Wo niemand dich findet
aufbauen, das praktisch nicht wahrgenommen werden konnte. Dabei, so Alex, hatte sie Melanie beim ersten Mal geholfen.
Dieses Mal schien es jedoch anders zu sein.
»Hilfst du ihr, das Land zu verlassen?«, fragte Sophie.
Alex unterbrach das Tippen der SMS und warf ihr einen warnenden Blick zu. »Hör auf, mich mit deinen Fragen zu löchern«, mahnte sie. »Je weniger du über den Fall weißt, desto besser.«
Schweigend musterte Sophie ihre Chefin. Sie fing an, sich ernsthaft Sorgen zu machen.
Laut Alex waren gefälschte Pässe das allerschlimmste. Zoll und Grenzschutz waren mittlerweile sehr gut darin, gefälschte Papiere zu erkennen. Und wer wollte schon das Land verlassen, wenn man danach vielleicht nie wieder einreisen konnte?
Melanie musste in ernsthaften Schwierigkeiten stecken. Offenbar waren wirklich gefährliche Leute hinter ihr her.
Nach einem Blick auf die Uhr stand Sophie auf und
nahm die Schlüssel des Mietwagens. Bis zwei Uhr wollten sie den Wagen zurückgeben, um nicht noch einen Tag dafür zu zahlen.
»Wir müssen los«, erinnerte sie Alex, die endlich ihr Handy wegsteckte.
Alex folgte ihr aus dem Büro und stellte die Alarmanlage an. Als Sophie den Wagen sah, der hinter dem Mercury stehen blieb, schwante ihr, dass sie es doch nicht bis zwei schaffen würden.
Nathan Devereaux öffnete die Tür einer zerbeulten grauen Familienkutsche. Sogar Sophie war augenblicklich klar, dass das ein Zivilfahrzeug der Polizei war. Das könnte man genauso gut mit Neonfarben draufmalen.
Der Detective sah noch schlimmer aus als der Wagen. Zwar hatte er kein Veilchen mehr, dafür aber eine ordentliche, in ein kräftiges Violett spielende Schwellung am Kinn.
Er nickte Sophie zu.
»Hi«, begrüßte ihn Sophie. »Hast du dich geprügelt?«
Er sah Alex an. »Bin gegen eine Wand gelaufen. Wohin geht denn die Reise?«
»Wir müssen was besorgen.«
Verblüfft von Alex’ barschem Ton, sah Sophie sie an. Sie hatte die beiden nie zusammen erlebt, aber angenommen, dass sie befreundet waren. Da hatte sie sich wohl getäuscht.
Nathan lehnte sich mit dem Rücken gegen den Ford Taurus und schlug die Beine übereinander. Er machte den Anschein, als wolle er so lange bei ihnen bleiben, bis Alex mit ihm sprach.
»Ich bin auf dem Weg zum Delphi Center«, sagte er. »Vielleicht hast du Lust mitzukommen?«
Alex verschränkte die Arme vor der Brust und taxierte ihn kurz, dann inspizierte sie das Wageninnere. Sophie folgte ihrem Blick. Auf dem Beifahrersitz standen zwei braune Papiertüten.
»Was ist in den Tüten?«, wollte Alex wissen.
»Nichts Besonderes.«
»Du willst, dass ich mitkomme, sagst aber nicht, was da drin ist?«
»Ich erzähl’s dir unterwegs.«
»Tut mir leid, aber ich kann nicht. Ich hab am Nachmittag viel zu erledigen.«
»Okay.« Als ob er zu Alex’ Spiegelbild werden wollte, verschränkte Nathan ebenfalls die Arme vor der Brust. »Versuchen wir’s mal anders. Wo ist dein Saturn?«
Sophie sah wieder zu ihrer Chefin. Die verzog keine Miene.
»Hab ich doch gesagt. In der Werkstatt.«
»Aha.«
»Also, sag mir einfach, was los ist. Was hast du?«
»Komm mit mir, dann erzähl ich dir alles.«
Alex verdrehte die Augen. »Sei nicht kindisch.«
»Ich kindisch?« Er schüttelte den Kopf. »Du bist doch diejenige, die Spielchen spielt. Ich dachte, wir arbeiten zusammen.«
Ihre Miene verdüsterte sich.
»Fahr mit mir ins Labor. Dann haben wir den gleichen Informationsstand. Außerdem würde ich gerne deine Meinung hören.«
»Meine Meinung?« Aus irgendeinem Grund brachte
das Alex in Rage. »Seit wann willst du meine Meinung hören? Du möchtest doch nur Babysitter für mich spielen. Vergiss es. Ich hab was anderes zu tun.« Alex ging einen Schritt auf Sophie und den Mercury zu, doch er trat ihr in den Weg.
»Diese Frau bringt dir nur Ärger, Alex.«
»Ich muss los.« Sie ging um ihn herum und streckte Sophie die geöffnete Hand entgegen. »Den Schlüssel!«
Sophie reichte ihr den Wagenschlüssel. Sie würde den Tahoe fahren, Sophie den Leihwagen. Sophie kramte in ihrer Handtasche und tat so, als merkte sie nicht, wie Nathan Alex am Arm gepackt und zu sich umgedreht hatte.
»Bitte, hör mir zu.« Er sprach nun leise und drängend. Sophie hätte ihm wahrscheinlich nichts entgegenzusetzen gehabt. »Du solltest es wirklich sein lassen. Sie ist jetzt auf sich selbst gestellt.«
»Das kann ich nicht.«
»Alex, das ist mein voller Ernst. Du wirst nicht ungeschoren davonkommen.«
»Wenn du
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