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Wo Tiger zu Hause sind

Wo Tiger zu Hause sind

Titel: Wo Tiger zu Hause sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Marie Blas de Roblès
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raschen Kunstgriff vermochte er präzise den Himmelszustand zu jedwedem Datum der Vergangenheit anzuzeigen. Auf Bitten der Professores & Studenten führte Kircher so nacheinander die Horoskope Unseres Herrn Jesu, des Pyrrhus, des Aristoteles und Alexanders des Großen aus.
    Bei dieser Gelegenheit auch – so sollte Pierre de Gassendi es später in seinen Erinnerungen schildern – wurde Nicolas Fabri de Peiresc, Ratsherr im Parlament von Aix & aus Beaugensier gebürtig, von Kirchers Studien in Kenntnis gesetzt. Als er erfuhr, dass mein Meister bereits für seine Erforschung der Hieroglyphen gerühmt ward, bestand er darauf, ihn kennenzulernen.
    Ein merkwürdiger Herr, dieser provenzalische Landedelmann: Für die Wissenschaften entbrannt & Freund der hervorragendsten Forscher, begeisterte er sich für die Altertümer der Ägypter & deren rätselhafte Schriftzeichen. Er gab ein Vermögen aus, um einen jeglichen irgend interessanten Gegenstand aus diesem Bereiche zu erwerben. Jüngst hatte Pater Minutius, Missionar in Ägypten und im Orient, ihm eine mit Hieroglyphen beschriebene Papyrusrolle geschenkt, welche man zu Füßen einer Mumie in einem Sarkophage gefunden hatte. Peiresc setzte große Hoffnung in Kirchers Befähigung, diesen Text zu entziffern, und so lud er ihn schriftlich zu sich nach Aix ein, wobei er ihm zugleich mehrere rare Bücher & eine Kopie der
Mensa Isiaca
, jener auch
Tafel des Bembo
geheißenen
Tafel des Isis
, als Präsente zukommen ließ. In einem Postskriptum bat er ihn, das gerühmte Manuskript des Rabbi Barachias Abenephius mit sich zu bringen, als dessen glücklicher Besitzer Athanasius Kircher bekannt war.
    Solcherlei Liebenswürdigkeit beeindruckte Kircher, & eines Tages im September 1633 reisten wir gemeinsam nach Aix, in unseren Effekten das benamte Manuskript als wie auch allerlei Werke in hebräischer, chaldäischer, arabischer & samaritischer Sprache.
    Monsieur de Peiresc empfing uns mit selten gesehener Liebenswürdigkeit & Freude. Er war höchlichst beglückt, meinem Meister zu begegnen, & unterließ nichts, ihm zu gefallen. Kircher seinerseits war sehr beeindruckt durch die Sammlungen, die unser Gastgeber uns nach & nach, um den Effekt der Demonstration klüglich zu kalkulieren, zu entdecken gab, wobei er sich selbst an unserer aufrichtigen Faszination delektierte. Sein Haus war angefüllt von ausgestopften & getrockneten Tieren aller Art, aber auch von einer Vielzahl ägyptischer Sammelgegenstände & Bücher. Hier sahen wir zum ersten Male den Phönicopterus, die Aspisviper, die Hornviper, die Lotosblume & allerlei ausgestopfte oder mumifizierte Katzen. In seinem Garten zeigte er uns mehrere Bäume von Rosenlorbeer, die er aus einem Spross hatte ziehen können, welchen er von Kardinal Barberini erhalten; dazu auch ein Wasserbecken, von Papyri umkränzt, aus denen er zu seiner Zerstreuung Papier herstellte, nach der Weise der alten Ägypter. Auch bewunderten wir eine Art mausgroßen Kleinhasen, der auf den Hinterpfoten lief & sich seiner kürzeren Vorderpfoten bediente, um nach der Manier der Affen zu halten, was man ihm zu fressen gab; eine auf den Namen Osiris getaufte Angorakatze, die Pater Gilles de Loche ihm aus Kairo mitgebracht hatte, sowie verschiedenerlei Manuskripte, die man zu hohen Kosten aus den koptischen Klöstern des Wadi-el-Natrun beschafft hatte.
    Mittlerweile ganz und gar von Athanasius eingenommen, entdeckte der Sieur de Peiresc uns endlich auch seine beiden menschlichen Mumien, deren eine, von beeindruckender Größe und Erhaltung, der Leichnam eines Fürsten war, welchselbes auch durch den Reichtum ihres Schmuckes bewiesen ward. Zu Füßen dieser Mumie befand sich denn auch jenes kleine Buch voller Hieroglyphen, von dem Peiresc Athanasius in seinem Briefe berichtet hatte. Dieses Buch war zusammengefügt aus alten Papyrusbögen, die mit ebendenselben Schriftzeichen beschrieben waren, wie man sie an den Obelisken fand. Stiere & andere Tiere waren hier zu sehen & sogar menschliche Figuren, umgeben von anderen, kleineren Zeichen wie jenen der Tafel des Bembo, doch keinerlei griechische Buchstaben.
    Kirchers Augen funkelten vor Erregung. Niemals zuvor hatte er ein echtes Exemplar dieser mysteriösen Schrift in Händen gehalten & konnte nicht umhin, sie allsogleich zu studieren. Peiresc erbat von ihm die Gunst, doch laut denken zu wollen, und Kircher tat es ohne Zögern. So konnte ich einmal mehr das einzigartige Genie & die Weite der Kenntnisse

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