loch.«
»Hey, ich wollte auch lieber ins El Rancho. Der Laden ist echt ein Loch.«
»Ja, aber die Stimmung ist gut.« Alex schob ihr leeres Glas über den Tresen und nickte dem Barkeeper zu.
Normalerweise trank Alex wenig. Doch heute Abend schien sie etwas bekümmert. Und Troy würde herausfinden, warum.
»Ich schätze, dein Polizistenfreund hat keine Ahnung von deiner kleinen SIG?«, scherzte er. »Ist dein Waffenschein etwa abgelaufen?«
»Was sagtest du vorhin?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. »Was über das Delphi Center, oder?«
Es war Pause, und die Band hatte die Bühne verlassen; aus den Lautsprechern dröhnte Stevie Ray Vaughans »Caught in the Crossfire«. Troy trank einen Schluck Bier, ehe er das unterbrochene Gespräch wieder aufnahm.
»Mia hat mich gestern Abend angerufen«, berichtete er. »Sie möchte mit dir reden.«
»Sie hat schon ein Ergebnis?«
»Zumindest ein bisschen was.«
»Ist es Melanie?«
»Sie wollte mir am Telefon nichts Genaues sagen«, beschied er ihr. »Sie meinte, du solltest persönlich vorbeikommen, um alles mit ihr zu besprechen.«
Alex beäugte ihn misstrauisch. »Sie hat nicht gesagt, was sie herausgefunden hat?«
»Kein Sterbenswort.« Natürlich hatte Troy es wissen wollen, doch Mia war ungewöhnlich verschlossen gewesen.
Der Barkeeper brachte ihr die zweite Cola mit Rum. Alex stocherte gedankenverloren mit dem dünnen roten Strohhalm darin herum.
Wie er sie so dasitzen sah, hätte Troy sich am liebsten geohrfeigt, dass er die Sache mit ihr so vermasselt hatte. Alex war heiß. Nicht auf die offensichtliche, vulgäre Art, sondern auf eine subtile Weise, die ihm viel besser gefiel. In den wenigen Wochen, die sie letztes Jahr zur Weihnachtszeit zusammen gewesen waren, hatte sich seine
Meinung über schlanke burschikose Frauen mit kleinen Brüsten grundlegend geändert.
Sie erwiderte seinen Blick. Auf einmal beschlich sie ein Verdacht.
»Was ist los?«
»Das ging schon sehr flott«, bemerkte sie. »Ich dachte, für Gentests bräuchte man mehr Zeit.«
»Es ist ein Privatlabor. Und du hast gesagt, dass
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