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Wo unsere Träume wohnen

Wo unsere Träume wohnen

Titel: Wo unsere Träume wohnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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sicher, ob sein Gehör das alles unbeschadet überstanden hatte.
    Aber was war eine zeitweilige Taubheit gegen das Glück seiner Tochter? Die Pyjamaparty war ein voller Erfolg gewesen, und Stacey hatte sich riesig gefreut, ihre Großeltern zu sehen – und ihren älteren Onkel Steve mit seiner Frau Celeste und den drei Kindern sowie ihre Tante Mia mit ihrem Verlobten Grant und dessen vierjähriger Tochter Haley.
    „Vielen Dank, Daddy“, sagte sie zum wiederholten Mal. „Gern geschehen“, erwiderte Rudy und umarmte sie, bevor sie davonrannte, um mit ihrer vierzehn Jahre alten Cousine Julia wichtige Neuigkeiten auszutauschen.
    „Das Haus ist ein Traum! Wie aus einem Märchen! Sie hat ein Wunder vollbracht, nicht wahr, Benny?“, schwärmte Rudys Mutter und nahm Violets Hände in ihre.
    „Das hat sie.“ Sein Vater nahm einen Schluck Bier und nickte.
    Violet wirkte ein wenig überwältigt. Natürlich hatte Rudy sie vorgewarnt, aber Magda – die noch immer aussah, als würde sie gleich im Zirkus auftreten – und Benny – dessen weißen Vollbart ihn wie Santa Claus aussehen ließ – live zu erleben, war etwas ganz anderes.
    „Rudy schwört, ohne dich hätte er das hier nie geschafft“, sagte Benny Vaccarao.
    „Oh, ich weiß nicht …“
    „Verdammt richtig“, bestätigte Rudy und sah seinen Vater an, der ihm anerkennend mit der Bierflasche zuprostete. Sie sprachen über den Gasthof und Staceys Freundinnen, die letzten Spiele der Red Sox und Violets „prächtige Söhne“, über Bennys Arbeit mit Missbrauchsopfern, das Wetter und Kevins geplante Reise nach New Mexico. Alle redeten durcheinander, und Simon nutzte den Trubel, um den halben Käsekuchen zu verschlingen. Genau das habe ich mir gewünscht, dachte Rudy die ganze Zeit. Genau das will ich.
    Es läutete an der Haustür, als sein Bruder Steve gerade einen nicht jugendfreien Witz erzählte. Lachend ging Rudy nach vorn, öffnete die Tür, und sein Magen sauste nach unten wie ein Fahrstuhl, dessen Seile gerissen waren. Denn irgendwie wusste er sofort, dass der Hüne mit dem blonden Haar und den blauen Augen Violets Ex war.
    Einen Moment lang wirkte der Mann verwirrt. Dann riss er sich zusammen und sah Rudy in die Augen. „Ist … Violet da?“
    „Daddy!“, rief George und schob Rudy zu Seite, um sich zwischen die ausgebreiteten Arme seines Vaters zu werfen. „Du bist gekommen, du bist gekommen!“
    Mitch hob seinen Sohn auf die Hüfte und drückte ihn an sich.
    „Oh mein Gott … Mitch ?“
    Rudy fuhr herum, als könnte er Violet so den Schock ersparen.
    Und bekam selbst einen, als sie zu ihrem geschiedenen Mann rannte und ihn freudig umarmte.
    Unter allen denkbar peinlichen Momenten im Leben – ein zu Boden rutschendes trägerloses Kleid auf dem Schulball zum Beispiel – war dieser zweifellos einer der schlimmsten, fand Violet. Zumal als sie sich umdrehte und in die entsetzten Gesichter derjenigen schaute, auf die sie einen guten Eindruck hatte machen wollen.
    Und Rudy. Oh, lieber Gott. Rudy.
    Irgendwie schaffte sie es, Mitch mit den anderen bekannt zu machen, und fragte sich verzweifelt, was als Nächstes käme. Denn so plötzlich den Mann wiederzusehen, mit dem sie so lange zusammen gewesen war … ihn mit den Jungen … und Georges erleichtertes Lächeln, das ihr das Herz brach …
    Es gab so viele Erinnerungen.
    Zu viel Güte, um das alles einfach zu … vergessen.
    Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch flüchtete Violet ins Badezimmer. Wie benommen stützte sie sich aufs Waschbecken und starrte in den Spiegel. Die Frau, die sie darin sah, gefiel ihr nicht besonders. Denn sie hatte Mitchs Gesicht gesehen und wusste, warum er hier war. Und den besorgten, fast flehentlichen Ausdruck in Rudys Augen.
    Die Hoffnung in Georges Blick.
    Stöhnend ließ Violet sich auf dem Toilettendeckel nieder und atmete tief durch, bis ihr klar wurde, was sie jetzt tun musste.
    Sie fand Rudy in der Küche. Mit den Händen in den Taschen schaute er aus dem Fenster. Jemand, der so groß ist, sollte nicht so verletzlich aussehen, dachte sie betrübt.
    Als er sich zu ihr umdrehte, ließ die Resignation in seinen Augen sie zusammenzucken.
    „Es tut mir leid“, begann sie leise.
    „Es ist nicht deine Schuld“, sagte er und wandte sich ab.
    „Rudy, ich …“
    „Schon gut, Violet, ich verstehe.“
    Ein Messer in der Brust wäre weniger schmerzhaft gewesen. „Wie kannst du das, wenn ich es selbst nicht verstehe?“
    „Was jetzt?“, fragte er nach einer

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