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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Vormittag am Flughafen gemietet. Nun packte sie ihre Einkaufstüten und machte sich auf den Weg dorthin.
    Ihre Handflächen wurden wieder schweißfeucht, als sie sich dem Chevrolet näherte. Den Mann auf dem Fahrersitz konnte sie wegen der getönten Scheiben jedoch kaum erkennen.
    Sophie wandte den Blick ab und ging weiter. Um ihre Nerven zu beruhigen, summte sie leise vor sich hin. Zahlen waren noch nie ihr Ding gewesen, sie hatte immer Schwierigkeiten gehabt, sie sich zu merken. Doch Alex’ hatte ihr dafür einige Tricks beigebracht.
    Ein kurzer Blick auf das Nummernschild: 3-2-8-J-G-N.
    Drei zwei acht – jetzt gute Nacht . Das ergab zwar keinen Sinn, aber es reimte sich, und sie konnte es sich besser merken. In Gedanken wiederholte sie den kleinen Reim immer wieder, als sie den Wagen aufsperrte und die Taschen auf den Rücksitz legte. Dann stieg sie ein und legte ihr Telefon auf den Schoß. Damit sie das
Handy nicht ans Ohr halten musste, rief sie Alex über die Freisprechanlage an.
    »Hast du’s?«, fragte Alex aufgeregt.
    Sophie sagte ihren Vers auf.
    »Und wie sah der Fahrer aus?«
    »Schwer zu sagen«, gestand Sophie.
    »Was macht er?«
    »Er telefoniert, glaub ich. Anscheinend will er nicht hinein.«
    »Okay. Ruf an, wenn sich was tut. Ich muss gehen.«
    Sophie legte auf und lächelte. Die Mission war erfolgreich.
    Sie fuhr rückwärts aus ihrem Parkplatz. Dabei achtete sie peinlich darauf, nicht zu der schwarzen Limousine hinüberzusehen. Als sie fast an der Ausfahrt war, blickte sie in den Rückspiegel.
    Die Tür des Chevrolets war geöffnet, und ein bulliger Mann mit Baseballkappe hievte sich aus dem Wagen. Ehe er die Tür zuschlug, stopfte er sich etwas unter sein Jackett und ging auf den Eingang zu.
     
    Alex schlenderte an einer Bäckerei vorbei. Der Duft von frischem Bananenkuchen stieg ihr in die Nase. Aber sie widerstand der Versuchung, hineinzugehen und sich ein Stück zu kaufen, sondern wartete weiter, dass Bens Stimme an ihr Ohr drang. Sie hatte per Handy eine Internetsuche nach dem Nummernschild gestartet und, nachdem als Ergebnis nur »nicht verfügbar« angezeigt worden war, ihn im Delphi Center angerufen. Die Fahnder hatten Zugang zu Datenbanken, die Normalsterblichen wie ihr verschlossen blieben.

    »Bist du noch dran?«
    »Ich bin hier«, sagte er. »Otto rechnet noch.«
    »Otto« war der Spitzname für den Computer, auf dem das neueste und beste Fahrzeug-Suchprogramm lief.
    Alex blieb vor dem Schaufenster der Bäckerei stehen und verschlang die appetitliche Auslage mit den Augen.
    »Hmm … das ist seltsam«, sagte Ben.
    »Was?«
    »Auch ich krieg für die Nummer nur ›nicht verfügbar‹ angezeigt.«
    Jemand klopfte an Alex’ Telefon an, aber sie achtete nicht auf den zweiten Anrufer. »Was heißt das?«, fragte sie Ben.
    »Vielleicht ist es ein Regierungsfahrzeug. Oder ein Undercover-Polizeiauto. Aber das müsste ich normalerweise sehen. Vielleicht ist es auch nur ein Software-Fehler.«
    Alex starrte an Kuchen und Gebäck vorbei in den Laden. In Gedanken ging sie alle Möglichkeiten durch.
    »Das ist wirklich komisch«, meinte Ben. »Das würde ich mir gerne etwas genauer ansehen. Ich ruf dich später zurück.«
    Wieder klopfte ein zweiter Anrufer bei ihr an. »Alles klar. Vielen Dank!« Sie trennte die Verbindung mit Ben und nahm den anderen Anruf an. »Hallo?«
    Alex sah ihr Spiegelbild in dem Schaufensterglas. Plötzlich überragte sie eine massige Gestalt.
    Die Zeit schien stehen zu bleiben.
    Die Gestalt griff in ihre Jacke. Sophies Stimme gellte ihr in den Ohren. Es klang, als schrie sie über eine Schlucht: »Er kommt!«

    Alex’ Gedanken rasten, aber ihre Beine schienen wie festgenagelt. Der Mann kam immer näher. Schließlich besiegte das Adrenalin ihre Lähmung, und sie tat einen Satz von ihm weg.
    Da packte eine Riesenpranke ihren Oberarm. »Keinen Mucks«, knurrte er ihr ins Ohr. Etwas Hartes bohrte sich zwischen ihre Rippen.
    Sie schnappte nach Luft. Panik erfasste sie. Sie versuchte, auf die andere Seite zu entkommen, doch die Eisenfaust packte sie nur noch fester.
    »Mach keine Zicken.«
    Mit schreckgeweiteten Augen blickte sie umher. Überall waren Menschen – Leute, die einkaufen gingen oder nur durch die Mall bummelten, Kinder liefen herum. Aber niemand schenkte ihr die geringste Beachtung.
    Und dann begriff sie, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte angenommen, dass sie hier, inmitten von Menschen, sicher wäre. Dabei hatte sie nicht sich geschützt.

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