Wo unsere Träume wohnen
Sommersprosse zu erkennen war. „Oh, Stacey …“ Sie zögerte, dann ging sie zu Stacey und nahm sie in den Arm. „Komm bloß nicht auf die Idee, die Hochzeitsglocken läuten zu hören, ja? Denn so weit sind wir noch lange nicht.“
Stacey sah Rudy an. Der nickte, sah allerdings ein bisschen enttäuscht aus. Offenbar waren die beiden sich nicht ganz einig. Das beunruhigte Stacey und trübte das Glück ein wenig, das sie endlich gefunden hatte.
Rückwärts ging sie zur Tür. „Ich gehe jetzt Hausaufgaben machen, dann muss ich mir nicht meinen Geburtstag damit verderben“, sagte sie. „Bis nachher.“
Stacey unterdrückte ihre Tränen, bis sie oben ankam. Warum konnte nicht ein einziges Mal in ihrem Leben alles so bleiben, wie es war? „Ich habe dir gesagt, es ist riskant“, murmelte Violet, als Staceys Schritte auf der Treppe leiser wurden.
„Was ist das Leben ohne Risiko?“ Rudy zog sie an sich und küsste sie. „Jetzt ist es heraus.“
Violet löste sich von ihm und ging an den Kühlschrank. Was wollte sie dort? Sie hatten alles, was man für eine Geburtstagsparty braucht. Pizza, Kuchen, genug Filme für ein ganzes Schuljahr.
„Fühlst du dich noch schuldig wegen gestern Nacht?“
Violet nahm Plastiktüten voller Gemüse heraus und schloss die Tür mit der Hüfte. Der Blick, den sie ihm zuwarf, ging Rudy unter die Haut. „Schuld ist nicht gerade das Wort, das mir dazu einfällt.“ Sie stellte die Tüten auf die Arbeitsfläche.
Nachdem das Licht im Zimmer ihrer Söhne ausgegangen war, hatte er noch eine Stunde gewartet und wie ein verknallter Teenager Steinchen gegen ihr Fenster geworfen. Und sie hatte ihn hereingelassen. In mehr als nur einer Hinsicht.
Sie hatten miteinander geschlafen, fast lautlos, halb angezogen, in der Küche, im Stehen! Danach hatten sie am Tisch gesessen, koffeinfreien Kaffee getrunken und geredet – über den Gasthof, Rudys Familie, Erziehung und was immer ihnen sonst noch einfiel.
Jetzt beobachtete er, wie sie Brokkoli, Rosenkohl, Babykarotten und Paprikaschnitzel auf einem Tablett arrangierte.
„Was ist los?“, fragte er nach einer Weile. Als sie nur mit den Achseln zuckte, legte er von hinten die Arme um sie und küsste ihre Schläfe. „Ich gebe keine Ruhe, bis du es mir sagst, also bring es hinter dich.“
„Ich bin glücklich, verdammt.“
„Du hörst dich nicht so an.“
„Dass ich glücklich bin, macht mir Angst.“
Rudy legte sein Kinn auf ihre Schulter. „Vergiss nicht, dass ich dich liebe.“
Ihre Hände bewegten sich schneller. „Und wäre ich ein normaler Mensch, würde mich das wahrscheinlich beruhigen. Aber da ich kein …“
„Leg den Brokkoli hin, und sieh mich an.“ Er nahm ihr ein Röschen aus der Hand, packte ihre Schultern und drehte sie zu sich um. „Zufällig liebe ich dich, weil du eben nicht normal bist. Was immer das bedeutet. Nicht weil du für den Gasthof schuftest, himmlisch kochen kannst oder weil wir beide nackt so gut zusammenpassen. Ich liebe dich, weil du zäh, echt und lustig bist. Und ein bisschen verrückt. Und zu deiner Information, auch ich habe Angst, weil ich dir das sage, obwohl ich weiß …“ Er strich ihr eine Locke aus der Stirn. „… dass du noch unfertig bist.“
Violet schmiegte sich an ihn und hielt ihn einfach nur fest.
„Nicht einfach für dich, was?“, entgegnete sie trocken.
„Ich hoffe, es lohnt sich.“
„Oh, Rudy“, sagte sie nach einem langen Moment. „Du hast mir von deiner Familie erzählt …“ Sie hob den Kopf. „So etwas hatte ich nie. Keine Geborgenheit, keine Sicherheit. Meine Kindheit war schwer, meine Ehe ist gescheitert … Ich habe Angst, jemandem zu vertrauen. Sogar mir selbst. Denn jedes Mal, wenn ich glaube, dass ich es kann, werde ich enttäuscht.“
„Also verbietest du dir, die Dinge zu wollen, die du dir am meisten wünschst?“
Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie nickte. „Du hast keine Ahnung, wie gern ich dir vertrauen und uns beiden eine Chance geben würde, Rudy. Aber ich habe solche Angst …“
Ihre Locken kitzelten ihn, als er ihren Kopf behutsam unter sein Kinn schob. „Ich habe eine gute Nachricht für dich.“ Er küsste ihr Haar. „Für Angst gibt es keinen Punktabzug.“
„Da habe ich ja Glück gehabt.“
Vierundzwanzig Stunden später hatte ein halbes Dutzend unablässig kreischender, kichernder, ab und zu auch sprechender Jugendlicher bei ihnen übernachtet und Rudys große Familie ihren lautstarken Auftritt gehabt. Er war nicht
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