Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
um und spuckte erneut aus. »Da musst du schon Angel fragen.« Er grinste. »So heißt die Bedienung. Angel. Man glaubt es kaum, oder?«
    »Ist sie Tänzerin?«
    »Nö, angeblich nur Bedienung. Aber ich tippe, sie übernehmen die Jobs ganz nach Bedarf. Sie weiß vermutlich mehr über den Typen, als sie uns verrät. Sie behauptet, sie kennt nicht mal seinen Namen.« Webb trat zu dem Toten und blickte ihn nachdenklich an. »Und, was meinst du, ist passiert?«
    »Schaut für mich so aus, als wär’ er zum Pissen raus und hat sein Bier hier abgestellt. Vielleicht war das Klo besetzt, weil da drin ein Pärchen zugange war oder was.«
    »Kann ich mir gut vorstellen.«
    »Da kam jemand von hinten und hat ihm den Draht um den Hals gelegt. Daher die Blutspritzer an der Wand.«
    »Der hätte aber ziemlich einen Zug drauf haben müssen«, bemerkte Webb mit Blick auf die Leiche. »Der Typ ist fast eins achtzig und wiegt bestimmt neunzig Kilo. Und in ’ner Muckibude war er auch, so wie der aussieht.«
    »Ja.«
    »Sag mal, da fällt mir diese Sache am Highway 71 ein. Da draußen gab’s auch so ’nen Stripclub.« Webb strich sich über das Kinn. »Scheiße, wie hieß der noch?«

    »Keine Ahnung.«
    »Verdammt, wie hieß der nur? Da gab’s Steaks für drei Dollar. Na ja, ist schon fünf Jahre her, aber trotzdem.«
    Weil er hörte, wie die Spurensicherung am Ende der kleinen Straße eintraf, drehte sich Nathan um. »Damals war ich noch in Houston«, erinnerte er Webb.
    »Ach, stimmt. Na, egal, die Sache sah jedenfalls so aus wie hier. Ein Kerl wird hinter ’nem Bumsschuppen umgelegt. Draht um den Hals und Ende Gelände. Genau dasselbe.«
    »Was ist daraus geworden?« Nathans Aufmerksamkeit war geweckt, und das nicht nur wegen der vielen ungeklärten Todesfälle, die seiner Abteilung zu schaffen machten.
    »Ach, keine Ahnung.«
    Oder auch nicht. »Erinnerst du dich an irgendeinen Namen? Oder an einen Verdächtigen? Irgendwas.«
    »Naughty’s. So hieß der Laden.«
    »Habt ihr jemanden verhaftet?«
    »Ich glaub nicht«, sagte Webb. »Aber ich weiß, dass das Opfer noch den Draht um den Hals hatte, als wir es eintüteten. Das war vielleicht eine Sauerei. Wenn das derselbe Kerl war, dann hat er diesmal wenigstens seinen Müll mitgenommen.«
    »Was ist mit dem Draht passiert?«
    »Keine Ahnung. Wahrscheinlich schimmelt er weiter in der Asservatenkammer.«
     
    Richter Gordon Mueller schätzte pünktliche Anwälte, höfliche Angeklagte und kurze Schlussplädoyers. Was er dagegen gar nicht mochte, waren Jogginganzüge im Gerichtssaal.
Außerdem hatte er um Punkt zehn Uhr dreißig eine dringende Verabredung mit einer Schachtel Camel ohne Filter.
    Es war zehn Uhr einunddreißig, und die Türen des Gerichtssaals, dem Mueller präsidierte, wurden geöffnet. Eine Schar Menschen strömte hinaus, um die fünfzehnminütige Verhandlungspause in der Sache Texas gegen Luis J. Perez zu nutzen.
    Der Hauptzeuge der Anklage kam ebenfalls durch die Tür und marschierte in Richtung Herrentoilette. Nathan folgte ihm.
    »He, Craig.«
    Coghan drehte sich um, und augenblicklich schlug seine Überraschung in Misstrauen um.
    »Hast du kurz Zeit?« Mit einem freundlichen Nicken deutete Nathan auf einen nahen Seitenausgang. Ohne die Antwort abzuwarten, trat er durch die Tür und ging – an den Gerichtsangehörigen und Reportern, die sich um einen Aschenbecher versammelten hatten, vorbei – zu einer leeren Bank und stellte einen Fuß darauf. »Was ist los, Devereaux?« Mit gerunzelter Stirn blickte Coghan auf seine Uhr, während Nathan sich bückte, um seinen Schuh zu binden. »Ich muss bald wieder vor Gericht sein.«
    »Dauert nicht lange.« Nathan richtete sich auf und taxierte den anderen kurz. Verdammt, er hatte Coghan schon seit einiger Zeit nicht mehr aus der Nähe gesehen. Der Typ hatte ziemlich viel trainiert. »Wie geht’s daheim?«
    Angewidert verzerrte Coghan das Gesicht.
    »Ja, hab schon davon gehört.«
    »Was zum Teufel soll das heißen?«

    »Es sieht so aus, als hätten wir eine gemeinsame Freundin.« Nathan stemmte die Fäuste in die Hüften. »Alex Lovell. Sie ist Privatdetektivin.«
    Coghans Miene verfinsterte sich.
    »Sie ist gestern Abend bei mir zu Hause gewesen, mit einer ziemlich bösen Verletzung im Gesicht.« Nathan kam einen Schritt auf ihn zu. »Du weißt nicht zufällig was darüber?«
    Coghans Haltung versteifte sich, als Nathan ihm direkt gegenübertrat.
    »Wie gesagt, Alex ist eine Freundin von mir«, sagte Nathan leise.

Weitere Kostenlose Bücher