Woche voller Samstage
herauf.
»Huch!«, schrie sie entsetzt und ließ es wieder los. »Was ist denn das?«
»Robinson!«, schrie das Sams und wackelte mit den Ohren. »Robinson Taschenbier!«
»Robinson Taschenbier?«, fragte Frau Rotkohl verblüfft.
»Darf – darf ich Ihnen meinen Neffen vorstellen«, stotterte Herr Taschenbier und wies auf das Sams. »Der kleine Robinson wollte so gern einmal seinen Onkel besuchen.«
»Der will bei Ihnen bleiben?«, fragte Frau Rotkohl. »Das erlaube ich nie und nimmer.«
»Ich würde natürlich mehr Miete bezahlen«, sagte Herr Taschenbier.
»Mehr Miete?«, fragte sie. »Na gut, dann kann er bleiben. Er muss sich aber vorher waschen. Er hat lauter blaue Flecken im Gesicht. Geh sofort ins Bad und wasch dir dein Gesicht! Aber wehe, du benutzt mein Handtuch! Du kannst dich ja an der Luft trocknen lassen. Pfui, wie du aussiehst, ganz gelb im Gesicht! Das kommt davon, weil dein Onkel so viel raucht. Und diese Nase, entsetzlich. Wie ein Schweinerüssel. Das kommt davon, weil du in der Nase gebohrt hast. Und dass du mir einen ordentlichen Scheitel hast, wenn du aus dem Bad kommst, verstanden? Was trägst du überhaupt für einen komischen Anzug, schämst du dich nicht, so herumzulaufen? Hast du keinen Pullover, Robinson? Kannst du nicht antworten, wenn dich ein Erwachsener etwas fragt?«
Das Sams stieg von seinem Stuhl herunter, ging stumm zur Tür hinaus und verschwand im Badezimmer. Sie hörten das Wasser plätschern, dann kam das Sams zurück und stellte sich vor Frau Rotkohl auf.
»Was soll das?«, schimpfte sie. »Du willst mir doch nicht erzählen, dass du dich in dieser halben Minute gewaschen hast, Robinson? Du hast ja immer noch blaue Flecken im Gesicht. Wieso hast du denn die Backen so aufgeblasen? Was hast du denn im Mund? Zeig sofort, was du im Mund hast, Robinson!«
Das Sams winkte ihr mit dem Finger, Frau Rotkohl beugte sich hinunter. Das Sams winkte sie noch näher heran, und als das Gesicht von Frau Rotkohl etwa in gleicher Höhe war wie seines, machte das Sams »pfff« und prustete Frau Rotkohl ungefähr drei Liter Wasser ins Gesicht.
»Hast du jetzt gesehen, was im Mund war?«, fragte es, als seine Backen leer waren. »Das war Wasser.«
Ehe sich Frau Rotkohl von ihrem Schreck erholt hatte, machte das Sams eine höfliche Verbeugung, sagte: »Auf Wiedersehen, Frau Rotkohl, viel Vergnügen, Frau Rotkohl, habe die Ehre, Frau Rotkohl«, und ging aus der Küche. Frau Rotkohl hatte sich gerade gefasst und wollte losschimpfen, da ging die Küchentür noch einmal auf, das Sams streckte seinen Kopf herein und sagte: »Und nicht so viel Zigarren rauchen, Frau Rotkohl, das schadet den Gardinen!«
Damit drehte es sich um und rannte aus dem Haus.
»So ein unverschämter Bengel. Der Junge setzt mir seinen Fuß nicht mehr in dieses Haus. Schämen Sie sich, Sie Onkel, Sie!«, schimpfte Frau Rotkohl. »Holen Sie sofort ein Handtuch, was sitzen Sie hier herum und grinsen! Schnell, oder Sie fliegen raus!«
Herr Taschenbier brachte ein Handtuch aus dem Bad und reichte es ihr. Dann holte er seine Aktentasche aus dem Zimmer und ging. Vor der Haustür schien ihm noch etwas einzufallen. Grinsend ging er zur Küche zurück, steckte den Kopf durch die Tür und sagte höflich:
»Auf Wiedersehen, Frau Rotkohl, viel Vergnügen, Frau Rotkohl, habe die Ehre, Frau Rotkohl!«
»Seien Sie still!«, schrie sie und warf mit dem Handtuch nach ihm.
»Aber, Frau Rotkohl!«, sagte er und hob das Handtuch auf. »Seit wann darf man sich von Ihnen nicht höflich verabschieden?«
Und ehe sie etwas erwidern konnte, drehte er sich um und ging pfeifend aus dem Haus. Draußen blickte er sich um, aber vom Sams war keine Spur zu sehen.
Nach einer Weile kam seine Straßenbahn. Er stieg ein, setzte sich auf einen der vorderen Plätze und begann Zeitung zu lesen. An der nächsten Haltestelle stiegen viele Leute zu. Hinten beim Schaffner war ein großes Gedränge. Und aus diesem Gedränge hörte er plötzlich eine durchdringende Stimme: »Ich will eine Fahrkarte.«
»Wohin denn?«, fragte der Schaffner.
»In die Hand«, sagte die gleiche hohe Stimme.
Herr Taschenbier sprang auf. Sollte das Sams hier im Wagen sein? Das war unmöglich. Er musste sich getäuscht haben! Schließlich gab es ja viele ähnliche Stimmen.
»Wohin du fahren willst«, sagte der Schaffner.
»Ins Büro«, erklärte die Stimme. Die umstehenden Leute lachten.
»Zeig mal dein Geld!«, forderte der Schaffner barsch.
»Warum?«, fragte die hohe
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