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Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
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Sie hatte die anderen in Gefahr gebracht.
    Sie stolperten an einem Wasserspender vorbei, und er riss eine Tür auf, auf der NUR FÜR PERSONAL stand. Aus ihrer Kehle drang ein Schrei, der beinahe sofort von einer fleischigen Hand unterdrückt wurde, die sich auf ihren Mund legte.
    Sie bekam keine Luft mehr.
    Eine neue Panikattacke überfiel sie, und sie kratzte und trat nach ihm. Er stand hinter ihr und hielt ihr mit einer Hand Mund und Nase zu, während er sie den Gang entlang und auf eine weitere graue Tür zudrängte.
    Alex schüttelte ihren Kopf mit aller Kraft, um wieder Luft zu bekommen. An den Rändern des Gesichtsfelds
trübte sich ihre Sicht ein. Er würde sie töten. In der immer größer werdenden Panik fiel ihr die SIG ein. Sie war in der Handtasche. An ihre Hüfte gepresst. Mit der freien Hand griff sie danach. Da bemerkte sie, dass sie noch immer ihr Telefon in der Hand hielt.
    »Alex? Alex!« Sophies Stimme drang leise und scheppernd an ihr Ohr, als sie der Mann durch die zweite Tür in einen Lagerraum stieß.
    Sie ließ das Telefon fallen und griff nach der Handtasche. Ihre Lungen brannten. Ihre Sicht verschwamm. Um sie herum wurde es allmählich schwarz.
    Sie biss ihm in den Finger. So fest sie konnte.
    »Scheiße!«
    Er stieß sie brutal von sich. Sie prallte gegen etwas Hartes und fiel zu Boden.
    »Verdammte Schlampe!«
    Gierig sog sie die Luft in ihre Lungen. Ihr schwindelte. Sie erblickte ihre Handtasche auf dem Boden und bückte sich in dem Moment danach, als der Mann sich auf sie stürzte und die Tür, durch die sie eben gekommen waren, aufgestoßen wurde.
    »Halt! Polizei!«
    Für einen Sekundenbruchteil starrte sie mit schreckgeweiteten Augen auf den Mann, der breitbeinig und mit gezogener Waffe in der Tür stand. Dann spritzte der Putz neben ihr in einer kleinen Fontäne von der Wand.
    Alex rollte sich zur Seite, weg von dem Knall. Ein weiterer Schuss knallte. Taumelnd richtete sie sich auf, lief den Gang entlang und hechtete hinter eine Regalwand.
    Schritte trampelten an ihr vorbei. Verzweifelt sah sie sich um. In dem Raum war es düster. Staubig. Die Regalreihe
schien unendlich, Schachtel reihte sich an Schachtel, Karton an Karton, beinahe zwei Stockwerke hoch.
    »Halt! Polizei!«, bellte die Stimme erneut.
    Wo war ihre Waffe?
    In ihrer Handtasche. Auf der anderen Seite des Gangs an der Wand. Sie legte sich flach auf den Boden und krabbelte wie ein Nahkämpfer bis zum Ende der Regalreihe. Dort hielt sie inne, um zu lauschen. Schritte, von zwei verschiedenen Personen. Erst Getrappel, dann ein Geräusch, als ob etwas zur Seite geschoben wurde, als ob jemand einen Gang entlangliefe und dann die Richtung wechselte. Unmittelbar danach der schrille Hilfeschrei einer Frau und Türenschlagen.
    Alex sprang auf und rannte geduckt um die Regalwand herum. Dort lag ihre Handtasche am Boden. Rasch nahm sie sie an sich, riss den Reißverschluss auf und holte die SIG heraus.
    Sie war bewaffnet.
    Sie war am Leben.
    Erneutes Türenschlagen. Und eine Vielzahl aufgeregter Stimmen – Alex vermutete Verkäuferinnen und Verkäufer aus den Läden, die auf den Tumult aufmerksam geworden waren.
    Alex schlang sich die Tasche über die Schulter. Der Schmerz bei der Bewegung ließ sie zusammenzucken. Sie sah sich um. Da am Boden, neben der Tür und von einer feinen weißen Staub- und Putzschicht bedeckt, lag ihr nunmehr stilles Handy. Sie hob es auf und stopfte es in die Handtasche. Nun stand sie auf der Höhe, auf der die Kugel in die Wand eingeschlagen war. Auge in Auge mit dem Einschussloch. Wieder überkam sie Panik.

    Hinter ihr wurde eine Tür aufgestoßen. Schritte dröhnten auf dem Gang, und sie wirbelte mit gezückter Waffe herum.
    Der weißhaarige Polizist. Er stand bewegungslos am Ende des Gangs. Nur sein Blick wanderte von ihrem Gesicht zu der Waffe in ihrer Hand. Und wieder zu ihrem Gesicht. In der Hand, die locker an seiner Seite baumelte, hatte er eine ihr bekannte Pistole.
    »Schießen Sie nicht«, sagte er ruhig.
    Langsam ließ Alex die Waffe sinken. Ganz ruhig kam der Mann auf sie zu. Eine Mischung aus Angst, Wut und Verwirrung erfüllte sie, als er vor ihr stehen blieb.
    »Sie heißen überhaupt nicht Bill Scoffield«, stellte sie fest.
    »Nein.«

14
    Die Stimme war allerdings dieselbe. Aus Osttexas, vielleicht sogar aus Nacogdoches , hatte Sophie vermutet. Aber Scoffield hatte behauptet, aus Zentraltexas zu kommen.
    »Wo ist er? Dieser Kerl?« Alex deutete mit dem Kopf auf die andere Seite des

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