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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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betratst; ich habe euch beobachtet, bis ich sicher sein konnte, dass du meinen Geboten gänzlich Folge leisten würdest. Ich weiß nicht, was du mit dieser Teufelsbraut getan hast, & ich will es auch nicht wissen: Es war der Preis, den es für ein Werk zu zahlen galt, bei dem wir beide nichts waren denn blindes Werkzeug. Fern davon, dir die Verdammnis zu bescheren, hat deine Unterwerfung unter meine Order dir einen Platz im Paradies gesichert; durch deine Sünde, Caspar, hast du nicht weniger denn die Heilige Mutter Kirche gerettet!«
    Und er fuhr fort, indem er eine dicke Pergamentrolle zur Hand nahm: »Ich wusste von diesem
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, bevor ich dieses Haus betrat, doch die Lektüre hat alles Entsetzliche, was man mir davon erzählt hatte, noch weit übertroffen. In der Zeit, in der wir leben, & durch den Wert, den es für die Gegner der christlichen Sache darstellte, ist allein die Existenz dieses Manuskripts eine reine Katastrophe … Dies Buch, das in der Hand unserer Gegner eine so gefährliche Waffe sein könnte, hat der Fürst mir heute Morgen geschenkt, einem Pakt entsprechend, den ich mit ihm geschlossen. Ich verbrenne es ohne Bedauern, Caspar. Deine Sünden und die meinen mögen mit ihm verzehrt werden!«
    Mit diesen Worten warf Kircher das Pergament in den Kamin, und während die Rolle sich in den Flammen bog, erteilte er mir die Absolution. Er schürte das Feuer, bis das Manuskript gänzlich zu Asche zerfallen war, dann blickte er mir wiederum tief in die Augen. So ernst & so ergriffen hatte ich ihn kaum je gesehen:
    »Komm, mein treuer Caspar«, sagte er sanft, »lass uns so schnell wie möglich diese Brutstätte des Verderbens verlassen. Alles ist vollbracht, wir haben unsere Pflicht erfüllt.«
    Abschiedslos verließen wir das Haus des Fürsten, was mir zu meinem Troste ersparte, jene wiedersehen zu müssen, die mich so weit in die Labyrinthe der Ausschweifung geführt hatte.
    In der Mietkutsche, die uns nach Palermo zurückbrachte, weihte Athanasius mich genauer in die Einzelheiten des Abenteuers ein, dessen williger Zeuge ich geworden war. Unsere Gastgeber waren ausgepichte Libertins, und nur noch das schändlichste Raffinement vermochte ihre Sinne zu erregen. Der Fürst war dank allzu starker Verwendung von Spanischer Fliege so gut wie impotent & die Fürstin halb verrückt nach einer Fehlgeburt, bei der sie ein langersehntes Kind verloren hatte. Daher auch die Besessenheit von jenem Clavicembalo, das sie in ihrem Leibe wähnte. Sie gab sich willig den libidinösen Regungen ihres Gatten hin, & als wir uns in jenem Gemache befanden, wusste sie ganz genau, dass er uns bespähte. Trotz ihrer Intelligenz & gebildeten Geistes waren diese Leute das Exempel dafür, zu welcher Unordnung der Sitten der Skeptizismus führen muss; ohne die Unterstützung durch den Glauben gerieten sie Tag um Tag tiefer in den Sumpf der Verderbnis, ohne sich um das künftige Urteil über ihre Taten zu bekümmern. Gottes Barmherzigkeit ist unermesslich; aufrichtige Reue hätte sie vor den Abgründen der Hölle erretten können, doch ach, das war nur zu unwahrscheinlich. Jenes nunmehr verbrannte Manuskript eines gewissen Flavius Josephus, so erklärte mir mein Meister, war der einzige Grund unseres Aufenthaltes in der Villa Palagonia gewesen. Ein maltesischer Ordensritter, der es bei einer Audienz in Händen gehalten, hatte Kircher davon unterrichtet & ihm alles Notwendige über die Sitten des Fürsten & seiner Frau mitgeteilt.
    Wieder versuchte mein Meister, mich von der restlosen Absolution zu überzeugen, die mir dank der heiligen Sache gebührte, welche ich ohne mein Wissen verteidigt hatte. Er ließ nicht ab, mir zu versichern, ich sei, wenn nicht ein Märtyrer, so doch zumindest ein Held der Kirche; doch ach: Das Entzücken, das ich bei meinen Spielen mit der Fürstin empfunden, die Aufrichtigkeit, mit der ich die Sünden genossen hatte, verboten es mir, diese Rechtfertigung anzunehmen. Mehr noch, ich war in meiner Selbstachtung verletzt & litt weniger unter dem Abfall von der Tugend denn darunter, zum Spielball der heimtückischen Machenschaften dieser beiden Lüstlinge geworden zu sein. Für Athanasius jedoch gehörte all das bereits der Vergangenheit an …
    Endlich in der dem Studium günstigen Ruhe des Jesuitencollegiums von Palermo angekommen, half ich meinem Meister, Aufzeichnungen & Materialien zu ordnen, dann machten wir uns daran, für den Herzog von Hessen ein weiteres Exemplar jener
Camera

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