Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wo niemand dich findet

Wo niemand dich findet

Titel: Wo niemand dich findet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Griffin
Vom Netzwerk:
verheiratet.
    Courtney wandte sich an Melanie. »Pass gut auf dich auf, ja? Und wenn du willst, dass das hier klappt, dann würde ich an deiner Stelle genau das tun, was Alex sagt.«
    Alex rang sich ein Lächeln ab. Courtney hatte ja nicht nur Glück gehabt, als sie Alex’ Rat gefolgt war.
    »Mach ich«, versprach Melanie.
    Alex hoffte, dass sie es dieses Mal ernst meinte.
     
    So seltsam es war, aber manchmal vertrug Nathan einfach keine Leichen auf leeren Magen.
    »Eine beschissene Art abzutreten«, sagte Webb und spuckte auf den Gehweg.
    Nathan, der neben der Leiche kniete, sah zu ihm auf. »He, wie wär’s wenn du diesen Mist woanders machst? Nicht hier am Tatort?«
    Webb warf ihm einen höhnischen Blick zu und sandte die nächste Ladung in eine andere Richtung.
    Nathan erhob sich und stieg über eine Pfütze, die wie Urin aussah. Dann bückte er sich wieder, um das Gesicht des Toten zu betrachten. Mitte zwanzig. Latino. Die blutverkrustete Wunde an seinem Hals erinnerte Nathan an das Mordopfer, das sie vor ein paar Wochen aus dem Lake Austin gezogen hatten. Weidedraht hatten die Rechtsmediziner vermutet. Aber das war nicht sicher, denn wie
im vorliegenden Fall hatte der Mörder bei seiner Flucht das Tatwerkzeug mitgenommen.
    Eine Ameisenkolonne marschierte von der klaffenden Wunde im Nacken des Opfers bis nach vorne zum Kehlkopf und hinauf zu Nase und Mund. Nathans Magen hob sich. Er wünschte, er hätte etwas mehr zu sich genommen als nur ein paar Schlucke Kaffee, ehe er hierhergekommen war.
    Kurz nachdem Alex gegangen war, hatte er einen Anruf erhalten. Während der ganzen Fahrt hatte er über letzte Nacht nachgedacht. Nun kam es ihm so vor – wahrscheinlich weil sie nicht da war und ihn ablenkte –, dass sie sich gestern von Anfang an eigenartig benommen hatte. Sie war ausgelassen gewesen. Müde, aber fröhlich. Doch als er ihr von dem Gerücht über Melanie berichtet hatte, war sie plötzlich sehr emotional geworden. Seltsamerweise war sie kurz darauf wieder glücklich. So glücklich, dass sie die Nacht mit ihm verbracht hatte.
    Jetzt, da er darüber nachdachte, war ihm ihr Verhalten ein Rätsel. Doch Nathan war niemand, der Rätsel so einfach auf sich beruhen ließ. Irgendwas ging da vor. Etwas Seltsames, das seiner Überzeugung nach mit Melanies Fall zu tun hatte. Und er würde herausfinden, was es war.
    Ein Windstoß fuhr durch die kleine Straße und vermengte den Gestank von Tod, Urin und Müll. Nathan ließ den Blick über die Umgebung schweifen. Vielleicht war ihm beim Herkommen etwas Wichtiges entgangen?
    »Was hat der Clubbesitzer gesagt?«, fragte er Webb, der kurz nach dem Streifenpolizisten am Tatort gewesen war.

    »Nicht viel. Nur dass ein Toter auf der Straße lag, als er um zwanzig nach sechs morgens den Laden dichtmachte. Eine Bedienung behauptet, dass der Kerl um ein Uhr dreißig ein Miller Lite bestellt und dann die Zeche geprellt hat.«
    »Habt ihr die Bedienung schon gefunden?«
    »War nicht schwer. Sie hat in dem Laden noch ein paar Überstunden geschoben, wenn du verstehst, was ich meine.« Webb lehnte sich gegen die Backsteinmauer auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nathan machte sich nicht die Mühe, ihm zu sagen, dass er in der Nähe des Tatorts nichts berühren sollte. Webb würde in zwei Jahren pensioniert werden und gab sich keine Mühe, seine Verachtung für die neuen Regeln und Vorschriften zu verbergen, die mit den momentan modernen forensischen Methoden einhergingen. Nathan hätte Will Hodges unter allen Umständen Webb vorgezogen. Doch der Junge hatte sich irgendeinen Magen-Darm-Virus eingefangen und kotzte sich die Seele aus dem Leib.
    »Ist sie eine Prostituierte?«, erkundigte sich Nathan, ohne den Blick von dem Opfer zu wenden. Er suchte auf der Haut nach Piercings und Tattoos. Mehr als die schwarze Sonne, die das Opfer auf die rechte Hand tätowiert hatte, konnte er jedoch nicht ausmachen. Auf jeden Fall würde er nichts berühren, ehe die Spurensicherung kam, nicht mal die Brieftasche des Typen.
    »Schätze ja.« Webb zog eine Kennermiene. »Ihrem Outfit nach jedenfalls. Sie meinte, nach Ladenschluss gab’s noch einen Event. ’ne Privatparty. Klingt doch vielversprechend, oder?«

    Nathan erhob sich. Etwa zwei Meter von der Leiche entfernt stand eine halbleere Miller-Lite-Flasche.
    »Wie sieht’s denn in den Sanitäranlagen aus?«
    »Wie sieht’s wo aus?«
    »Na, vielleicht ist das Klo kaputt?«
    »Zum Teufel, wie soll ich das wissen?« Webb drehte sich

Weitere Kostenlose Bücher