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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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erschaudern.
    »Auf seine Hand ist eine schwarze Sonne tätowiert«, sagte sie. »Und seine Haut hat einen Olivton. Er ist wohl Latino.«
    Holt nickte.
    »Und er ist kräftig. Das heißt, für seine Größe.«
    »Das notiere ich mir.« Holt legte den Kopf zur Seite und betrachtete sie mit gerunzelter Stirn. »Möchten Sie einen Eisbeutel? Ihre Backe scheint anzuschwellen.«
    »Nein«, erwiderte sie. »Wer ist eigentlich ›wir‹?«
    »Was?«
    »Sie sagten gerade ›wir überprüfen das‹.«
    »Damit habe ich mich gemeint«, meinte er. »Und ein paar Kollegen.«
    Kollegen . So was nannte man wohl eine ausweichende
Antwort. Alex bemühte sich, ruhig zu bleiben. Doch ihr Magen krampfte sich immer wieder zusammen, und ihr Zittern wurde stärker.
    »Ich dachte, Sie sind alleine«, sagte sie.
    »Hier bin ich es auch.« Er lächelte dünn. »Ich habe heute früh den Kürzeren gezogen.«
    »Worum geht es in der ganzen Angelegenheit eigentlich? Um einen Korruptionsfall bei der Polizei oder was?«
    Er betrachtete sie vollkommen ruhig. Das musste an der Ausbildung liegen. Weder eine haarscharf vorbeipfeifende Kugel noch eine Gangsterjagd zu Fuß schienen ihm etwas auszumachen. Doch Alex war noch immer wie benebelt. Wieder schlang sie die Arme enger um sich.
    »Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten«, begann er nun. »Denn ich habe das Gefühl, Sie könnten uns weiterhelfen.«
    Schweigend wartete sie.
    »Ich suche Melanie Coghan«, fuhr er fort, »und das war die Wahrheit.«
    »Warum fragen Sie nicht ihren Mann, wo sie ist?«
    »Wir wollen es ihm nicht unbedingt auf die Nase binden, dass wir gegen ihn ermitteln.«
    »Wer ermittelt gegen ihn?«, beharrte sie. »Außer den Texas Rangers.«
    »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken machen. Sagen wir einfach, es ist eine Sondereinheit, okay?«
    »Es geht also um Korruption, oder? Oder ermitteln Sie etwa wegen Mord?«
    Er sah sie unverwandt an, und in seinem Blick fand sie die Antwort. Alex verdrehte die Augen und wandte sich
ab. Nein, natürlich nicht. Warum sollte man wegen einer Nebensache wie dem Tod einer Frau eine Sondereinheit aufstellen? Hier ging es vermutlich um Geld. Vielleicht wurde Coghan von irgendwelchen Drogendealern geschmiert, die er mit seiner Einheit eigentlich hochnehmen sollte.
    Alex stieß sich von der Wand ab. »Ich kann Ihnen nicht helfen. Ich weiß selbst nicht, wo Melanie ist. Aber meine Empfehlung lautet: Suchen Sie im Lake Austin.«
    »Haben wir schon.«
    Überrascht riss sie die Augen auf. Sie hatten den See schon abgesucht? Nicht mal Nathan wusste das.
    Es sei denn, er hatte ihr etwas vorenthalten. Ein Verdacht keimte in ihr auf.
    Und es fühlte sich so an, als würde ein kleines Messer in ihr umgedreht.
    »Lassen Sie uns doch mal das Thema wechseln, okay?«, meinte Holt. »Ich würde gerne wissen, warum der Mann Sie entführen wollte. Haben Sie eine Idee?«
    »Wir hatten keine Gelegenheit zu plaudern.«
    »Hat er Fragen gestellt?«
    »Nein.«
    »Was glauben Sie, hat er gewollt?«
    »Tja, ich hatte ein bisschen den Eindruck, dass er mich umbringen wollte.« Sie unterdrückte ein Zittern.
    Er sah sie eindringlich an. »Wohin ist Melanie gegangen, als Sie ihr geholfen haben, aus Austin zu verschwinden?«
    »Wissen Sie das wirklich nicht?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ich hab’ ihr geholfen, sich im Südosten ein neues
Leben aufzubauen«, antwortete sie ausweichend. »Das war letzten Herbst. Allerdings habe ich schon länger nichts mehr von ihr gehört.«
    »Weiß sie, dass Sie nach ihr suchen?«
    »Wenn sie noch lebt, ja. Aber weiß sie, dass Sie nach ihr suchen?«
    »Ja. Aber wir haben seit sechs Monaten weder von ihr gehört noch sie gesehen.«
    Alex schüttelte den Kopf. Die Sache wurde immer verwirrender. Er hatte Melanie nicht mehr gesehen, seit sie mit Alex’ Hilfe aus der Stadt verschwunden war. Angeblich weil ihr Mann sie schlug! Alex hätte sich am liebsten geohrfeigt. Melanie hatte ihr vom ersten Tag, an dem sie zu Lovell Solutions kam, nicht die Wahrheit gesagt.
    »Allmählich sehe ich etwas klarer.« Bei dieser Bemerkung beobachtete sie Holts Reaktion aufmerksam. »Ich vermute, Sie sind auch letzten Herbst mit Melanie in Kontakt getreten. Vielleicht wollten Sie sie als Zeugin?«
    »Vor Gericht kann sie nicht gegen ihren Ehemann aussagen. Zumindest nicht in der Sache, in der wir ermitteln.«
    Alex lächelte schief. In Sachen häuslicher Gewalt könnte sie sehr wohl als Zeugin auftreten. In einem solchen Fall galt die Befreiung des

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